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Kre­dit­neu­ge­schäft mit star­kem Come­back — Ukrai­ne­krieg belas­tet Ausblick

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Das von KfW Rese­arch berech­ne­te Kre­dit­neu­ge­schäft der Ban­ken und Spar­kas­sen in Deutsch­land mit Unter­neh­men und Selbst­stän­di­gen hat im vier­ten Quar­tal 2021 einen regel­rech­ten Satz nach oben gemacht. Im Ver­gleich zum Vor­jahr wuch­sen laut KfW-Kre­dit­markt­aus­blick die neu­en Bank­dar­le­hen um 8,2 %, nach­dem sie im Vor­quar­tal noch deut­lich geschrumpft waren (-7,7 % in Q3/2022). Bestim­mend für die­se Ent­wick­lung waren die kur­zen und mitt­le­ren Fris­ten mit Lauf­zei­ten bis zu fünf Jah­ren. Im gera­de abge­lau­fe­nen ers­ten Quar­tal 2022 dürf­te das Wachs­tum neu­er Kre­di­te bei 6 % lie­gen.
 
Zur der dras­ti­schen Trend­wen­de am Kre­dit­markt tru­gen ins­be­son­de­re zwei Fak­to­ren bei: Zum einen sind die Quar­ta­le mit star­ker Kre­dit­ver­ga­be zu Beginn der Pan­de­mie nun aus dem Vor­jah­res­ver­gleich voll­stän­dig her­aus- und der damit ver­bun­de­ne dämp­fen­de Basis­ef­fekt weg­ge­fal­len. Zum ande­ren ist die deut­li­che Beschleu­ni­gung des Kre­dit­wachs­tums auch star­ken Anrei­zen zuzu­schrei­ben, die von einem wich­ti­gen Stich­tag im Rah­men der geziel­ten län­ger­fris­ti­gen Refi­nan­zie­rungs­ge­schäf­te der EZB aus­ging. Denn die sehr güns­ti­gen EZB Son­der­zins­kon­di­tio­nen erhiel­ten nur Ban­ken, die zum 31. Dezem­ber 2021 eine aus­rei­chen­de Net­to­kre­dit­ver­ga­be bele­gen konn­ten.
 
Wäh­rend die wirt­schaft­li­chen Beein­träch­ti­gun­gen durch die Coro­na­pan­de­mie nun all­mäh­lich abklin­gen, gehen mit dem erschüt­tern­den Angriff Russ­lands auf die Ukrai­ne gleich­zei­tig enor­me Ein­schnit­te und Unwäg­bar­kei­ten für die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung und ihre Rah­men­be­din­gun­gen ein­her. Sicher ist, dass der Krieg der wirt­schaft­li­chen Erho­lung den Schwung nimmt. Es ist des­halb davon aus­zu­ge­hen, dass die Unter­neh­men ab dem Früh­jahr zurück­hal­ten­der bei der Durch­füh­rung von Inves­ti­ti­ons­vor­ha­ben wer­den und die Nach­fra­ge nach Inves­ti­ti­ons­fi­nan­zie­run­gen gedämpft wird. Ande­rer­seits steigt die Wahr­schein­lich­keit, dass mehr Kre­di­te zur Abfe­de­rung unge­plan­ter Finan­zie­rungs­be­dar­fe benö­tigt wer­den, da sich die Unter­neh­men einem rapi­de wach­sen­den Kos­ten­druck gegen­über sehen. Die Ener­gie- und Roh­stoff­kos­ten sind infol­ge des Krie­ges mas­siv gestie­gen und es kommt zu zusätz­li­chen Dis­rup­tio­nen der ohne­hin ange­spann­ten Lie­fer­ket­ten.
 
Aktu­el­le Befra­gun­gen von Ban­ken und Unter­neh­men spre­chen ins­ge­samt für eine zuneh­men­de Kre­dit­nach­fra­ge in der ers­ten Jah­res­hälf­te: Im aktu­el­len Bank Len­ding Sur­vey (BLS) der EZB etwa berich­tet eine kla­re und wach­sen­de Mehr­heit der Finanz­in­sti­tu­te von einer ver­stärk­ten Kre­dit­nach­fra­ge der Unter­neh­men im ers­ten Quar­tal. Auch für das Früh­jahr erwar­ten die Ban­ken wei­te­re Zuwäch­se.
 
„Das Zusam­men­spiel der trei­ben­den und hem­men­den Fak­to­ren am Kre­dit­markt dürf­te dazu füh­ren, dass das Kre­dit­neu­ge­schäft nach soli­den Zuwäch­sen im ers­ten Halb­jahr ab dem Som­mer an Kraft ver­liert“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. „Der Aus­blick für den Kre­dit­markt ist durch die unge­wis­sen Aus­wir­kun­gen des Krie­ges jedoch hoch­gra­dig unsi­cher. Es zeich­net sich aber bereits eine Ver­schär­fung der Finan­zie­rungs­be­din­gun­gen ab. Vor dem Hin­ter­grund des Krie­ges wer­den Aus­fall­ri­si­ken neu bewer­tet und Ban­ken in der Fol­ge bei der Kre­dit­ver­ga­be vor­sich­ti­ger. Zudem stei­gen die Zins­kos­ten durch die gra­du­el­le Straf­fung der Geld­po­li­tik wie­der wahr­nehm­bar an.“

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