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Quer­ter­ras­sie­rung als Stra­te­gie für zukunfts­fä­hi­gen Steillagenweinbau

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Wel­che Vor­tei­le haben Win­ze­rin­nen und Win­zer von Quer­ter­ras­sie­rung, wie pro­fi­tiert die Natur davon, wel­che öko­no­mi­schen Aus­wir­kun­gen hat eine hang­par­al­le­le Zei­len­an­la­ge und wie sieht die Zukunft der Steil­la­gen aus? For­scher der Insti­tu­te für all­ge­mei­nen und öko­lo­gi­schen Wein­bau sowie ange­wand­te Öko­lo­gie der Hoch­schu­le Gei­sen­heim stell­ten Anfang Sep­tem­ber gemein­sam mit ihren Pra­xis­part­nern die Ergeb­nis­se des Pro­jekts Bio­QuiS aus For­schung und Trans­fer im Bereich der Quer­ter­ras­sie­rung im Steil­la­gen­wein­bau vor.

„Die ver­ein­fach­te Bewirt­schaf­tung durch hang­par­al­le­le Gas­sen ist ein gro­ßer Vor­teil, der sich betriebs­wirt­schaft­lich rech­nen kann“, beton­te Man­fred Stoll, Pro­fes­sor für all­ge­mei­nen Wein­bau der Hoch­schu­le Gei­sen­heim, im Rah­men der Abschluss­ver­an­stal­tung des von der Deut­schen Bun­des­stif­tung Umwelt (DBU) geför­der­ten Pro­jekts Bio­QuiS. Das Pro­jekt­team zeig­te die Vor­tei­le moder­ner Ter­ras­sen­wein­ber­ge auf: Sehr ein­drück­lich sei der stark ver­bes­ser­te Ero­si­ons­schutz, auch ange­sichts von Extrem­re­gen­er­eig­nis­sen wie denen der jüngs­ten Ver­gan­gen­heit, so Stoll. Bemer­kens­wer­te Unter­schie­de zwi­schen Quer­ter­ras­sen- und Fall­li­ni­en-Anla­gen mit Blick auf deren Mikro­kli­ma, Bee­ren­in­halts­stof­fe und die Beer­enge­sund­heit konn­te Dok­to­rand Timo Strack in sei­nen Unter­su­chun­gen fest­stel­len. Bei­spiels­wei­se sei die Son­nen­brand­ge­fahr für Bee­ren in quer­ter­ras­sier­ten Anla­gen deut­lich geringer.

Ergän­zend zu den wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen teil­ten die drei Pra­xis­part­ner des Pro­jekts, die Hes­si­schen Staats­wein­gü­ter mit der Domä­ne Ass­manns­hau­sen, die Wein­gü­ter Laquai aus Lorch und Rat­zen­ber­ger aus Bacha­rach, ihre Erfah­run­gen: Gil­bert Laquai, der als ers­ter Win­zer im Mit­tel­rhein­tal schon 2008 groß­flä­chig Ter­ras­sen­wein­ber­ge ange­legt hat­te, gab kon­kre­te Emp­feh­lun­gen zur Pla­nung und Umset­zung von Quer­ter­ras­sie­rung und erläu­ter­te, unter wel­chen Bedin­gun­gen sich die Quer­ter­ras­sie­rung loh­ne. Staat­li­che För­de­rung und die Ein­bin­dung in Flur­be­rei­ni­gungs­ver­fah­ren sei­en dabei wich­ti­ge Eck­punk­te, zu denen Exper­ten des Hes­si­schen Lan­des­am­tes für Boden­ma­nage­ment und des Dezer­nats Wein­bau des RP Darm­stadt den Teil­neh­men­den Aus­kunft gaben.

Für den Erhalt und die Ent­wick­lung der Bio­di­ver­si­tät böten Quer­ter­ras­sen gro­ße Poten­zia­le, so das Pro­jekt­team: Die mit hei­mi­scher Vege­ta­ti­on begrün­ten und fach­ge­recht gepfleg­ten Ter­ras­sen­bö­schun­gen bil­de­ten groß­flä­chig wert­vol­le Lebens­räu­me, bei­spiels­wei­se für Insek­ten. „Beson­ders bewährt hat sich regio­na­les Saat­gut, das als Nass­an­saat auf die Böschun­gen auf­ge­bracht wird“, so Dok­to­ran­din Vera Wersebeckmann.

Ilo­na Ley­er, Pro­fes­so­rin für Bio­di­ver­si­tät und Öko­sys­tem­funk­tio­nen an der Hoch­schu­le Gei­sen­heim, resü­mier­te, dass bei quer­ter­ras­sier­ten Wein­ber­gen wirt­schaft­li­che und öko­lo­gi­sche Vor­tei­le zusam­men­kä­men. Dies hel­fe, den Steil­la­gen­wein­bau anders zu den­ken und zukunfts­fä­hig zu gestal­ten. Aller­dings sei­en damit nicht alle Hür­den genom­men und Pro­ble­me gelöst.

Inten­siv wur­de über das The­ma Was­ser dis­ku­tiert. Einig waren sich die Teil­neh­men­den, dass der Tro­cken­stress durch die zuneh­mend hei­ßen und tro­cke­nen Som­mer die größ­te zukünf­ti­ge Her­aus­for­de­rung im Steil­la­gen­wein­bau dar­stel­len wird – unab­hän­gig von der Anla­ge­art. Ein wei­te­rer Dis­kus­si­ons­punkt: Der im Ver­gleich zu den Flach­la­gen grö­ße­re Auf­wand bei der Bewirt­schaf­tung spie­ge­le sich nicht im Ver­kaufs­er­lös wider. Ob hier durch Sen­si­bi­li­sie­rung der Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher im Hin­blick auf Res­sour­cen­schutz und Bio­di­ver­si­tät sowie ein bes­se­res Mar­ke­ting Abhil­fe geschaf­fen wer­den kann, wur­de kon­tro­vers diskutiert. 

Um den regio­na­len Wein­bau und die von ihm gepräg­te Kul­tur­land­schaft zukunfts­fä­hig zu gestal­ten, wer­de man mit den Akteu­rin­nen und Akteu­ren des Wein­baus, der Kom­mu­nen und des Natur­schut­zes auch nach Been­di­gung des Pro­jek­tes im Dia­log blei­ben, beto­nen Ilo­na Ley­er und Man­fred Stoll unisono.

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