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Feh­len­des Know­how, digi­ta­le Infra­struk­tur und Finan­zie­rung brem­sen Digi­ta­li­sie­rung im Mittelstand

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Die Coro­na-Kri­se hat zwar einen Digi­ta­li­sie­rungs­schub im deut­schen Mit­tel­stand aus­ge­löst, doch nach wie vor weist ein Vier­tel der 3,8 Mil­lio­nen klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men unver­än­dert kei­ner­lei Digi­ta­li­sie­rungs­ak­ti­vi­tä­ten auf. Das heißt, um die 950.000 Fir­men hier­zu­lan­de gehen noch nicht ein­mal Basis­schrit­te wie die Digi­ta­li­sie­rung des Kun­den­kon­takts an. KfW Rese­arch hat in einer neu­en Ana­ly­se auf Basis des reprä­sen­ta­ti­ven KfW-Mit­tel­stand­spa­nels unter­sucht, was die Unter­neh­men bei der Umset­zung von Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­ten hemmt.
 
Am häu­figs­ten nen­nen die Mit­tel­ständ­ler die Anfor­de­run­gen an Daten­schutz und Daten­si­cher­heit (39 %) als Grund, dicht gefolgt von nicht aus­rei­chen­der digi­ta­ler Infra­struk­tur (38 %). Feh­len­de IT-Kom­pe­ten­zen im Unter­neh­men in Ver­bin­dung mit einer man­geln­den Ver­füg­bar­keit von IT-Fach­kräf­ten ran­gie­ren mit 32 % auf der drit­ten Posi­ti­on. Auch wei­te­re Digi­ta­li­sie­rungs­hemm­nis­se ste­hen mit man­geln­den Kom­pe­ten­zen in einem Zusam­men­hang. Der Man­gel an geeig­ne­ten Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten behin­dert gut jedes fünf­te mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men (22 %) bei der Umset­zung von Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­ten. Damit wer­den Finan­zie­rungs­eng­päs­se zwar sel­te­ner als ande­re Digi­ta­li­sie­rungs­hemm­nis­se genannt, sie wer­den von den Unter­neh­men jedoch als beson­ders pro­ble­ma­tisch wahr­ge­nom­men. So füh­ren Finan­zie­rungs­hemm­nis­se in 43 % der betrof­fe­nen Unter­neh­men dazu, dass Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­te nicht gestar­tet bzw. gar nicht erst ent­wi­ckelt wer­den.
 
Ein Blick in die Details zeigt, dass gro­ße Mit­tel­ständ­ler ver­schie­de­ne Digi­ta­li­sie­rungs­hemm­nis­se ten­den­zi­ell stär­ker spü­ren als klei­ne­re Unter­neh­men: So ist etwa Datenschutz/ ‑sicher­heit für jeden zwei­ten (47 %) gro­ßen Mit­tel­ständ­ler (100 oder mehr Mit­ar­bei­ter) ein Hin­der­nis bei der Digi­ta­li­sie­rung, jedoch nur für 36 % der kleins­ten Unter­neh­men mit weni­ger als 5 Mit­ar­bei­tern. Grün­de für die häu­fi­ge­re Betrof­fen­heit dürf­ten sein, dass grö­ße­re Unter­neh­men sowohl mehr Angriffs­flä­che für Inter­net­kri­mi­na­li­tät bie­ten als auch beson­ders loh­nen­de Zie­le dar­stel­len. Feh­len­de IT-Kom­pe­tenz erschwert in gro­ßen mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men nahe­zu dop­pelt so oft Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­te wie in klei­nen (57 % vs. 30 %). Zurück­zu­füh­ren dürf­te dies dar­auf sein, dass sie über kom­ple­xe­re IT-Anwen­dun­gen ver­fü­gen und Digi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­te durch­füh­ren dürf­ten, die eine höhe­re Exper­ti­se ver­lan­gen. Auch die Wahr­neh­mung einer unzu­rei­chen­den Qua­li­tät der Inter­net­ver­bin­dung als Digi­ta­li­sie­rungs­hin­der­nis steigt mit der Unter­neh­mens­grö­ße deut­lich (36 % bei den klei­nen vs. 47 % bei den gro­ßen Mit­tel­ständ­lern). Die­ses Hemm­nis ist dabei nicht nur – wie zu erwar­ten gewe­sen wäre – in länd­li­chen Regio­nen ver­brei­tet (42 %). Auch in Groß­städ­ten stellt die man­geln­de Inter­net­qua­li­tät für jedes drit­te mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men ein Digi­ta­li­sie­rungs­hemm­nis dar (32 %).
 
„Neben der Trans­for­ma­ti­on hin zu einem nach­hal­ti­gen Wirt­schaf­ten und Leben ist die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on die zwei­te gro­ße Auf­ga­be, vor der Deutsch­land steht. Bis­her liegt die hie­si­ge Wirt­schaft hin­sicht­lich der Anwen­dung digi­ta­ler Tech­no­lo­gien im euro­päi­schen Ver­gleich jedoch ledig­lich im Mit­tel­feld. Ein Auf­rü­cken auf die vor­de­ren Rän­ge ist drin­gend gebo­ten, damit Deutsch­land inter­na­tio­nal wett­be­werbs­fä­hig bleibt und Wohl­stands­ver­lus­te ver­mie­den wer­den“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. „Aus mei­ner Sicht muss hier­zu an fol­gen­den zen­tra­len Punk­ten ange­setzt wer­den: 1. Ver­bes­se­rung der digi­ta­len Kom­pe­ten­zen in der Beleg­schaft durch Aus- und Wei­ter­bil­dung, 2. Aus­bau der digi­ta­len Infra­struk­tur durch flä­chen­de­cken­de Inter­net­ver­sor­gung und 3. Aus­wei­tung der Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten für Digitalisierungsvorhaben.“

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