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Hochschule Geisenheim erprobt sensorgesteuerte Präzisionsdüngung im Weinbau

Ein Baustein, um die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion zu steigern, ist die effizientere Applikation von Betriebsmitteln. Hier setzt die Hochschule Geisenheim im Rahmen des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Experimentierfelds DIWAKOPTER an: Gemeinsam mit der Rauch GmbH und Fritzmeier Umwelttechnik untersuchen Geisenheimer Forscher die Einsatzmöglichkeiten sensorgesteuerter Präzisionsdüngung im Weinbau. Die begleitenden Versuche – die ersten ihrer Art im deutschsprachigen Raum – führen sie auf den Flächen der Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach durch.
Steigende Ansprüche von Gesetzgeber und Gesellschaft im Hinblick auf Ressourceneffizienz, die Sicherheit und Umweltverträglichkeit der weinbaulichen Produktion bei gleichzeitig steigendem Kostendruck und globalem Wettbewerb: In diesem Spannungsfeld müssen Weinbaubetriebe neue Wege finden, um weiterhin wirtschaftlich agieren zu können. „Ein wichtiger Baustein sind dafür digitale Lösungen in den verschiedenen Schritten der Weinproduktion“, sagt Dr. Matthias Friedel vom Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau der Hochschule Geisenheim. Er koordiniert aktuell einen Versuch zur sensorgesteuerten Ausbringung von Stickstoffdünger, die es Winzern ermöglichen soll, die Düngermenge effizient auf den Düngebedarf der einzelnen Rebe abzustimmen – und damit auch den verschärften Grenzwerten und Auflagen gerecht zu werden, die die Novellierung der Düngeverordnung 2020 mit sich gebracht hat.
„Ein am Schlepper angebrachter Sensor misst über die Reflexion der Blätter den Versorgungszustand der Rebe. Diese Information wird digital an den Düngestreuer weitergegeben, der die Gabe reguliert: Bereits gut versorgte Reben erhalten weniger Dünger, schlecht versorge Reben mehr“, erläutert Friedel das Verfahren, das er mit seinem Team im Mai 2022 auf den Flächen der Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach erstmals erprobte. Unterstützt wurden die Geisenheimer Forschenden dabei von Sensorhersteller Fritzmeier Umwelttechnik und der Rauch GmbH, einem führenden Hersteller von Präzisionsdüngestreuern.
Der Weinbau hängt bei der Digitalisierung hinterher
„Es ist der erste Einsatz dieser Technik in einem on-farm-Versuch für den Weinbau im deutschsprachigen Raum“, ordnet Friedel das Vorhaben ein. „In weiten Teilen der Flächenlandwirtschaft sind digitale Techniken bereits im Alltag angekommen. Der Weinbau als landwirtschaftliche Nische war für die Hersteller von Präzisionslandmaschinen indes bisher wenig attraktiv, weil schlicht zu klein und zu langsam.“ Um die Vorteile der Präzisionslandwirtschaft auch in die Weinbauflächen zu bringen, testet und etabliert die Hochschule Geisenheim gemeinsam mit den Hessischen Staatsweingütern Kloster Eberbach verschiedene Techniken der digitalen Landwirtschaft im Weinbau. Die Projektpartner werden dabei im Rahmen der Experimentierfelder zur Digitalisierung der Landwirtschaft vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit 1,8 Millionen Euro gefördert.
Von der Theorie in die Praxis
Die Experimentierfelder zur Digitalisierung in der Landwirtschaft sind ein Forschungsverbund aus 14 Einzelprojekten; im Experimentierfeld DIWAKOPTER untersuchen Geisenheimer Forschende den Einsatz von Drohnen und Sensoren in Pflanzenschutz und Düngung. Übergeordnetes Ziel des Verbunds ist ein Transfer digitaler Technologien in die landwirtschaftliche Praxis, um die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit der heimischen Landwirtschaft, das Tierwohl und den Verbraucherschutz zu verbessern.
Bei der Regionalkonferenz des Experimentierfelds DIWAKOPTER am 13. Juli 2022 können sich Winzerinnen und Winzer sowie in der Landwirtschaft Beschäftigte am Institut für Technik der Hochschule Geisenheim persönlich über den aktuellen Stand und die Zukunftsperspektiven der Digitalisierung in der Branche informieren. Innovatorinnen und Innovatoren aus der Wirtschaft stehen ebenso wie die Geisenheimer Forscher für den Austausch bereit; ergänzt wird das Programm durch Fachvorträge aus Wissenschaft und Weinbaupraxis.

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Fast jedes zweite Unternehmen klagt über fehlendes Fachpersonal

Aktuell erleben 45,7 % der Unternehmen in Deutschland eine Behinderung ihrer Geschäftstätigkeit durch fehlendes Fachpersonal. Das zeigt das aktuelle KfW-ifo-Fachkräftebarometer. Durch die wirtschaftliche Abschwächung und die eingetrübten Konjunkturerwartungen haben sich die Arbeitskräftenachfrage und die Fachkräfteknappheit gegenüber dem 3. Quartal zwar leicht abgeschwächt. Aber gegenüber dem Vorjahr hat sich der Fachkräftemangel im Jahr 2022 trotz der weiter lodernden Ukraine-Krise noch einmal verstärkt.
Im Herbst 2022 fehlt es weiterhin in allen Wirtschaftszweigen an fachlich qualifizierten Mitarbeitenden. Spitzenreiter bleibt der Dienstleistungssektor, in dem aktuell jedes zweite Unternehmen über fehlendes Fachpersonal klagt (48,2 %). Es folgt das Verarbeitende Gewerbe mit einer Betroffenheit von 42,1 % der Firmen vor dem Handel (37,6 %) und dem Bau (37 %).
Die deutsche Wirtschaft befindet sich aktuell am Rande einer Rezession. Dennoch stellen zahlreiche Unternehmen weiter ein. Im November waren bei der Bundesagentur für Arbeit 823.000 offene Stellen gemeldet, erheblich mehr als vor Beginn der Corona-Krise. Setzt sich die wirtschaftliche Erholung ab dem Frühjahr nächsten Jahres fort, wird die Arbeitskräftenachfrage wieder stärker steigen. Im Durchschnitt dauert es 5 Monate, bis eine gemeldete offene Stelle besetzt werden kann. Diese so genannte Vakanzzeit stieg im Jahr 2022 steil an, 2021 lag sie noch bei 4 Monaten, 2010 bei 2 Monaten.
Die Arbeitslosen in Deutschland können nur begrenzt dazu beitragen, die offenen Stellen zu besetzen, denn die Hälfte von ihnen ist lediglich als Helfer qualifiziert und bräuchte für 80 % der gemeldeten offen Stellen erst eine Berufsausbildung. 1,3 Millionen arbeitslosen Hilfskräften stehen nur 184.000 gemeldete offene Hilfskraftstellen gegenüber.
Die Zahl der gesamtwirtschaftlich geleisteten Arbeitsstunden ist im Jahr 2022 zwar wieder gestiegen. Sie ist aber niedriger als vor der Corona-Krise, weil die Erwerbstätigen pro Kopf weniger Stunden arbeiten. Die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigen stagnierte in den letzten 5 Jahren fast. Hält dies an, während die Erwerbstätigenzahl demografisch bedingt abnimmt, könnte bereits in 3 bis 4 Jahren eine Phase dauerhaft schrumpfenden Bruttoinlandsprodukts eintreten. Dies wäre von der Wirkung her etwa so, als befände sich Deutschland in einer andauernden Rezession.
„Deutschland steht vor einem demografischen Strukturwandel von historischer Dimension. Bei einem Zuwanderungssaldo von Null würde die Zahl der Einwohner im Erwerbsalter von 20 bis 66 bis 2040 um 9,3 Millionen Personen oder 18 % sinken. Ohne zügiges und ausreichendes Gegensteuern wird die Fachkräfteknappheit daher weiter zunehmen“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Der demografische Wandel reicht derart weit, dass an mehreren Hebeln gleichzeitig angesetzt werden muss, um den Wohlstand zu sichern und zugleich die großen Herausforderungen zu bewältigen, allen voran die Transformation zur grünen und digitalen Wirtschaft. Vor allem eine Steigerung der Erwerbsbeteiligung aller derjenigen, die schon in Deutschland sind, nämlich von Frauen, älteren Beschäftigten, geringfügig Beschäftigten und Arbeitslosen spielt eine zentrale Rolle. Dazu kommt die Notwendigkeit einer gezielten Zuwanderung in den Arbeitsmarkt. Zudem braucht es eine höhere Arbeitsproduktivität, die den Fachkräftebedarf, dort wo Fachkräfte fehlen, verringert.“
Das KfW-ifo-Fachkräftebarometer erscheint zweimal jährlich, jeweils im Frühsommer und im Herbst. Die aktuelle Ausgabe ist ebenso wie die Studie von KfW Research zum Thema Fachkräftezuwanderung abrufbar unter:
KfW-ifo-Fachkräftebarometer | KfW
Zur Konstruktion und Interpretation des KfW-ifo-Fachkräftebarometers
Für das KfW-ifo-Fachkräftebarometer wertet KfW Research die ifo Konjunkturumfragen aus, aus denen unter anderem auch der bekannte ifo-Geschäftsklimaindex berechnet wird. Im Fachkräftebarometer wird über den Anteil der Unternehmen in Deutschland berichtet, die angeben, dass ihre Geschäftstätigkeit derzeit durch Fachkräftemangel behindert wird. Hierzu werden einmal pro Quartal rund 9.000 Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Handel sowie Dienstleistungen (ohne Kreditgewerbe, Versicherungen und Staat) befragt, darunter rund 7.500 Mittelständler. Neben einem Gesamtindikator zum Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft sowie Indikatoren für verschiedene Sektoren und Regionen, können die Daten auch unternehmensgrößenbezogen nach Mittelständlern und Großunternehmen getrennt ausgewertet werden. Dabei zählen grundsätzlich diejenigen Unternehmen zu den Mittelständlern, die nicht mehr als 500 Beschäftigte haben und maximal 50 Mio. EUR Jahresumsatz erzielen. Zur Erhöhung der analytischen Trennschärfe müssen diese quantitativen Abgrenzungen allerdings beim Einzelhandel (maximal 12,5 Mio. EUR Jahresumsatz), beim Bauhauptgewerbe (bis zu 200 Beschäftigte) und bei den Dienstleistungen (maximal 25 Mio. EUR Jahresumsatz) enger gezogen werden. Alle Unternehmen, die mindestens einen dieser Grenzwerte überschreiten, werden als Großunternehmen klassifiziert.
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Sicherheitstipps der Feuerwehr zum Jahreswechsel

Brennende Balkone, Wohnungen oder gar Häuser, Rettungsdiensteinsätze und Unfälle: Den Feuerwehren und Rettungsdiensten steht zu Silvester die arbeitsreichste Nacht des Jahres bevor. Jede Verletzung, die vermieden werden kann, entlastet Rettungsdienst und Notaufnahmen.
Häufig werden Verletzungen und Brände durch den unachtsamen Umgang mit Feuerwerkskörpern verursacht. Nicht geprüfte Knallkörper, illegal eingeführt oder auch selbst gebastelt, stellen eine besondere Gefahr dar. Vor allem Minderjährige sind von Feuerwerkskörpern fasziniert. Erwachsene sollten daher mit ihren Kindern über die Gefahren reden. Wer umsichtig und verantwortungsvoll mit Böllern umgeht, kann als Vorbild so manche schwere Verletzung verhindern.
Viele Freiwillige Feuerwehren bereiten sich auf die Silvesternacht vor. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte verzichten auf Alkohol und feiern teilweise sogar in den Feuerwehrhäusern, damit sie schnell für die Bürgerinnen und Bürger einsatzbereit sind.
Die Feuerwehr gibt folgende acht Tipps für eine möglichst sichere Silvesterfeier:
-Feuerwerkskörper und Raketen sind "Sprengstoff". Lassen Sie Jugendliche unter 18 Jahren nicht damit hantieren.
-Beachten Sie unbedingt die Gebrauchshinweise der Hersteller. Mit wenigen Ausnahmen ist eine Verwendung von Feuerwerk in geschlossenen Räumen verboten.
-Zünden Sie Feuerwerkskörper nur dort, wo dies auch erlaubt ist. Das Abbrennen der Böller in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen ist untersagt. Dieses Verbot gilt auch für Fachwerk- und Reetdachhäuser.
-Nehmen Sie nach dem Anzünden einen ausreichenden Sicherheitsabstand ein. Werfen Sie Feuerwerkskörper und Raketen nicht blindlings weg - und zielen Sie niemals auf Menschen. Zünden Sie nicht gezündete Feuerwerkskörper (Blindgänger) niemals noch einmal.
-Stellen Sie auf keinen Fall Feuerwerkskörper selbst her oder erwerben illegal vertriebenes Feuerwerk. Hierbei kann es zu schwersten Verletzungen kommen!
-Bewahren Sie Feuerwerkskörper so auf, dass keine Selbstentzündung möglich ist. Tragen Sie Feuerwerk niemals am Körper, etwa in Jacken- oder Hosentaschen.
-Schützen Sie Ihre Wohnung in der Silvesternacht vor Brandgefahren. Entfernen Sie Möbel, Hausrat und andere brennbare Gegenstände von Balkonen und Terrassen. Halten Sie Fenster und Türen geschlossen.
-Wählen Sie bei einem Brand oder Unfall sofort den Notruf 112. Nur eine schnelle Meldung bietet Gewähr für effektive Hilfe.
Rückfragen bitte an:
Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienst
Rheingau-Taunus-Kreis
Kreisbrandmeister
Michael Ehresmann
Telefon: 0176 — 21 60 38 08
E‑Mail: s5@rheingau-taunus.de