Wirtschaft
Corona-Hilfen lassen KfW-Geschäftsvolumen auf Rekordwert steigen

Das Fördergeschäft der KfW hat im Jahr 2020 ein Volumen von 135,3 Mrd. EUR (+ 75 %) und damit einen historischen Höchstwert erreicht. Wesentliche Treiber des starken Wachstums waren die Maßnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie im In- und Ausland, die ein Volumen von 50,9 Mrd. EUR (nach Abzug von Storni und Verzichten auf Zusagen in Höhe von 10,8 Mrd. EUR) erreichten, was einem Anteil am gesamten Geschäftsvolumen von 38 % entspricht. Allein in Deutschland hat die KfW im vergangenen Jahr rund eine Million an Krediten, Zuschüssen und anderen Finanzierungen in Höhe von 106,4 Mrd. EUR zugesagt. Zum Wachstum des Fördervolumens in Deutschland haben auch die Förderprogramme im Bereich Energieeffizient Bauen und Sanieren beigetragen, die ihr Volumen im Förderbereich Wohnen um 140 % auf 26,8 Mrd. EUR steigern konnten. Die Zusagen der KfW Capital erreichten im Jahr 2020 insgesamt 871 Mio. EUR.
Das Geschäftsfeld Entwicklungs- und Schwellenländer konnte mit einem Volumen von 12,4 Mrd. EUR sein Geschäft um 16 % steigern. Davon entfielen 11 Mrd. EUR auf die KfW Entwicklungsbank und 1,4 Mrd. EUR auf die DEG. In der KfW Entwicklungsbank lag der regionale Schwerpunkt mit 48 % der Zusagen (knapp 5,2 Mrd. EUR) auf Afrika und Nahost.
Das Zusagevolumen im Geschäftsfeld Export- und Projektfinanzierung, das Finanzierungen im Interesse der deutschen und europäischen Wirtschaft bereitstellt, lag mit 16,6 Mrd. EUR trotz der Auswirkungen der Corona-Krise auf den Welthandel zwar deutlich unter dem Rekordwert des Vorjahres (2019: 22,1 Mrd. EUR), konnte aber in der Größenordnung der vorherigen Jahre gehalten werden.
Die für die Fördertätigkeit der KfW maßgeblichen qualitativen Zielmarken haben sich weiter positiv entwickelt. So lag der Anteil der Klima- und Umweltschutzförderung („Umweltquote“) bei 33 % (>50 % nach Bereinigung um Corona-Sondermaßnahmen), der Anteil der Mittelstandsförderung („Mittelstandsquote“) ist getrieben um die Corona-Sondermaßnahmen auf 48 % gestiegen (2019: 40 %).
Der Vorstandsvorsitzende der KfW, Dr. Günther Bräunig, sagt: „Das Jahr 2020 war für die KfW ein ganz besonderes Jahr. Nie zuvor waren wir als Förderbank auf diese Weise gefordert. Mit mehr als 50 Milliarden Euro hat die KfW Unternehmen, Start-ups, Studierende und gemeinnützige Organisationen in Deutschland, aber auch ihre Partner in Entwicklungs- und Schwellenländern bei ihrem Kampf gegen die Folgen der Pandemie unterstützt. Gleichzeitig haben wir in unserem Engagement für nachhaltige Entwicklung, Digitalisierung und Innovation nicht nachgelassen.“
Zum Ausblick auf das Jahr 2021 fügt Bräunig hinzu: „Dem Corona-Jahr 2020 folgt das Corona-Jahr 2021 – nur unter anderen Vorzeichen. Die angelaufenen Impfungen stimmen zuversichtlich, dennoch wird uns die Corona-Pandemie auch im neuen Jahr sowohl im Neugeschäft als auch im Bestand weiter beschäftigen. Zugleich warten neue, große Aufgaben auf uns: Der Aufbau und die Umsetzung des zehn Milliarden Euro umfassenden Zukunftsfonds gehört dazu. Eine funktionierende Start-up-Kultur ist für den Wiederaufbau nach der Krise besonders wichtig. Wir werden die Wirtschaft weiter bei der Transformation zu mehr Klima‑, Umwelt- und Ressourcenschutz begleiten und unseren Beitrag zur Digitalisierung von Unternehmen und zum Ausbau kommunaler Infrastruktur leisten.“
Die Ergebnisse der Förderaktivitäten im Einzelnen
Mit einem Fördervolumen von 86,3 Mrd. EUR per 31.12.2020 bewegte sich das Neugeschäft im Geschäftsfeld Mittelstandsbank & Private Kunden auf historischem Höchststand (2019: 36,0 Mrd. EUR). Dabei verzeichnete das gewerbliche Segment Mittelstandsbank eine enorme Steigerung des Fördervolumens auf 48,1 Mrd. EUR (2019: 15,3 Mrd. EUR), die vor allem auf die Corona-Hilfsprogramme im Auftrag der Bundesregierung zurückzuführen ist. Hierüber erhielten Unternehmen Kredite von insgesamt 35,6 Mrd. EUR zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise.
Im Förderschwerpunkt Gründung & Unternehmensinvestitionen wurden 39,7 Mrd. EUR (2019: 6,8 Mrd. EUR) zugesagt. Haupttreiber waren auch hier die Corona-Hilfsprogramme: Der KfW-Unternehmerkredit hat sein Volumen nahezu verzehnfacht und verzeichnete Zusagen in Höhe von 29,3 Mrd. EUR (2019: 3,1 Mrd. EUR), davon 28,3 Mrd. EUR aus dem Corona-Sonderprogramm, der KfW-Schnellkredit erreichte Zusagen von 5,9 Mrd. EUR.
Im Schwerpunkt Energieeffizienz & Erneuerbare Energien, dessen Programme die Klimaziele der Bundesregierung unterstützen, lagen die Neuzusagen mit 7,6 Mrd. EUR ungefähr auf dem Vorjahresniveau (8,1 Mrd. EUR). Hier konnte insbesondere das gesteigerte Zusagevolumen im KfW-Programm Erneuerbare Energien von 3,7 Mrd. EUR (2019: 2,9 Mrd. EUR) das ausgelaufene Energieeffizienzprogramm Abwärme (2019: 1,0 Mrd. EUR) ausgleichen.
Der Förderschwerpunkt Innovation erzielte im Jahr 2020 ein Fördervolumen von 0,8 Mrd. EUR (2019: 0,4 Mrd. EUR). Hiervon wurden im ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit 0,7 Mrd. EUR (2019: 0,4 Mrd. EUR) zugesagt.
Mit 38,2 Mrd. EUR erzielte auch das Segment Private Kunden ein Fördervolumen, das signifikant über dem Vorjahresergebnis lag (2019: 20,6 Mrd. EUR). Den größten Beitrag leistete hierzu die Produktfamilie Energieeffizient Bauen und Sanieren im Förderschwerpunkt Energieeffizienz & Erneuerbare Energien mit einem Zusagevolumen von 26,9 Mrd. EUR (2019: 11,2 Mrd. EUR). Die zu Beginn des Jahres 2020 verbesserten Förderkonditionen bei den Programmen Energieeffizient Bauen und Sanieren, mit denen Investitionen in den energetisch hochwertigen Neubau und die energieeffiziente Sanierung von Bestandsimmobilien gefördert werden, führten zu einer signifikanten Zusagesteigerung auf 26,8 Mrd. EUR (2019: 11,2 Mrd. EUR). Zudem ist zum 24.11.2020 mit großer Nachfrage ein neuer Investitionszuschuss für Ladestationen bei Wohngebäuden für Elektroautos (private Ladeinfrastruktur) gestartet, für den bis Jahresende bereits rund 140.000 Zusagen über 0,1 Mrd. EUR erteilt werden konnten. Auch die Nachfrage im Bereich Wohnen (Wohneigentumsförderung und Altersgerecht Umbauen) verzeichnete trotz Corona-Krise mit Zusagen über 8,8 Mrd. EUR (2019: 7,6 Mrd. EUR) eine Steigerung, entsprechend der anhaltend soliden Baukonjunktur. Im Zuschussprogramm Baukindergeld wurden 124.731 Anträge im Volumen von 2,6 Mrd. EUR zugesagt.
Der Förderschwerpunkt Bildung erzielte Zusagen in Höhe von 2,5 Mrd. EUR (2019: 1,9 Mrd. EUR). Der deutliche Anstieg im Vergleich zum Vorjahr basierte vor allem auf Produktanpassungen im KfW-Studienkredit als Corona-Hilfsmaßnahme (Nullzins und Erweiterung des Antragstellerkreises).
Im Geschäftsfeld Individualfinanzierung & Öffentliche Kunden erreichte das Zusagevolumen einen Wert von 19,2 Mrd. EUR, welcher sehr deutlich über dem Vorjahreswert (2019: 7,2 Mrd. EUR) lag. Auch diese Entwicklung ist maßgeblich auf die Zusagen aus den Corona-Hilfsprogrammen zurückzuführen.
Die Individualfinanzierung Unternehmen wurde durch das hohe Zusagevolumen des Corona-Sonderprogramms Direktbeteiligung für Konsortialfinanzierung geprägt. Bei einem Gesamtvolumen von 9,3 Mrd. EUR (2019: 0,3 Mrd. EUR) wurden innerhalb des Sonderprogramms allein 8,4 Mrd. EUR an Unternehmen zugesagt. Hierin nicht enthalten sind weitere Kreditzusagen in einer Größenordnung von 6,1 Mrd. EUR, die bereits zurückgeführt worden sind.
Die Förderung für Kommunale & Soziale Infrastruktur erreichte ein Zusagevolumen von 4,8 Mrd. EUR. Dies bedeutet einen signifikanten Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum (2019: 3,9 Mrd. EUR). Ein wesentlicher Faktor war hierbei die über Landesförderinstitute ausgereichte Corona-Hilfe für gemeinnützige Unternehmen mit einem Volumen von 0,5 Mrd. EUR. Ebenfalls erfuhr die Zuschussförderung „Modellprojekte Smart Cities“ eine signifikante Steigerung und erreichte 0,3 Mrd. EUR (2019: 0,1 Mrd. EUR).
Die Individualfinanzierung Banken & Landesförderinstitute zeigte mit einem Zusagevolumen von 5,1 Mrd. EUR eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum (2019: 3,1 Mrd. EUR). Maßgeblich waren hier die auf 3,2 Mrd. EUR gestiegene Nachfrage nach Allgemeiner Refinanzierung der Landesförderinstitute (2019: 1,3 Mrd. EUR) und im Rahmen der Corona-Hilfsprogramme ausgereichte Globaldarlehen an Landesförderinstitute für Start-ups (2. Säule des Corona-Maßnahmenpakets des Bundes für Start-ups) in Höhe von 0,6 Mrd. EUR.
Die Zusagen des Geschäftsfeldes KfW Capital beliefen sich im Jahr 2020 insgesamt auf 871 Mio. EUR (inkl. Zusagen des Europäischen Investitionsfonds (EIF) im Rahmen des Corona-Maßnahmenpakets des Bundes für Start-ups).
Das Zusagevolumen im Programm „ERP-Venture Capital-Fondsinvestments“, das KfW Capital mit Unterstützung des ERP-Sondervermögens durchführt, konnte dabei planmäßig trotz Corona-Pandemie von 155 Mio. EUR um rd. 19 % auf 184 Mio. EUR gesteigert werden. Insgesamt erhielten im vergangenen Jahr 12 VC-Fonds Neuzusagen aus dem ERP-VC-Programm und finanzieren daraus innovative Wachstumsunternehmen in Deutschland.
Daneben entwickelte KfW Capital vor dem Hintergrund der Pandemie (gemeinsam mit dem Bund und der KfW) die 1. Säule des Corona-Maßnahmenpakets des Bundes für Start-ups und führte diese seit Mitte Mai 2020 gemeinsam mit dem Europäischen Investitionsfonds durch. Zum Jahresende wurden im Rahmen dieser Säule, zu der u.a. die Corona Matching Fazilität gehört, bisher rd. 685 Mio. EUR an VC-Fonds vertraglich (inkl. EIF/High-Tech Gründerfonds (HTGF), exklusive ERP-Startfonds) zugesagt.
Bei der KfW IPEX-Bank, die das Geschäftsfeld Export- und Projektfinanzierung verantwortet, und Finanzierungen zur Begleitung deutscher und europäischer Unternehmen auf den globalen Märkten bereitstellt, schlugen sich die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Welthandel und große Teile der gesamten Weltwirtschaft wie erwartet im Neugeschäft nieder. Die Neuzusagen von insgesamt 16,6 Mrd. EUR lagen zwar deutlich unter dem Rekordwert des Vorjahres (2019: 22,1 Mrd. EUR), konnten aber in der Größenordnung der vorherigen Jahre gehalten werden.
Zum Neugeschäft haben alle Geschäftssparten gleichmäßig beigetragen. Den höchsten Anteil hatte mit 2,8 Mrd. EUR dabei erneut die Geschäftssparte Energie und Umwelt (2019: 3,2 Mrd. EUR). Hierzu zählen vor allem Projekte Erneuerbarer Energien wie Windenergie- und Photovoltaikanlagen, was das Engagement der KfW IPEX-Bank für den Umwelt- und Klimaschutz unterstreicht. Eine immer größere Rolle spielen Finanzierungen zum Ausbau der digitalen Infrastruktur, wie Glasfaserprojekte oder die Errichtung von Rechenzentren.
Der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank konnte die Zusagen im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern. 2020 stellte die KfW im Auftrag der Bundesregierung 11 Mrd. EUR (2019: 8,8 Mrd. EUR) für Finanzierungen in Entwicklungs- und Schwellenländern bereit. Ursächlich für die Steigerung sind die Anstrengungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und ihrer sozioökonomischen Folgen. Die KfW hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) dabei unterstützt, innerhalb weniger Monate ein umfassendes Corona-Sofortprogramm für die Partnerländer der deutschen Entwicklungszusammenarbeit aufzustellen. Bis Jahresende konnten über die KfW insgesamt rund 4 Mrd. EUR für die Umsetzung des Programms mobilisiert werden. Die Unterstützung ist vielfältig: von der Beschaffung von medizinischen Geräten und Tests über Nahrungsmittelhilfen bis zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Liquidität für Unternehmen und Staaten.
Die DEG konnte im Jahr 2020 – bei insgesamt sehr fordernden Rahmenbedingungen infolge der Corona-Pandemie – für Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern rund 1,4 Mrd. EUR zusagen (2019: 1,8 Mrd. EUR). Weitere 378 Mio. EUR wurden bei privaten Investoren mobilisiert (2019: 280 Mio. EUR). Um die Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen, stellte die DEG bei Bedarf etwa kurzfristige Liquiditätshilfe für Unternehmen bereit. Über 50 Mio. EUR flossen in die Kofinanzierung von Covid-19-Response-Maßnahmen. Regional betrachtet entfiel mit über einem Drittel der größte Anteil des DEG-Neugeschäfts auf Asien, gefolgt von Afrika und Lateinamerika.
Das Geschäftsfeld Finanzmärkte der KfW unterstützte mit Investitionen in Green Bonds in Höhe von 400 Mio. EUR den Klima- und Umweltschutz. Für das Jahr 2021 plant die KfW erneut eine Neuanlage von 400 Mio. EUR für das Green-Bond-Portfolio.
Zur Refinanzierung ihres Fördergeschäftes nahm die KfW 2020 Mittel in Höhe von 66,4 Mrd. EUR an den internationalen Kapitalmärkten auf. Insgesamt wurden 172 Transaktionen in 14 verschiedenen Währungen emittiert. 14 „Green Bonds – Made by KfW“ Transaktionen trugen mit 8,3 Mrd. EUR 12,6 % zur Refinanzierung bei, so viel wie noch nie. Im Vergleich zum Vorjahr emittierte die KfW im Euro (Anteil 64 %) rd. 700 Mio. EUR mehr. Als zweitwichtigste Währung mit einem Anteil von 24 % leicht unter Vorjahr bleibt der US Dollar von großer Bedeutung für die KfW.
Im Zuge des KfW Corona-Sonderprogramms wurden mit dem Zugang zu den Bundesauktionen über den bundeseigenen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) und der Teilnahme an der gezielten längerfristigen Refinanzierung des Eurosystems über TLTRO III neue Refinanzierungsquellen erschlossen.
Für das Jahr 2021 wird eine langfristige Mittelaufnahme über die Kapitalmärkte in Höhe von 70 bis 80 Mrd. EUR geplant; die Bandbreite ist breiter gewählt als in der Vergangenheit, da eine Teilnahme der KfW am TLTRO im Jahr 2021 noch offen ist. Die Nutzung weiterer Mittel aus dem WSF hängt von der Entwicklung des KfW Corona-Sonderprogramms ab, das voraussichtlich bis Ende Juni 2021 läuft.
Die Diversifizierung nach Produkten und Währungen gewährleistet hierbei Kontinuität und Flexibilität, um bestmögliche Refinanzierungsergebnisse für das Fördergeschäft zu erzielen. Zum 29.01.2021 lag das Refinanzierungsvolumen bereits bei 14,6 Mrd. EUR.

Lokal
Im Bau stürzt die Stimmung ab und es fehlt an Material

Die Materialengpässe auf dem Bau haben sich nochmals deutlich verschärft. Gleichzeitig haben sich die Erwartungen in der Branche dramatisch verschlechtert. Das geht aus den Umfragen des ifo Instituts hervor. Im Hochbau zeigten sich im April 54,2 Prozent der Betriebe von Lieferengpässen betroffen, nach 37,2 Prozent im März, beim Tiefbau 46,2 Prozent, nach noch 31,5 Prozent. „Das sind Höchststände seit Beginn der Zeitreihe 1991“, sagt ifo-Forscher Felix Leiss. Auch die Geschäftserwartungen haben sich verdunkelt. Im Hochbau notierten sie bei minus 46,9 Punkten, das ist ebenfalls der tiefste Stand seit 1991. Im Tiefbau waren es sogar minus 48,6 Punkte.
„Russland und die Ukraine sind wichtige Lieferanten von Baustahl, hier herrscht nun Knappheit. Beim Bitumen – benötigt für den Straßenbau und zur Abdichtung – gibt es weitere Verwerfungen. Die Herstellung vieler Baumaterialien ist zudem sehr energieintensiv. Die starken Preisanstiege bei den Energieträgern bedrohen deshalb auch die heimische Produktion und sorgen für weitere Verteuerungen beim Baumaterial“, ergänzt Leiss.
„Bei laufenden Projekten stellt sich die Frage, inwieweit Kostensteigerungen weitergegeben werden können. Neue Projekte sind kaum kalkulierbar. Auf der anderen Seite steigen für Bauherren die Zinsen für die Finanzierung“, sagt Leiss weiter. Daher kommt es bereits zu mehr Auftragsstornierungen, wie die ifo-Umfrage weiter zeigt. Im April meldeten das 7,5 Prozent der Hochbauer, nach 4,6 Prozent im März. Bei den Tiefbauern beklagten 9,3 Prozent Stornos, im März waren es nur 3,9 Prozent.

Lokal
VC-Markt im Stimmungshoch

Der Stimmungsaufschwung auf dem deutschen Venture Capital-Markt setzt sich auch im 2. Quartal 2021 fort. Der Geschäftsklimaindikator des Frühphasensegments steigt um 10,5 Zähler auf 37,8 Saldenpunkte und markiert damit einen neuen Bestwert. Das Geschäftsklima wird dabei maßgeblich durch die Geschäftserwartungen beflügelt, während sich die aktuelle Geschäftslage nur leicht bessert. Der Indikator für die aktuelle Geschäftslage steigt um 4,6 Zähler auf 36,0 Saldenpunkte, der Indikator für die Geschäftserwartung deutlich um 16,4 Zähler auf 39,6 Saldenpunkte. Die Erwartungen auf Sicht von 6 Monaten waren somit noch nie höher.
Die Entwicklung von insbesondere drei Klimakomponenten hat das Rekordklima befeuert: des Fundraisings, der Exitmöglichkeiten und der Stärke des Dealflows. Alle drei Indikatoren haben neue Bestmarken gesetzt. Das Fundraisingklima toppt knapp seinen bisherigen Bestwert von Anfang 2019 aufgrund deutlich gestiegener Erwartungen auf Sicht von 6 Monaten. Beim Exitklima haben sowohl die Beurteilung der Lage als auch der Erwartungen deutlich zugelegt. Der bisherige Bestwert vom Herbst 2018 konnte hier klar übertroffen werden. Die Beurteilung der Stärke des Dealflows ist knapp besser als der bisherige Bestwert von Herbst 2016, ermöglicht durch deutlich gestiegene Erwartungen auf 6‑Monats-Sicht.
Die stärkste Veränderung zeigt sich bei der Zufriedenheit mit den Einstiegsbewertungen, deren Indikator um 33 Punkte auf ein Allzeittief eingebrochen ist – auch das senkte die Investitionsbereitschaft. Tatsächlich sind im 2. Quartal die Dealvolumen ab Serie A / Runde 1‑Finanzierungen merklich angestiegen. Zudem erreichten drei neue Start-ups erstmals eine Bewertung von 1 Mrd. USD und damit den Status von „Einhörnern“.
„Zwei Megadeals über jeweils rund 1 Mrd. US-Dollar haben den deutschen VC-Markt im zweiten Quartal auf ein neues Level gehievt, die Stimmung übertrifft alles bisher Gesehene“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Lediglich die gestiegenen Einstiegsbewertungen sind für viele Investoren ein Ärgernis, haben bisher jedoch keinen maßgeblichen Einfluss auf das Geschäftsklima. Die Entwicklung der Dealvolumen deutet darauf hin, dass sich die Bewertungen vor allem bei Folgefinanzierungsrunden erhöht haben und weniger bei Seed-Finanzierungen. Das kann man auch als Erfolg sehen, nämlich dass den deutschen Start-ups, die sich ‚etablieren‘ konnten, mittlerweile mehr zugetraut wird.“
“Das zweite Quartal war gekennzeichnet durch rege Investitionstätigkeit und nicht zuletzt einige herausragende Finanzierungsrunden. Immer mehr Einhörner sind ein großer Erfolg für die Gründer und ihre Investoren. Dies spricht für die deutschen Startups und freut uns sehr“, sagt Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK. „Nicht zuletzt die Zufriedenheit mit dem Fundraising- und Exit-Umfeld heizen die Stimmungseuphorie weiter an. Die Kehrseite der Medaille ist das allgemein sehr hohe Bewertungsniveau, das inzwischen auch in frühen Runden aufgerufen wird. Die Skepsis demgegenüber scheint bereits auf die Investitionsbereitschaft der VCs zu schlagen. Die Herausforderung besteht darin, dass die Startups ihre hohen Bewertungen auch langfristig rechtfertigen müssen.“