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Mittelstandsunion Rheingau-Taunus fordert GKV-Strukturreform
Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Rheingau-Taunus kritisiert die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Erhöhung des Zusatzbeitrages in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) als Flickwerk. Stattdessen fordert die MIT Rheingau-Taunus echte Strukturreformen in der GKV.
„Die Bürger und viele Betriebe im Rheingau-Taunus-Kreis stehen wegen der extrem hohen Energiepreise und Inflation bereits mit dem Rücken an der Wand“, sagt Hans-Peter Caesar, Kreisvorsitzender der MIT Rheingau-Taunus. „Eine Erhöhung des Zusatzbeitrages ist derzeit nicht zu vermitteln. Deutschland hat schon jetzt die größte Abgaben- und Steuerlast in Europa. Während der Staat über die Umsatzsteuer an der Inflation mitverdient, tragen die Bürger und Unternehmen hier vor Ort die doppelte Last.“
Das Defizit der GKV beträgt derzeit 17 Milliarden Euro. Nach einer Erhöhung des Zusatzbeitrages wäre die Sozialgarantie der Großen Koalition – die auch von Lauterbach mitgetragen wurde – von maximal 40 Prozent Sozialabgaben nicht mehr zu halten. Derzeit betragen die Sozialabgaben bei Arbeitnehmern mit Kinder im Durchschnitt 39,95 Prozent, bie Kinderlosen 40,3 Prozent. Mit dem erhöhten GKV-Zuschlag lägen sie für alle über 40 Prozent. Für einen Arbeitnehmer mit 3000 Euro brutto im Monat gehen derzeit schon fast 14.400 Euro pro Jahr an die Sozialkassen. Künftig müssen Arbeitnehmer und Arbeitgeber noch mal über 100 Euro drauflegen.
Caesar kritisiert: „Minister Lauterbach hatte mehr als ein halbes Jahr Zeit, eine echte strukturelle Reform der GKV auf den Weg zu bringen. Stattdessen präsentiert er ein Flickwerk aus belastenden Einzelmaßnahmen.“ Lauterbach müsse das Problem an der Wurzel packen. „Das geht nur über Ausgaben senkende Strukturreformen. Es ist ideen- und anstandslos, die massiven Kostensteigerungen einfach nur nach unten durchzudrücken und die Schuld dafür auch noch beim Vorgänger zu suchen“, so Caesar.
Die MIT Rheingau-Taunus fordert Lauterbach auf, eine offene Diskussion auch über Leistungskürzungen anzustoßen. „Es ist eine der wichtigsten Aufgaben des Gesundheitsministers, die GKV zukunftsfest zu machen. Offenbar fällt Lauterbach jetzt auf die Füße, dass er seit Amtsbeginn allein das Thema Corona im Blick hatte“, sagt Caesar. „Der Minister muss das Gesundheitssystem effizienter gestalten und dabei auch die demografische Entwicklung berücksichtigen. Jetzt ist die Zeit für mutige Reformen ohne Denkverbote.“