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Maue Stim­mung und düs­te­rer Aus­blick im Mittelstand

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Die Mischung aus explo­die­ren­den Ener­gie­kos­ten, schwin­den­der Kauf­kraft, gro­ßen Unwäg­bar­kei­ten hin­sicht­lich der Ver­sor­gung mit Erd­gas und dem anhal­ten­den Krieg in der Ukrai­ne ver­gif­tet zuneh­mend die Stim­mung im Mit­tel­stand. Das mit­tel­stän­di­sche Geschäfts­kli­ma sinkt im August um 1,4 Zäh­ler auf ‑16,4 Sal­den­punk­te. Das ist nun der drit­te Rück­gang in Fol­ge, was gemäß Dau­men­re­gel ein Signal für die Umkehr des Stim­mungs­trends ist. Bei­de Kli­ma­kom­po­nen­ten sind im Minus. Die Geschäfts­la­ge­ur­tei­le brö­ckeln um 0,9 Zäh­ler auf nun­mehr 6,8 Sal­den­punk­te ab. Die Geschäfts­er­war­tun­gen sind so pes­si­mis­tisch wie kaum jemals zuvor. Nach dem Rück­gang um 1,9 Zäh­ler notie­ren sie jetzt mit ‑36,2 Sal­den­punk­ten auf dem zweit­tiefs­ten Stand seit Beginn der Zeit­rei­he im Janu­ar 2005.
 
Die Stim­mung in den mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men ist im August in allen Haupt­wirt­schafts­be­rei­chen schlech­ter als im lang­fris­ti­gen Durch­schnitt. Unter­schie­de gibt es aller­dings im Niveau des Geschäfts­kli­mas und des­sen Ver­än­de­rung gegen­über dem Vor­mo­nat. Am bes­ten schlägt sich noch das Bau­haupt­ge­wer­be, das sich nach dem mar­kan­ten Rück­gang im Juli als ein­zi­ge Bran­che aktu­ell sogar wie­der etwas erholt (+1,6 Zäh­ler auf ‑8,7 Sal­den­punk­te). Den zwei­ten Platz im Ran­king bele­gen die Dienst­leis­ter, deren Stim­mungs­ten­denz nach dem Ende der Auf­hol­be­we­gung, die auf die Abschaf­fung der aller­meis­ten Coro­na-Ein­schrän­kun­gen gefolgt war, nun aber wie­der nach unten geht (-2,2 Zäh­ler auf ‑11,7 Sal­den­punk­te). Das Geschäfts­kli­ma im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be sinkt immer tie­fer (-2,5 Zäh­ler auf ‑20,9 Sal­den­punk­te). Mit eini­gem Abstand am schlech­tes­ten ist die Stim­mung jedoch in den bei­den Spar­ten des Han­dels: Der Groß­han­del ver­liert 5,6 Zäh­ler auf ‑26,3 Sal­den­punk­te, wäh­rend im Ein­zel­han­del nach einem neu­er­li­chen Rück­gang um dies­mal 2,8 Zäh­ler auf ‑31,3 Sal­den­punk­te inzwi­schen regel­rech­te Gra­bes­stim­mung herrscht. Die all­ge­mei­ne Unsi­cher­heit und die enor­men Kauf­kraft­ver­lus­te wegen des Preis­schubs ins­be­son­de­re bei Ener­gie und Lebens­mit­teln hin­ter­las­sen tie­fe Spu­ren.
 
„Die Stim­mung ist mau, der Aus­blick düs­ter“, kom­men­tiert Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. Die Erwar­tun­gen der Mit­tel­ständ­ler sei­en der­zeit so pes­si­mis­tisch wie zuvor nur vor den bei­den mit Abstand tiefs­ten Rezes­sio­nen in der Geschich­te der Bun­des­re­pu­blik, näm­lich zu Beginn der glo­ba­len Finanz­kri­se im Win­ter 2008/2009 sowie nach Aus­bruch der Coro­na-Pan­de­mie im ers­ten Halb­jahr 2020. Aller­dings müs­se man mit Blick auf die Kon­struk­ti­on des Index die depri­mie­ren­den Geschäfts­er­war­tun­gen auch zurecht­rü­cken: „Sie sind ein Maß, wie umfas­send ver­brei­tet die Angst vor einem Kon­junk­tur­ab­sturz ist. Mit ande­ren Wor­ten: Sie spie­geln die viel­fäl­ti­gen Befürch­tun­gen, Sor­gen und Ängs­te rund um den Krieg und die Ener­gie­kri­se in der gesam­ten Brei­te der Unter­neh­mens­land­schaft wider. Sie sind jedoch kein ver­läss­li­ches Maß für die Tie­fe des befürch­te­ten Rück­gangs selbst. Wir gehen aktu­ell davon aus, dass Deutsch­land am Beginn einer tech­ni­schen Rezes­si­on steht, die deut­lich mil­der aus­fal­len wird als die Ein­brü­che wäh­rend der Finanz- oder der Coro­na­kri­se“, so Köhler-Geib.

Elek­tro Lind
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