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Geschäfts­kli­ma auf dem deut­schen VC-Markt sta­bi­li­siert sich 

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Das Geschäfts­kli­ma auf dem deut­schen Ven­ture Capi­tal-Markt hat sich im Spät­som­mer sta­bi­li­siert. Die Abküh­lung der Markt­stim­mung fand somit ein Ende, obwohl die Noten­ban­ken im 3. Quar­tal 2022 zur Bekämp­fung der Infla­ti­on die Leit­zin­sen erneut deut­lich erhöh­ten. Der Geschäfts­kli­ma­in­di­ka­tor liegt kaum ver­än­dert bei ‑17,9 Sal­den­punk­ten (+0,3 Zäh­ler), der Teil­in­di­ka­tor für die aktu­el­le Geschäfts­la­ge zeigt sich mit ‑12,8 Sal­den­punk­ten (-5,3 Zäh­ler) etwas schwä­cher, der Teil­in­di­ka­tor für die Geschäfts­er­war­tun­gen steigt dage­gen leicht auf ‑23,1 Sal­den­punk­te (+6,0 Zäh­ler).
 
„Trotz wei­te­rer star­ker Leit­zins­er­hö­hun­gen hat sich das VC-Geschäfts­kli­ma im drit­ten Quar­tal 2022 sta­bi­li­siert. Die Zins­schrit­te wur­den offen­bar von den
VC-Inves­to­ren erwar­tet und bereits mit dem Stim­mungs­ein­bruch im Vor­quar­tal ein­ge­preist. Die Ankün­di­gung der Noten­ban­ken, die Infla­ti­on kon­se­quent zu bekämp­fen, scheint also bei der Erwar­tungs­bil­dung gewirkt zu haben“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW.
 
Anders als das Zins­kli­ma und die bewer­tungs­be­zo­ge­nen Indi­ka­to­ren wur­de das Fund­rai­sin­g­kli­ma im Zuge der neu­en Zins­schrit­te fros­ti­ger. Ange­sichts stei­gen­der Zin­sen für siche­re Anla­gen gestal­ten sich Inves­to­ren­ge­sprä­che für im Fund­rai­sing befind­li­che VC-Fonds offen­bar zuneh­mend schwie­ri­ger. Noch dürf­te es aber noch eini­ge Zeit dau­ern, bis sich das abküh­len­de Fund­rai­sin­g­kli­ma in einer nach­hal­tig gerin­ge­ren Inves­ti­ti­ons­tä­tig­keit nie­der­schlägt. Denn durch das sehr gute Finan­zie­rungs­um­feld der ver­gan­ge­nen Jah­re haben sich hohe Mit­tel­be­stän­de ange­sam­melt, die noch für Inves­ti­ti­ons­zwe­cke abge­ru­fen wer­den kön­nen.
 
„Das Fund­rai­sin­g­kli­ma hat sich aller­dings wei­ter ein­ge­trübt. Der Anstieg der ‚risi­ko­frei­en‘ Zin­sen wird für VC-Fonds, die sich im Fund­rai­sing befin­den, also pro­ble­ma­ti­scher und wird in zwei, drei Jah­ren das VC-Ange­bot für Start-ups belas­ten. Der suk­zes­si­ve Start der ein­zel­nen Bau­stei­ne des Zukunfts­fonds kommt somit genau zur rich­ti­gen Zeit, um in die­sem Umfeld ein Stück weit Sicher­heit zu geben“, so Köh­ler-Geib.
 
Ulri­ke Hin­richs, geschäfts­füh­ren­des Vor­stands­mit­glied des BVK, sagt: „Die Fort­set­zung der Stim­mungs­ab­küh­lung kam nicht uner­war­tet ange­sichts der wirt­schaft­li­chen und poli­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen. Erfreu­li­cher­wei­se ist die trü­be­re Stim­mung der VCs nicht eben­so abrupt auf deren Inves­ti­ti­ons­tä­tig­keit durch­ge­schla­gen. Die Inves­ti­tio­nen zeig­ten sich im ers­ten Halb­jahr robust. Durch die erfolg­rei­chen Fund­rai­sing-Jah­re 2020 und 2021 ste­hen den Gesell­schaf­ten noch erheb­li­che Mit­tel zur Ver­fü­gung, um bestehen­de Betei­li­gun­gen durch die aktu­ell schwie­ri­ge Zeit zu brin­gen aber auch, um die sich aktu­ell bie­ten­den Chan­cen zu nut­zen. Hier­für spre­chen die hohe Qua­li­tät des Deal­f­lows und die gesun­ke­nen Ein­stiegs­be­wer­tun­gen. Sor­gen berei­tet viel­mehr der Blick auf die Exit-Situa­ti­on. Erfolg­rei­che Ver­käu­fe zu attrak­ti­ven Bewer­tun­gen dürf­ten im aktu­el­len Umfeld schwie­rig sein.“
 
Sehr schlecht zeigt sich aktu­ell die Beur­tei­lung des Exit­kli­mas. Es hat sich aus­ge­hend von sei­nem Rekord­ni­veau im ers­ten Halb­jahr so schnell und stark abge­kühlt wie noch nie und im drit­ten Quar­tal auf die­sem Niveau sta­bi­li­siert. Eine nahe­lie­gen­de Erklä­rung hier­für könn­ten die gesun­ke­nen Bewer­tun­gen sein, durch die Inves­to­ren also trotz der star­ken Akqui­si­ti­ons­tä­tig­keit aktu­ell nicht die Exi­terlö­se erzie­len kön­nen, die sie sich wünschen.

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