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Gei­sen­hei­mer For­scher erwar­ten lang­fris­tig einen Auf­schwung für den Weintourismus

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Der Früh­ling bringt in die­sem Jahr nicht nur wär­me­re Tem­pe­ra­tu­ren, die zu Aus­flü­gen ein­la­den, son­dern auch das vor­sich­ti­ge Ver­spre­chen, dass die umfas­sen­den Locke­run­gen der Coro­na-Regeln Gas­tro­no­mie und Tou­ris­mus bele­ben. Prof. Dr. Ger­ge­ly Szol­no­ki vom Insti­tut für Wein- und Geträn­ke­wirt­schaft der Hoch­schu­le Gei­sen­heim ist davon über­zeugt, dass sich dar­über hin­aus grund­le­gen­de Trends in Markt und Gesell­schaft lang­fris­tig posi­tiv auf den Wein­tou­ris­mus in den 13 deut­schen Anbau­ge­bie­ten aus­wir­ken werden.

Die Coro­na-Pan­de­mie und die mit ihr ein­her­ge­hen­de abrup­te Ver­än­de­rung des Kon­sum­ver­hal­tens hat auch die Wein­bran­che stark beein­flusst. For­schungs­er­geb­nis­se aus dem Bereich Wein­tou­ris­mus zeig­ten im ers­ten und zwei­ten Jahr der Pan­de­mie, dass vie­le Betrie­be krea­ti­ve Lösun­gen für die Wei­ter­füh­rung wein­tou­ris­ti­scher Akti­vi­tä­ten fan­den. Damit konn­ten sie – zumin­dest teil­wei­se – die durch den Lock­down ver­ur­sach­ten Ver­lus­te kom­pen­sie­ren und sogar neue Ziel­grup­pen anspre­chen. Gleich­zei­tig ver­än­der­ten sich die Kon­su­men­ten­ein­stel­lun­gen und ‑wün­sche: Regio­na­ler Tou­ris­mus gewann plötz­lich deut­lich an Bedeu­tung und die­se Ent­wick­lung öff­ne­te den Wein­gü­tern neue Türen.

Nicht nur die­ser Trend spricht nach Aus­sa­ge von Prof. Dr. Ger­ge­ly Szol­no­ki, Pro­fes­sor für Markt­for­schung an der Hoch­schu­le Gei­sen­heim, dafür, dass der Wein­tou­ris­mus in den 13 deut­schen Anbau­ge­bie­ten in den nächs­ten Jah­ren einen Auf­schwung erfah­ren wird. „Der Wein­tou­ris­mus wird vom all­ge­mei­nen Trend hin zum Indi­vi­du­al- und Qua­li­täts­tou­ris­mus pro­fi­tie­ren. Eben­so wird sich das in der gesam­ten Gesell­schaft gestei­ger­te Bewusst­sein für Nach­hal­tig­keit und den Wert der Natur für das eige­ne Wohl­be­fin­den posi­tiv aus­wir­ken. Dabei han­delt es sich nach unse­rer Ein­schät­zung nicht nur um eine kurz­fris­ti­ge Erho­lung und die Rück­kehr zum Pre-Covid-Niveau; wir erwar­ten, dass die Bedeu­tung des Wein­tou­ris­mus für die Wein­bau­re­gio­nen und ‑betrie­be mit­tel- und lang­fris­tig stei­gen wird“, so der Wis­sen­schaft­ler. Er beruft sich dabei auf die Ergeb­nis­se zwei­er Umfra­gen zum The­ma Wein­tou­ris­mus, die er und sein Team 2021 gemein­sam mit dem schwe­di­schen Tou­ris­mus­un­ter­neh­men WineTourism.com durch­ge­führt haben.

Laut Sus­tainable Wine Tou­rism Sur­vey, an der rund 1.600 Wein­gü­ter aus über 40 Län­dern teil­nah­men, haben etwa 70 Pro­zent der Betrie­be in Deutsch­land bereits wein­tou­ris­ti­sche Ange­bo­te im Port­fo­lio. „Deut­sche Betrie­be sind im inter­na­tio­na­len Ver­gleich beson­ders gut auf­ge­stellt, was die Akti­vi­tä­ten außer­halb der Wein­gü­ter anbe­langt. Das kommt dem wach­sen­den Bedürf­nis der Gäs­te, Tou­ris­mus und Bewe­gung zu ver­bin­den, Natur und Bio­di­ver­si­tät zu ent­de­cken, ent­ge­gen“, hebt Szol­no­ki her­vor. „Eben­so sind deut­sche Betrie­be stark, was digi­ta­le Ange­bo­te anbe­langt. Auch hier lie­gen sie im Trend, denn für vie­le Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten sind sol­che Ange­bo­te, die sie zeit­ef­fi­zi­ent in ihren Tages­ab­lauf ein­bau­en kön­nen, auch zukünf­tig noch attrak­tiv, und ergän­zen das wein­tou­ris­ti­sche Ange­bot vor Ort perfekt.“

Dass die deut­schen Wein­bau­be­trie­be das erkannt haben, bestä­tigt die Wine Tou­rism Sur­vey „Online Wine Tastings“. Dem­nach wol­len 74 Pro­zent der­je­ni­gen, die Online-Wein­pro­ben ein­ge­führt haben, die­se in jedem Fall wei­ter­füh­ren, wei­te­re 23 Pro­zent spie­len mit dem Gedan­ken. Und das ist wenig über­ra­schend: Nur für fünf Pro­zent der deut­schen Betrie­be, die sie anbo­ten, waren Online-Wein­ver­kos­tun­gen unprofitabel. 

„Pro­gno­sen für die Tou­ris­mus­bran­che ins­ge­samt zei­gen, dass der Umsatz im Markt für inner­deut­sche Rei­sen jenen des Jah­res 2019 in den kom­men­den Jah­ren noch über­stei­gen wird. Die Wein­bau­be­trie­be kön­nen davon pro­fi­tie­ren, wenn sie nach­hal­ti­ge und indi­vi­du­el­le Ange­bo­te ent­wi­ckeln, die im Ein­klang mit der Kul­tur­land­schaft ste­hen, in die sie ein­ge­bun­den sind“, lau­tet Szol­no­kis Fazit.

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