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Aus­ga­ben für For­schung und Ent­wick­lung (FuE) in Deutsch­land seit 2005 deut­lich gestiegen

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In Deutsch­land sind die Aus­ga­ben für For­schung und Ent­wick­lung in den zurück­lie­gen­den gut andert­halb Jahr­zehn­ten deut­lich gewach­sen, wie eine von ZEW Mann­heim im Auf­trag von KfW Rese­arch durch­ge­führ­te Stu­die zeigt. Ihr rea­les Wachs­tum beträgt im Zeit­raum von 2005 bis 2019 durch­schnitt­lich 3,4 % p.a., nach­dem es im Zeit­raum 1991–2005 nur bei 1,4 % p.a. lag. Die FuE-Quo­te (Aus­ga­ben für FuE in Rela­ti­on zur Wirt­schafts­leis­tung) ist von 2,1 % im Jahr 1994 auf 3,17 % im Jahr 2019 gestie­gen.
 
Die Dyna­mik der FuE-Aus­ga­ben fällt in Deutsch­land der Unter­su­chung zufol­ge im Zeit­raum ab 2005 höher aus als in ande­ren gro­ßen, hoch­ent­wi­ckel­ten Indus­trie­län­dern wie Japan (0,7 %), Frank­reich (1,6 %) oder Groß­bri­tan­ni­en (2,2 %). Sie kann jedoch mit Län­dern wie Chi­na (13,0 %), Süd­ko­rea (8,0 %) oder Isra­el (6,0 %) nicht mit­hal­ten. Im Jahr 2019 erreicht Deutsch­land eine FuE-Quo­te von 3,17 % und ran­giert damit vor Aus­bruch der Coro­na­pan­de­mie auf der sechs­ten Posi­ti­on unter den Ver­gleichs­län­dern — gleich­auf mit den USA und vor ähn­lich gro­ßen euro­päi­schen Län­dern sowie Chi­na.
 
Zurück­zu­füh­ren ist die posi­ti­ve Ent­wick­lung auf die umfas­sen­de Neu­aus­rich­tung der For­schungs­po­li­tik in Deutsch­land. Sie setz­te ab 2006 kla­re Prio­ri­tä­ten für ver­stärk­te Inves­ti­tio­nen in For­schung und neue Tech­no­lo­gien, war lang­fris­tig ange­legt und adres­sier­te neben dem Unter­neh­mens­sek­tor auch die Hoch­schu­len und außer­uni­ver­si­tä­ren For­schungs­ein­rich­tun­gen. Zusätz­lich unter­stützt wur­de sie durch einen Kon­junk­tur­auf­schwung, der ins­be­son­de­re durch eine stei­gen­de Nach­fra­ge aus den Schwel­len­län­dern gekenn­zeich­net war. In Deutsch­land hat die Bun­des­re­gie­rung für 2025 einen Ziel­wert von 3,5 % for­mu­liert, auf EU-Ebe­ne gilt 3,0 % als Ziel­grö­ße.
 
Zen­tra­le Ergeb­nis­se der umfang­rei­chen Ana­ly­se des FuE-Sys­tems in Deutsch­land sind:
 
- Hin­sicht­lich der Finan­zie­rung von FuE zeich­net sich in Deutsch­land und den Ver­gleichs­län­dern ein Trend zu einem höhe­ren Anteil der Wirt­schaft bei einem sin­ken­den Anteil des Staa­tes ab. Im Jahr 2019 wur­den in Deutsch­land 64 % der gesamt­wirt­schaft­li­chen FuE-Aus­ga­ben von der inlän­di­schen Wirt­schaft finan­ziert (1991: 62 %). In den Ver­gleichs­län­dern fiel der Anstieg ins­ge­samt stär­ker aus (von 59 % auf 69 %). Im Gegen­zug sank in Deutsch­land der staat­li­che Finan­zie­rungs­an­teil von
36 % auf 28 %. Für die Ver­gleichs­län­der zeigt sich eben­falls eine – ins­ge­samt stär­ke­re – Abnah­me des staat­li­chen Finan­zie­rungs­an­teils von 35 % auf nun­mehr 21 %.
 
- Die FuE-Aus­ga­ben der Wirt­schaft sind in Deutsch­land auf weni­ge Wirt­schafts­zwei­ge des Ver­ar­bei­ten­den Gewer­bes kon­zen­triert. Die fünf Bran­chen mit den höchs­ten FuE-Aus­ga­ben sind der Auto­mo­bil­bau (37,3 % der gesam­ten FuE-Aus­ga­ben der Wirt­schaft), die Elek­tro­nik-/Mess­tech­nik-/Op­tik­in­dus­trie (18,5 %), der Maschi­nen­bau (10,3 %), die Phar­ma- (6,7 %) und die Che­mie­bran­che (5,9 %). Allein die­se Wirt­schafts­zwei­ge ver­ei­nen knapp 79 % der FuE-Aus­ga­ben der Wirt­schaft auf sich. Dage­gen stel­len die für die Digi­ta­li­sie­rung wich­ti­gen Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dienst­leis­tun­gen kei­nen Schwer­punkt der deut­schen FuE dar. Gegen­über 2009 hat die Bran­chen­kon­zen­tra­ti­on der FuE-Aus­ga­ben in Deutsch­land zuge­nom­men, wäh­rend sich eine sol­che Ent­wick­lung für die Gesamt­heit der Ver­gleichs­län­der nicht zeigt.
 
- In kaum einem ande­ren Land sind die FuE-Aus­ga­ben so stark auf Groß­un­ter­neh­men kon­zen­triert wie in Deutsch­land. 2018 ent­fie­len 88 % auf Unter­neh­men mit 500 oder mehr Beschäf­tig­ten. Nur in Japan liegt der Anteil mit 90 % noch höher.
 
- Ins­ge­samt ist die FuE-Inten­si­tät der deut­schen Wirt­schaft nied­ri­ger als es die Wirt­schafts­struk­tur erwar­ten lie­ße. Dies bedeu­tet, dass noch ein erheb­li­ches Poten­zi­al für eine höhe­re FuE-Inten­si­tät und damit für höhe­re FuE-Aus­ga­ben vor­han­den ist. Wür­de jeder Wirt­schafts­zweig in Deutsch­land mit einer unter­durch­schnitt­li­chen FuE-Inten­si­tät die­se auf das durch­schnitt­li­che Niveau der Ver­gleichs­län­der erhö­hen, so wür­den die FuE-Aus­ga­ben der deut­schen Wirt­schaft um knapp 30 % höher lie­gen.
 
„Die High­tech-Stra­te­gie der Bun­des­re­gie­rung sowie deren Zusam­men­spiel mit den ent­spre­chen­den Stra­te­gien für die Wis­sen­schaft haben gezeigt, dass sich mit einer kon­zer­tier­ten Initia­ti­ve, die die poli­ti­schen Prio­ri­tä­ten in Rich­tung For­schung und Inno­va­ti­on ver­schiebt und die eine lang­fris­ti­ge Per­spek­ti­ve ein­nimmt, eine Wen­de hin zu höhe­ren FuE-Akti­vi­tä­ten errei­chen lässt. Ich hal­te es für wich­tig, die­se Stra­te­gie unbe­dingt fort­zu­set­zen – gera­de auch in Zei­ten, in denen die Bei­be­hal­tung hoher Inves­ti­tio­nen in FuE schwie­ri­ger wird“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. „Im Ver­gleich zu ande­ren Indus­trie­län­dern ist die FuE-Inten­si­tät der meis­ten Wirt­schafts­zwei­ge in Deutsch­land unter­durch­schnitt­lich. Gleich­zei­tig lie­gen die ent­spre­chen­den Aus­ga­ben klei­ner und mitt­le­rer Unter­neh­men in Deutsch­land deut­lich unter denen der meis­ten ande­ren Indus­trie­län­der. Dies bedeu­tet, dass ein gro­ßes Poten­zi­al für eine Erhö­hung exis­tiert. Um die­ses zu mobi­li­sie­ren, sind ins­be­son­de­re FuE-Anrei­ze für mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men und für die gesam­te sek­to­ra­le Brei­te der deut­schen Wirt­schaft wich­tig. Dar­über hin­aus spricht die hohe Bedeu­tung der Digi­ta­li­sie­rung für For­schung und Inno­va­ti­on dafür, FuE- und Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­te bei der För­de­rung stär­ker zu inte­grie­ren.“ Eine Stär­kung der FuE-Akti­vi­tä­ten der deut­schen Wirt­schaft set­ze aller­dings vor­aus, dass ein ent­spre­chen­des Ange­bot an qua­li­fi­zier­tem Per­so­nal exis­tiert. „Der Fach­kräf­te­man­gel ist der­zeit das größ­te Hemm­nis für inves­ti­ti­ons­be­rei­te Unter­neh­men in Deutsch­land. Dies gilt nicht nur für die Arbeits­kräf­te­nach­fra­ge gene­rell, son­dern in beson­de­rem Maße für die Umset­zung von Inno­va­ti­ons­vor­ha­ben. Um das Fach­kräf­te­an­ge­bot für FuE-Akti­vi­tä­ten zu sichern, ist eine Aus­wei­tung der aka­de­mi­schen Aus­bil­dung sowie der beruf­li­chen Aus­bil­dung in rele­van­ten Beru­fen, die Mobi­li­sie­rung aller Per­so­nen in Deutsch­land und auch eine Migra­ti­ons­po­li­tik nötig, die die Zuwan­de­rung von qua­li­fi­zier­ten Fach­kräf­ten erleich­tert“, so Köhler-Geib.

Elek­tro Lind
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