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Ban­ken bei Kre­dit­ver­ga­be an Mit­tel­stand restriktiver

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Klei­ne und mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men fra­gen seit dem All­zeit­tief im Som­mer 2021 wie­der mehr Kre­di­te nach. Im zwei­ten Quar­tal gaben 21,1 % (+0,5 PP) von ihnen an, in Ver­hand­lun­gen mit den Ban­ken zu ste­hen, wie die neue KfW-ifo-Kre­dit­hür­de zeigt. Doch ob sich damit der bereits vor der Pan­de­mie ein­ge­setz­te trend­mä­ßi­ge Rück­gang des Anteils der Mit­tel­ständ­ler in Kre­dit­ver­hand­lun­gen (län­ger­fris­ti­ger Durch­schnitt: 25,8 %) umkehrt, ist frag­lich. So dürf­te der Anstieg in den ers­ten bei­den Quar­ta­len maß­geb­lich auf den Krieg in der Ukrai­ne und die hohen Infla­ti­ons­ra­ten zurück­zu­füh­ren sein, die den kurz­fris­ti­gen Finan­zie­rungs­be­darf merk­lich erhöht haben. In den kom­men­den Quar­ta­len könn­te sich die Nach­fra­ge im Rah­men der zu erwar­ten­den kon­junk­tu­rel­len Abküh­lung erneut wie­der etwas abschwä­chen.
 
Bei den klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men, die aktu­ell Finan­zie­run­gen nach­fra­gen, sind die Ban­ken nach der über eini­ge Quar­ta­le anhal­ten­den mode­ra­ten Ent­span­nung wie­der restrik­ti­ver. Die Kre­dit­hür­de steigt für die­se Grö­ßen­klas­se deut­lich um 3,1 PP auf 20,8 %. Fast alle Wirt­schafts­be­rei­che sind betrof­fen: Gegen­über dem Bau­haupt­ge­wer­be (+7,3 Pro­zent­punk­te auf 13,6 %, die von schwie­ri­ge­rem Kre­dit­zu­gang berich­ten), dem Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be (+6,0 auf 17,7 %) und dem Groß­han­del (+4,5 auf 18,8 %) zeig­ten sich Ban­ken deut­lich zurück­hal­ten­der bei der Ver­ga­be neu­er Aus­lei­hun­gen als noch im Vor­quar­tal. Die gro­ße Aus­nah­me stellt der Ein­zel­han­del dar: Hier geht die Kre­dit­hür­de deut­lich zurück (-7,4 Pro­zent­punk­te), nur noch 15,5 % der kre­dit­nach­fra­gen­den mit­tel­stän­di­schen Ein­zel­händ­ler berich­ten von schwie­ri­ge­rem Zugang. Grund hier­für könn­ten die in die­sem Wirt­schafts­be­reich grund­sätz­lich posi­ti­ve­ren Geschäfts­aus­sich­ten nach Rück­nah­me der meis­ten Coro­na-Infek­ti­ons­schutz­maß­nah­men sein.
 
Ein ähn­li­ches Bild zeigt der Blick auf die Groß­un­ter­neh­men, bei denen der Anteil der in Kre­dit­ver­hand­lun­gen ste­hen­den Fir­men mit 28,5 % (+2,2 Pro­zent­punk­te) deut­lich zuge­nom­men hat. Für die gro­ßen Unter­neh­men zeigt sich im zwei­ten Quar­tal agg­re­giert eine Locke­rung der Kre­dit­hür­de (-0,7 auf 13,5 %), für ein­zel­ne Sek­to­ren ver­schärf­ten sich die Kre­dit­be­din­gun­gen aller­dings ähn­lich stark wie bei den Mit­tel­ständ­lern. Vor allem im von den hohen Infla­ti­ons­ra­ten stark betrof­fe­nen Ein­zel­han­dels- und Dienst­leis­tungs­sek­tor stieg die Kre­dit­hür­de bei den Groß­un­ter­neh­men an (+7,2 auf 12,4 % bzw. +6,4 auf 12,6 %). Der ver­gleichs­wei­se star­ke Rück­gang im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be ( 6,8 auf 15,8 %) und dem Bau­haupt­ge­wer­be (-5,9 auf 6,8 %) könn­te indes Aus­druck einer sich abzeich­nen­den Ent­span­nung bei den Mate­ri­al- und Lie­fer­eng­päs­sen der Groß­un­ter­neh­men sein.
 
„Beson­ders für den Mit­tel­stand wird die Luft am Kre­dit­markt all­mäh­lich dün­ner. Stei­gen­de Zin­sen, der durch die rus­si­sche Aggres­si­on ver­schärf­te Kos­ten­schub und eine sich abschwä­chen­de Kon­junk­tur ver­an­las­sen die Ban­ken, bei der Kre­dit­ver­ga­be vor­sich­ti­ger zu agie­ren“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. „Noch sehen wir ein star­kes Kre­dit­wachs­tum. Das spricht dafür, dass der Kre­dit­ka­nal nach wie vor gut funk­tio­niert. Setzt sich der Anstieg der Kre­dit­hür­de jedoch fort, könn­te ein unzu­rei­chen­der Finan­zie­rungs­zu­gang bald die Umset­zung von Inves­ti­ti­ons­vor­ha­ben gefährden.“

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