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Jung­selb­stän­di­ge haben sich noch nicht voll­stän­dig von der Coro­na-Kri­se erholt

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Die Grün­dungs­tä­tig­keit in Deutsch­land im Jahr 2021 hat den Rück­gang des Jah­res 2020 wett­ge­macht und liegt mit 607.000 Exis­tenz­grün­dun­gen wie­der auf Vor-Coro­na-Niveau. Dies ergab eine Vor­abaus­wer­tung des dies­jäh­ri­gen KfW-Grün­dungs­mo­ni­tors. Die Beein­träch­ti­gun­gen waren aber auch im zwei­ten Coro­na-Jahr spür­bar. So hat die neue Blitz­be­fra­gung auf der Grün­der­platt­form (www.gruenderplattform.de) ein­deu­tig gezeigt: Exis­tenz­grün­dun­gen gelang im zwei­ten Pan­de­mie­jahr zwar etwas häu­fi­ger ein pünkt­li­cher Start, lan­ge Ver­zö­ge­run­gen von über einem hal­ben Jahr gab es aber mit 17 % deut­lich öfter als 2020. Wäh­rend im Jahr 2020 unsi­che­re Geschäfts­aus­sich­ten und der Weg­fall der Geschäfts­grund­la­ge die häu­figs­ten Aus­lö­ser für ver­zö­ger­te Grün­dun­gen waren, so sorg­ten dage­gen im Jahr 2021 Anpas­sun­gen der Geschäfts­mo­del­le sowie Finan­zie­rungs­pro­ble­me am häu­figs­ten für die ver­zö­ger­te Rea­li­sie­rung von Grün­dun­gen.
 
Die Coro­na-Kri­se hat bei Jung­selb­stän­di­gen Spu­ren hin­ter­las­sen. Das zeigt sich unter ande­rem an ihren Umsät­zen. Aktu­ell liegt die Hälf­te derer, die vor 2020 grün­de­ten, immer noch unter dem Umsatz­ni­veau, das sie vor der Coro­na-Kri­se hat­ten. Ihre Geschäfts­tä­tig­keit hat sich also bis­her nicht voll­stän­dig erholt. Ins­ge­samt blickt die Mehr­heit der Jung­selb­stän­di­gen (62 %) jedoch opti­mis­tisch auf die Zeit bis Jah­res­en­de und geht davon aus, bis dahin ihr Umsatz­ni­veau zu stei­gern.
 
Trotz des opti­mis­ti­schen Aus­blicks auf die Umsatz­ent­wick­lung sieht ein Fünf­tel der Jung­selb­stän­di­gen ein erhöh­tes Risi­ko dafür, ihre Geschäfts­tä­tig­keit bis zum Jah­res­en­de auf­grund wirt­schaft­li­cher Zwän­ge auf­ge­ben zu müs­sen. Vie­les hängt für die Selb­stän­di­gen bei die­ser Ein­schät­zung vom wei­te­ren Ver­lauf der Coro­na-Pan­de­mie ab.
 
Pes­si­mis­tisch stimmt die Jung­selb­stän­di­gen außer­dem der auf­grund von coro­nabe­ding­ten Beschrän­kun­gen ins Sto­cken gera­te­ne inter­na­tio­na­le Waren­ver­kehr. Lie­fer­eng­päs­se und Preis­stei­ge­run­gen sind des­sen Fol­ge. Der eska­lier­te Krieg in der Ukrai­ne ver­schärft die Lage zusätz­lich. Von den Eng­päs­sen sind nach eige­nen Anga­ben 40 % der Jung­selb­stän­di­gen und 25 % der Grün­dungs­pla­nun­gen betrof­fen. Die Fol­gen kön­nen für die Selb­stän­dig­kei­ten unter Umstän­den fatal sein. Denn höhe­re Prei­se las­sen sich kaum wei­ter­ge­ben ohne Kun­den zu ver­lie­ren und ein gestie­ge­ner Arbeits­auf­wand bei der Beschaf­fung bedeu­tet weni­ger Zeit für die Kun­den­be­treu­ung und ‑gewin­nung. So sehen Jung­selb­stän­di­ge ein über­durch­schnitt­li­ches Risi­ko der Geschäfts­auf­ga­be aus wirt­schaft­li­chen Zwän­gen.
 
„Für vie­le Jung­selb­stän­di­ge ist die Coro­na-Kri­se wirt­schaft­lich wei­ter eine Her­aus­for­de­rung“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. „Neben den pan­de­mie­be­ding­ten Stö­run­gen des inter­na­tio­na­len Waren­ver­kehrs erhöht der eska­lier­te Krieg in der Ukrai­ne die wirt­schafts­po­li­ti­sche Unsi­cher­heit. Das Risi­ko, dass wei­te­re Mate­ri­al­ver­knap­pun­gen, höhe­re Ener­gie­prei­se und eine sich abzeich­nen­de Kon­sum­zu­rück­hal­tung ihren Umsatz­op­ti­mis­mus durch­kreu­zen, ist sehr hoch. Umso wich­ti­ger ist es für sie, so fle­xi­bel wie mög­lich zu sein und Geschäfts­mo­del­le bei Bedarf anzu­pas­sen – genau so, wie es vie­le Grün­de­rin­nen und Grün­der in den letz­ten bei­den Kri­sen­jah­ren bereits getan haben.“
 

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