Verkehr
„On-Demand-Mobilität“ in Taunusstein

Taunusstein ist Pilotkommune für eines der größten On-Demand-Verkehrsprojekte in Europa. Das Angebot soll im Sommer 2021 starten.
Auf der Infoseite www.taunusstein.de/ondemand stellt die Stadt Taunusstein gemeinsam mit den Projektpartnern der Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft (RTV) sowie dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) den aktuellen Stand des Projekts vor und beantwortet erste Fragen.
Bis zu sechs kleine E‑Busse, in die jeweils maximal sechs Personen passen, können nach Bedarf gebucht werden – ähnlich dem bereits etablierten Komfortbus, allerdings mit deutlich erweiterten Zeiten und eingebunden in das Tarif- und Betriebsnetz des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV). Bestellt werden kann der On-Demand-Shuttle klassisch per Telefon und neu, über eine kostenlose App. Dort werden dann auch der aktuelle Fahrzeugstandort sowie der Weg zur nächsten virtuellen Haltestelle angezeigt. Von denen gibt es über 600 im gesamten Stadtgebiet – zählt man beide Fahrtrichtungen mit, sind es doppelt so viele.
Damit ist jeder Weg kurz. Menschen mit Bewegungseinschränkungen können das in der App angeben und werden an der Haustür abgeholt. Der Fahrbetrieb ist werktags morgens um 5.30 Uhr bis 22:30 Uhr, freitags und samstags endet er erst um 0.30 Uhr.
Optimale Strecke für mehrere Personen
Ein Algorithmus berechnet aus allen gebuchten Anfragen zur gleichen Zeit die optimale Strecke, sodass idealerweise bis zu sechs Personen in einem Fahrzeug befördert werden können, ohne nennenswerten Zeitverlust. Gefahren werden kann im gesamten Stadtgebiet, inklusive der Platte. Wie es funktionieren wird, zeigt ein Erklärfilm des RMV auf der Website www.taunusstein.de/ondemand. Viele Fragen werden hier auch in einem FAQ schon beantwortet, weitere können über ein Kontaktformular gestellt werden.
„Der Komfortbus ist aus verschiedenen Gründen seit längerem auf dem Prüfstand. Mit dem vom Bund geförderten Projekt und den erfahrenen Verkehrspartnern der RTV, ist das neue Angebot eine ideale Lösung für die Strecken im innerstädtischen Verkehr — zur Bushaltestelle, zum Arzt, zum Einkaufen oder zu Freunden in anderen Stadtteilen“, so Bürgermeister Sandro Zehner. „Als Pilotkommune haben wir den Vorteil, dass wir – allein durch das Nutzungsverhalten – das Angebot mitgestalten können“, so Zehner. In der Pilotphase wird von der RTV ausgewertet, zu welchen Zeiten der Service wie genutzt wird, um bei Bedarf auch nachjustieren zu können.
„Wir freuen uns, dass wir dieses moderne, flexible und zukunftsträchtige Angebot im ÖPNV mit Taunusstein zusammen realisieren können. Die große Anzahl an virtuellen Haltestellen ermöglicht den Taunussteinern ein ganz neues Nutzungsverhalten“, so der Geschäftsführer der RTV, Thomas Brunke.
Preis nach individueller Fahrstrecke
Aktuell laufen die Ausschreibung der Fahrzeuge und die weiteren Detailplanungen des Projekts. Die Preisstruktur ist bereits festgelegt: Nutzer einer ÖPNV-Zeitkarte oder eines Seniorentickets zahlen als Zuschlag für den individuellen Service 1,50 Euro. Wer nicht regelmäßig den ÖPNV nutzt, zahlt zusätzlich 1,50 Euro. Der Gesamtpreis berechnet sich dann aus der angefragten Strecke, pro Kilometer kommen noch 0,15 Euro hinzu. Wer also beispielsweise zwischen Neuhof und Wehen drei Kilometer fährt, zahlt ohne Zeitkarte 3,45 Euro – Besitzer eines ÖPNV-Tickets kämen auf 1,95 Euro.
In den kommenden Monaten wird das Projekt finalisiert, die Fahrzeuge bestellt und der Betrieb organisiert. Im zweiten Quartal soll dann der Testbetrieb starten, bevor das Angebot für alle freigegeben wird. Wird das Angebot in Taunusstein gut angenommen, ist angedacht, das Konzept auf andere Kommunen im Rheingau-Taunus-Kreis auszuweiten und eventuell auch die Strecken über die Stadtgrenzen hinaus zu erweitern. Gefördert wird das Projekt vom Bund bis Dezember 2024.

Lokal
Oster-Stau fällt aus

ADAC erwartet für Hessen keine nennenswerten Beeinträchtigungen
Der ADAC Hessen-Thüringen rechnet auch in diesem Jahr an Ostern mit deutlich weniger Reiseverkehr auf Hessens Straßen als in früheren Jahren. Die Corona-Krise und ihre Einschränkungen erlauben kaum überregionale Reisen, obwohl in allen Bundesländern Ferien sind. Zudem appelliert die Bundesregierung eindringlich, auf nicht zwingend notwendige Reisen im Inland und auch ins Ausland gerade an Ostern zu verzichten. Bereits am vergangenen Wochenende zu Ferienstart in anderen Bundesländern gab es kaum Beeinträchtigungen auf Hessens Straßen. Für den Ferienbeginn in Hessen am Osterwochenende rechnet der ADAC Hessen-Thüringen allenfalls mit Tagesausflüglern und Pendlern.
Verwandtenbesuche dürften ähnlich wie an Weihnachten 2020 nur in eingeschränktem Maße stattfinden. Dasselbe gilt für Ausflugsfahrten in die Umgebung bei schönem Wetter. Bei Überlastung der Naherholungsziele in Hotspots können allerdings auch hier Sperren und Zurückweisungen drohen.
„Insgesamt ist von einer ähnlich ruhigen Verkehrslage wie an Ostern 2020 auszugehen“, so Verkehrsexperte Thomas Kramer. „Lediglich an Gründonnerstag und Ostermontag ist mit vermehrtem Pendlerverkehr auf dem Heimweg, bzw. zurück an den Arbeitsort zu rechnen.“
Hessens Autofahrer sind staufreie Ostern eigentlich nicht gewohnt. Vor Corona staute sich in 2019 der Verkehr auf den Fernstraßen auf einer Länge von 1.542 Kilometern. Vergangenes Jahr kam es dagegen nur zu 45 Kilometern Stau.
Lokal
Moderner ÖPNV in Idstein

Zentrales Element zur Entlastung der Umwelt ist ein starker ÖPNV. Allerdings ist das Nahverkehrsangebot in Idstein und die Einbindung der Stadtteile heute noch durch die historische Entwicklung der klassischen Busangebote in der Fläche geprägt, die sich in den letzten Jahrzehnten an der Sicherstellung eines funktionierenden Schülerverkehrs ausgerichtet haben und damit das Rückgrat des Netzes bilden. Dies hat natürlich zur Folge, dass für alle anderen Bedürfnisse, wie z.B. Einkaufen, Aufsuchen der öffentlichen Dienstleister wie Rathaus, Klinik, Gericht, Schwimmbad usw., kein attraktives Angebot vorgehalten wird. Nicht zuletzt deshalb stoßen in diese Lücke auch Konzepte wie z.B. Bürgerbusse, die letztlich das Ehrenamtsprinzip überfordern und bestehende Linien gefährden können.
„Die Idsteiner CDU tritt deshalb für eine Modernisierung des ÖPNV-Angebotes vor allem im Verhältnis Kernstadt und Stadtteile ein und fordert mehr Flexibilität.“ Führt der Verkehrsexperte und Kandidat der CDU Peter Niere aus. Die Einbindung der Stadtteile soll daher mit sogenannten bedarfsgerechteren Angeboten (On-Demand-Verkehre) ergänzt werden. Die anstehende Neufassung des Nahverkehrsplanes für Idstein und den Rheingau-Taunus Kreis solle dafür die Grundlagen schaffen. Der RMV, der den Start eines Angebotes in Kooperation der Deutschen Bahn AG angekündigt hat, plant per App oder Telefon die Fahrgäste flexibel und ohne festen Fahrplan ans Ziel zu bringen oder auch Sammeltaxis einzusetzen, die den Fahrgast an den nächsten ÖPNV-Anschluss bringen. Dies sollte nach Auffassung der CDU auch für Idstein geprüft werden. Eine weitere Möglichkeit sind die sogenannten „gebündelte Bedarfsverkehre“, die noch in diesem Jahr vom Bund erlaubt werden sollen. Peter Zimmer, Vorstandsmitglied und Kandidat der CDU meint: „dies sollte aufmerksam beobachtet und in Betracht gezogen werden. Idstein sollte dabei auch das vom Bund aufgelegte Förderprogramm des Bundes prüfen, wonach Kommunen zum Beispiel eine Taktverdichtung, neue Tarifmodelle, On-Demand-Dienste oder intelligente Apps mit Echtzeitdaten ausprobieren können“. 250 Mio € stehen dafür in den nächsten Jahren zur Verfügung. Referenzprojekte gibt es in unmittelbarer Nähe, wie z.B. in Hofheim, Rüsselsheim, Wiesbaden oder Mainz. CDU-Vorsitzender Mathias Nippgen-van Dijk schleißt ab: „Soll der ÖPNV langfristig funktionieren müsste dem mit flexibleren Angebotsformen „on demand“ gefolgt werden, denn damit können zugleich gezieltere und damit attraktivere und kostengünstigere sowie umweltgerechtere Angebote dem Bürger den Wechsel vom Auto erleichtern.“