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Hälf­te der kom­mu­na­len Mehr­in­ves­ti­tio­nen fließt in gestie­ge­ne Baukosten

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Knap­pe Kapa­zi­tä­ten der Bau­wirt­schaft sor­gen für Ver­zö­ge­run­gen bei der Umset­zung von kom­mu­na­len Bau­pro­jek­ten und gleich­zei­tig für eine Ver­teue­rung der Bau­prei­se. Die Kos­ten für öffent­li­che Bau­vor­ha­ben wie Stra­ßen, Brü­cken oder Kanä­le haben in den ver­gan­ge­nen Jah­ren einen regel­rech­ten Sprung nach oben gemacht, allein zwi­schen 2016 und 2021 um fast 25%. Auch wenn die deut­schen Gemein­den, Städ­te und Krei­se ihre Inves­ti­tio­nen von 2016 bis 2020 um 49% auf ins­ge­samt 38,6 Mrd. EUR stei­ger­ten, so konn­te mit den Mehr­aus­ga­ben nicht in glei­chem Maße ein Mehr an moder­ner Infra­struk­tur bereit­ge­stellt wer­den: unge­fähr die Hälf­te des Aus­ga­ben­wachs­tums (50%, das ent­spricht 6,4 Mrd. EUR) floss in höhe­re Kos­ten für Bau­maß­nah­men, wie eine Ana­ly­se von KfW Rese­arch zeigt. Für das lau­fen­de Jahr ist mit wei­ter stei­gen­den Prei­sen zu rech­nen, getrie­ben vor allem durch die Teue­rung von Bau­stof­fen wie Holz, Stahl oder Dämm­ma­te­ri­al.
 
Die­se Ent­wick­lung hat zwei Aus­wir­kun­gen auf die kom­mu­na­len Inves­ti­tio­nen: Zum einen ist es den Gemein­den, Städ­ten und Krei­sen in jün­ge­rer Ver­gan­gen­heit nicht gelun­gen, trotz höhe­rer Aus­ga­ben auf­ge­lau­fe­ne Inves­ti­ti­ons­rück­stän­de signi­fi­kant abzu­bau­en. Zuletzt war der wahr­ge­nom­me­ne Inves­ti­ti­ons­rück­stand in der bun­des­wei­ten Hoch­rech­nung auf 150 Mrd. EUR (2020, 2019: 147 Mrd. EUR) gestie­gen. Die wei­ter anzie­hen­den Prei­se ver­teu­ern zum Zwei­ten auch die heu­te und zukünf­tig not­wen­di­gen Inves­ti­tio­nen. Die Inves­ti­ti­ons­be­dar­fe stei­gen dadurch wei­ter, was zusätz­li­che Finan­zie­rungs­not­wen­dig­kei­ten mit sich bringt. Denn wäh­rend die Kom­mu­nen dem Aus­ga­ben­wachs­tum wenig ent­ge­gen­set­zen kön­nen, sind zugleich die Spiel­räu­me auf der Ein­nah­me­sei­te begrenzt, zumal erst ab 2024 wie­der mit einem Steu­er­wachs­tum auf Vor­kri­sen­ni­veau zu rech­nen ist — sofern die Aus­wir­kun­gen der aktu­el­len Kri­sen nicht eh alle bis­he­ri­gen Pro­gno­sen hin­fäl­lig wer­den las­sen.
 
Auf der Finan­zie­rungs­sei­te konn­ten die nied­ri­gen Zin­sen der letz­ten Jah­re zu einer Ent­las­tung der kom­mu­na­len Finanz­la­ge bei­tra­gen. Obwohl die nomi­na­le Ver­schul­dung in der letz­ten Deka­de um 17% zunahm, haben sich die Zins­aus­ga­ben im glei­chen Zeit­raum fast hal­biert und machen aktu­ell nur noch rund 0,9% an den Aus­ga­ben der kom­mu­na­len Haus­hal­te aus. Der Rück­gang der Zins­last kom­pen­siert aller­dings bei wei­tem nicht den Umfang der höhe­ren Bau­prei­se. Städ­te, Gemein­den und Land­krei­se finan­zie­ren nur rd. ein Fünf­tel ihrer Inves­ti­tio­nen über Kre­di­te, sodass die güns­ti­gen Zins­kon­di­tio­nen nicht so stark ins Gewicht fal­len. Gleich­zei­tig war die kom­mu­na­le Ebe­ne im ver­gan­ge­nen Jahr für rund 60% der öffent­li­chen Bau­maß­nah­men ver­ant­wort­lich und ist somit von den hohen Bau­aus­ga­ben beson­ders betrof­fen. Mit Blick auf die Zukunft ist davon aus­zu­ge­hen, dass die Bau­prei­se hoch blei­ben, die Finan­zie­rungs­kon­di­tio­nen sich aber mit stei­gen­den Zin­sen ver­schlech­tern könn­ten. Hin­zu kommt die gro­ße Unsi­cher­heit über die haus­halts­po­li­ti­schen Aus­wir­kun­gen des Ukrai­ne-Krieg und der Coro­na-Kri­se, die nach wie vor nicht aus­ge­stan­den ist. Somit wird die Aus­wei­tung der kom­mu­na­len Inves­ti­tio­nen schwie­ri­ger als sie eh schon ist und erfor­dert ein ent­schlos­se­nes Gegen­steu­ern der poli­ti­schen Akteu­re auf allen föde­ra­len Ebe­nen.
 
„Die Kom­mu­nen ste­cken in einer Zwick­müh­le. Einer­seits müs­sen sie einen wesent­li­chen Bei­trag zur Trans­for­ma­ti­on Deutsch­lands hin zu einer digi­ta­len, kli­ma­neu­tra­len Wirt­schaft und Gesell­schaft leis­ten, ins­be­son­de­re durch Inves­ti­tio­nen in eine zukunfts­fä­hi­ge Infra­struk­tur. Ande­rer­seits erschwe­ren die gegen­wär­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen die­se Inves­ti­tio­nen deut­lich“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. „Preis­stei­ge­run­gen tref­fen auf sin­ken­de Haus­halts­spiel­räu­me und auch von nied­ri­gen Zin­sen kön­nen Kom­mu­nen nur bedingt pro­fi­tie­ren, weil der Ver­schul­dung Gren­zen gesetzt sind und die sehr guten Kre­dit­kon­di­tio­nen nicht ewig bestehen blei­ben.“ Die­se Aus­gangs­la­ge offen­bart, dass die Leis­tungs­fä­hig­keit der Kom­mu­nen struk­tu­rell ver­bes­sert wer­den muss. Dazu gehö­re auch eine Stär­kung der kom­mu­na­len Finanz­aus­stat­tung um eine ertrags­star­ke und ver­läss­li­che Säu­le. „Nur wenn Kom­mu­nen mit kon­ti­nu­ier­li­chen und aus­rei­chen­den Ein­nah­men pla­nen kön­nen, las­sen sich die not­wen­di­gen Inves­ti­tio­nen dau­er­haft umset­zen. Und auch nur dann kön­nen die Kom­mu­nen mehr Kre­di­te für Inves­ti­tio­nen auf­neh­men und effek­tiv einsetzen.“

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