Wirtschaft
Studie zu Corona-Krise

Die Corona-Krise hat jedes dritte mittelständische Unternehmen in der Rhein-Main-Region stark getroffen, für 15 Prozent ist die Pandemie sogar existenzbedrohend. Der regionale Mittelstand ist damit aber bisher noch besser durch die Krise gekommen als die Wirtschaft im bundesweiten Schnitt. Das geht aus der Unternehmerkunden-Studie im Auftrag der Commerzbank hervor, für die das Meinungsforschungsinstitut Ipsos bundesweit 3.500 Solo-Selbstständige, Freiberufler und Unternehmen befragt hat. „Es waren besonders viele kleine Firmen betroffen“, berichtet Christine Ringleb, Leiterin Unternehmerkunden der Niederlassung Wiesbaden. Ein Drittel der Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet habe der Studie zufolge staatliche Hilfen in Anspruch genommen. Etwa 15 Prozent nutzten laut Umfrage Zuschüsse der jeweiligen Landesförderbanken. In zwei von drei Fällen habe die staatliche Unterstützung unter 10.000 Euro gelegen. Insgesamt habe die Commerzbank bundesweit ein Volumen von mehr als zehn Milliarden Euro an Finanzierungen bereitgestellt, davon 102 Millionen Euro in der Niederlassung Wiesbaden.

Lokal
Im Bau stürzt die Stimmung ab und es fehlt an Material

Die Materialengpässe auf dem Bau haben sich nochmals deutlich verschärft. Gleichzeitig haben sich die Erwartungen in der Branche dramatisch verschlechtert. Das geht aus den Umfragen des ifo Instituts hervor. Im Hochbau zeigten sich im April 54,2 Prozent der Betriebe von Lieferengpässen betroffen, nach 37,2 Prozent im März, beim Tiefbau 46,2 Prozent, nach noch 31,5 Prozent. „Das sind Höchststände seit Beginn der Zeitreihe 1991“, sagt ifo-Forscher Felix Leiss. Auch die Geschäftserwartungen haben sich verdunkelt. Im Hochbau notierten sie bei minus 46,9 Punkten, das ist ebenfalls der tiefste Stand seit 1991. Im Tiefbau waren es sogar minus 48,6 Punkte.
„Russland und die Ukraine sind wichtige Lieferanten von Baustahl, hier herrscht nun Knappheit. Beim Bitumen – benötigt für den Straßenbau und zur Abdichtung – gibt es weitere Verwerfungen. Die Herstellung vieler Baumaterialien ist zudem sehr energieintensiv. Die starken Preisanstiege bei den Energieträgern bedrohen deshalb auch die heimische Produktion und sorgen für weitere Verteuerungen beim Baumaterial“, ergänzt Leiss.
„Bei laufenden Projekten stellt sich die Frage, inwieweit Kostensteigerungen weitergegeben werden können. Neue Projekte sind kaum kalkulierbar. Auf der anderen Seite steigen für Bauherren die Zinsen für die Finanzierung“, sagt Leiss weiter. Daher kommt es bereits zu mehr Auftragsstornierungen, wie die ifo-Umfrage weiter zeigt. Im April meldeten das 7,5 Prozent der Hochbauer, nach 4,6 Prozent im März. Bei den Tiefbauern beklagten 9,3 Prozent Stornos, im März waren es nur 3,9 Prozent.

Lokal
VC-Markt im Stimmungshoch

Der Stimmungsaufschwung auf dem deutschen Venture Capital-Markt setzt sich auch im 2. Quartal 2021 fort. Der Geschäftsklimaindikator des Frühphasensegments steigt um 10,5 Zähler auf 37,8 Saldenpunkte und markiert damit einen neuen Bestwert. Das Geschäftsklima wird dabei maßgeblich durch die Geschäftserwartungen beflügelt, während sich die aktuelle Geschäftslage nur leicht bessert. Der Indikator für die aktuelle Geschäftslage steigt um 4,6 Zähler auf 36,0 Saldenpunkte, der Indikator für die Geschäftserwartung deutlich um 16,4 Zähler auf 39,6 Saldenpunkte. Die Erwartungen auf Sicht von 6 Monaten waren somit noch nie höher.
Die Entwicklung von insbesondere drei Klimakomponenten hat das Rekordklima befeuert: des Fundraisings, der Exitmöglichkeiten und der Stärke des Dealflows. Alle drei Indikatoren haben neue Bestmarken gesetzt. Das Fundraisingklima toppt knapp seinen bisherigen Bestwert von Anfang 2019 aufgrund deutlich gestiegener Erwartungen auf Sicht von 6 Monaten. Beim Exitklima haben sowohl die Beurteilung der Lage als auch der Erwartungen deutlich zugelegt. Der bisherige Bestwert vom Herbst 2018 konnte hier klar übertroffen werden. Die Beurteilung der Stärke des Dealflows ist knapp besser als der bisherige Bestwert von Herbst 2016, ermöglicht durch deutlich gestiegene Erwartungen auf 6‑Monats-Sicht.
Die stärkste Veränderung zeigt sich bei der Zufriedenheit mit den Einstiegsbewertungen, deren Indikator um 33 Punkte auf ein Allzeittief eingebrochen ist – auch das senkte die Investitionsbereitschaft. Tatsächlich sind im 2. Quartal die Dealvolumen ab Serie A / Runde 1‑Finanzierungen merklich angestiegen. Zudem erreichten drei neue Start-ups erstmals eine Bewertung von 1 Mrd. USD und damit den Status von „Einhörnern“.
„Zwei Megadeals über jeweils rund 1 Mrd. US-Dollar haben den deutschen VC-Markt im zweiten Quartal auf ein neues Level gehievt, die Stimmung übertrifft alles bisher Gesehene“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Lediglich die gestiegenen Einstiegsbewertungen sind für viele Investoren ein Ärgernis, haben bisher jedoch keinen maßgeblichen Einfluss auf das Geschäftsklima. Die Entwicklung der Dealvolumen deutet darauf hin, dass sich die Bewertungen vor allem bei Folgefinanzierungsrunden erhöht haben und weniger bei Seed-Finanzierungen. Das kann man auch als Erfolg sehen, nämlich dass den deutschen Start-ups, die sich ‚etablieren‘ konnten, mittlerweile mehr zugetraut wird.“
“Das zweite Quartal war gekennzeichnet durch rege Investitionstätigkeit und nicht zuletzt einige herausragende Finanzierungsrunden. Immer mehr Einhörner sind ein großer Erfolg für die Gründer und ihre Investoren. Dies spricht für die deutschen Startups und freut uns sehr“, sagt Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK. „Nicht zuletzt die Zufriedenheit mit dem Fundraising- und Exit-Umfeld heizen die Stimmungseuphorie weiter an. Die Kehrseite der Medaille ist das allgemein sehr hohe Bewertungsniveau, das inzwischen auch in frühen Runden aufgerufen wird. Die Skepsis demgegenüber scheint bereits auf die Investitionsbereitschaft der VCs zu schlagen. Die Herausforderung besteht darin, dass die Startups ihre hohen Bewertungen auch langfristig rechtfertigen müssen.“