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Agri-Pho­to­vol­ta­ik: bes­se­re Chan­cen für klei­ne­re Anlagen

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Der Deut­sche Bau­ern­ver­band (DBV), das Fraun­ho­fer-Insti­tut für Sola­re Ener­gie­sys­te­me ISE und die Hoch­schu­le für öffent­li­che Ver­wal­tung Kehl begrü­ßen vor dem Hin­ter­grund der 2023 in Kraft tre­ten­den EEG-Novel­le in einem gemein­sa­men Posi­ti­ons­pa­pier die stär­ke­re För­de­rung der Agri-Pho­to­vol­ta­ik — kurz Agri-PV — im Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Gesetz (EEG). Durch die Geset­zes­no­vel­le ist es zukünf­tig mög­lich, im Rah­men der Regel­aus­schrei­bun­gen des EEG eine Ein­spei­se­ver­gü­tung für Strom aus PV-Anla­gen auf land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­chen zu erhal­ten. Um der noch jun­gen Tech­no­lo­gie zum Durch­bruch zu ver­hel­fen, sei wei­ter­hin eine ziel­ge­rich­te­te­re För­de­rung hoch auf­ge­stän­der­ter Agri-PV und Ver­ein­fa­chun­gen der Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren für den Bau von Agri-PV-Anla­gen nötig.

Das Poten­zi­al der Tech­no­lo­gie ist groß: Wür­den die in Deutsch­land bis 2030 geplan­ten Frei­flä­chen­an­la­gen von 80.000 Hekt­ar zur Hälf­te als hoch auf­ge­stän­der­te Agri-PV errich­tet, könn­ten damit im Durch­schnitt cir­ca 30.000 Tera­watt­stun­den Strom jähr­lich erzeugt wer­den. “Agri-PV kann zukünf­tig sicher­lich ein wich­ti­ger Bau­stein für die Ener­gie­wen­de wer­den. Vie­le Land­wir­tin­nen und Land­wir­te sehen in Agri-PV eine gute Mög­lich­keit, erneu­er­ba­re Ener­gien mit Land­wirt­schaft zu ver­ei­nen”, sagt Udo Hem­mer­ling, stell­ver­tre­ten­der Gene­ral­se­kre­tär des DBV. Die Poli­tik muss Rah­men­be­din­gun­gen schaf­fen, die auch klei­ne­re Agri-PV-Anla­gen wirt­schaft­lich attrak­tiv machen und den Land­wirt­schafts­be­trie­ben ermög­li­chen, sie selbst zu betreiben.”

Der DBV, das Fraun­ho­fer ISE und die Hoch­schu­le Kehl emp­feh­len daher, dass auch hoch auf­ge­stän­der­te Agri-PV-Anla­gen, die nach dem EEG nicht aus­schrei­bungs­pflich­tig sind, eine Tech­no­lo­gie­prä­mie erhal­ten kön­nen. Vor der Aus­schrei­bungs­pflicht befreit sind grund­sätz­lich Anla­gen mit weni­ger als ein Mega­watt Nenn­leis­tung, im Fal­le von Bür­ger­en­er­gie­ge­sell­schaf­ten liegt die Gren­ze sogar bei 6 Mega­watt Nennleistung.

Ins­be­son­de­re klei­ne Anla­gen ermög­li­chen, dass Land­wirt­schafts­be­trie­be selbst Eigen­tü­mer und Betrei­ber der Anla­gen sein kön­nen. Die not­wen­di­gen Inves­ti­tio­nen kön­nen von ihnen leich­ter gestemmt werden.

Ein wei­te­res Hin­der­nis für die Aus­schöp­fung des vol­len Poten­zi­als von Agri-PV stellt die unkla­re Rechts­la­ge in Bezug auf die Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren dar. “Da Agri-PV-Anla­gen im Außen­raum gebaut wer­den, ist in aller Regel die Auf­stel­lung eines Bebau­ungs­plans durch die ört­li­che Kom­mu­ne not­wen­dig. Oft muss hier­für zunächst der Flä­chen­nut­zungs­plan geän­dert wer­den. Die­se Ver­fah­ren neh­men enorm viel Zeit in Anspruch und ver­zö­gen damit den Mark­t­hoch­lauf der Agri-PV”, sagt Prof. Dr. Micha­el Frey, Pro­fes­sor für Rechts- und Kom­mu­nal­wis­sen­schaf­ten an der Hoch­schu­le Kehl. Um den Aus­bau von Erneu­er­ba­ren Ener­gien vor­an­zu­brin­gen, emp­feh­len der DBV, das Fraun­ho­fer ISE und die Hoch­schu­le Kehl, klei­ne­re Anla­gen, die in einem räum­lich-funk­tio­na­len Zusam­men­hang zum land­wirt­schaft­li­chen Betrieb ste­hen oder der gar­ten­bau­li­chen Erzeu­gung die­nen, zu pri­vi­le­gie­ren. Die­se Art von Anla­gen ist für eine Viel­zahl von land­wirt­schaft­li­chen Betrie­ben attrak­tiv, um den schnel­len Ein­stieg in Agri-PV zu realisieren.

Für gro­ße hoch auf­ge­stän­der­te Agri-PV-Anla­gen besteht im Rah­men der Regel­aus­schrei­bun­gen des EEG zukünf­tig zusätz­lich ein Anspruch auf eine Prä­mie in Höhe von 1,2 Cent pro Kilo­watt­stun­de, um die Mehr­kos­ten für die auf­wän­di­ge­re Unter­kon­struk­ti­on zu berück­sich­ti­gen. “Wir begrü­ßen eine spe­zi­el­le För­de­rung hoch auf­ge­stän­der­ter Anla­gen, weil die­se beson­de­re Syn­er­gien ver­spre­chen, wie zum Bei­spiel Schutz vor Hagel, Stark­re­gen oder auch zu viel Son­ne”, sagt Max Tromms­dorff, Grup­pen­lei­ter Agri-Pho­to­vol­ta­ik am Fraun­ho­fer ISE. Zwei­fel bestehen jedoch an der Effi­zi­enz und Ziel­ge­nau­ig­keit einer fixen Prä­mie. “Die aktu­ell stark schwan­ken­den Stahl­prei­se machen es prak­tisch unmög­lich, die Mehr­kos­ten für die Unter­kon­struk­ti­on hoch auf­ge­stän­der­ter Anla­gen exakt vor­her­zu­sa­gen. Nach unse­rer Ein­schät­zung wären des­halb eige­ne Zuschlags­vo­lu­mi­na für hoch auf­ge­stän­der­te Agri-PV geeig­ne­ter als eine fixe Prä­mie im Rah­men der EEG-Aus­schrei­bun­gen.” Dadurch kön­ne eine Über­för­de­rung ver­mie­den und ein nen­nens­wer­ter Aus­bau hoch auf­ge­stän­der­ter Agri-PV-Anla­gen sicher­ge­stellt werden.

In der im Janu­ar 2023 in Kraft tre­ten­den Novel­le des EEG wur­den in Deutsch­land bereits wich­ti­ge Rah­men­be­din­gun­gen für den zukünf­ti­gen Mark­t­hoch­lauf der Agri-Pho­to­vol­ta­ik auf den Weg gebracht. So ist es zukünf­tig mög­lich, im Rah­men der Regel­aus­schrei­bun­gen des EEG eine Ein­spei­se­ver­gü­tung für Strom aus PV-Anla­gen auf land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­chen zu erhal­ten. Gleich­zei­tig soll bezüg­lich der EU-Direkt­zah­lun­gen ab 2023 ein gesetz­li­cher Anspruch auf 85 Pro­zent der flä­chen­be­zo­ge­nen Zah­lun­gen bestehen.

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