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Krieg in der Ukrai­ne lässt mit­tel­stän­di­sches Geschäfts­kli­ma abstürzen

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Unter dem Ein­druck des rus­si­schen Über­falls auf die Ukrai­ne ist das Geschäfts­kli­ma im deut­schen Mit­tel­stand abrupt um 14,9 Zäh­ler ein­ge­bro­chen. Mit ‑9,4 Zäh­lern liegt es jetzt auf einem ähn­li­chen Niveau wie wäh­rend der 2. Covid-Wel­le im Win­ter 2020/2021. Hin­ter dem Stim­mungs­ein­bruch ste­hen vor allem die Geschäfts­er­war­tun­gen, die im März schlag­ar­tig um 25,9 Zäh­ler auf nun­mehr ‑23,2 Sal­den­punk­te zurück­ge­hen. Das ist der größ­te Absturz seit Beginn der Zeit­rei­he im Jahr 2005. Die Beur­tei­lung der aktu­el­len Geschäfts­la­ge ver­schlech­tert sich indes nur um mode­ra­te 2,3 Zäh­ler auf nun 5,9 Sal­den­punk­te.
 
Beson­ders groß ist der Pes­si­mis­mus­schub unter den klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be, des­sen Geschäfts­kli­ma inner­halb nur eines Monats von +9,9 auf ‑10,1 Sal­den­punk­te sinkt. Beson­ders die Aus­sicht auf län­ger­fris­tig stark erhöh­te Ener­gie­prei­se, das Risi­ko von Lücken bei der Gas­ver­sor­gung sowie neue Eng­päs­se bei wich­ti­gen Roh­stof­fen aus Russ­land und der Ukrai­ne haben in der Indus­trie die Geschäfts­aus­sich­ten mas­siv ein­ge­trübt. Hin­zu kom­men immer neue Lock­downs in Chi­na, die die glo­ba­len Lie­fer­ket­ten wohl wie­der stö­ren wer­den. Aber auch die Lage­be­ur­tei­lung der mit­tel­stän­di­schen Indus­trie­un­ter­neh­men gibt etwas nach, weil es bereits jetzt zu kriegs­be­ding­ten Lie­fer­schwie­rig­kei­ten bei spe­zi­el­len Vor­pro­duk­ten wie etwa Kabel­bäu­men in der Auto­mo­bil­in­dus­trie kommt und außer­dem für man­che Fir­men Umsät­ze in Russ­land und der Ukrai­ne weg­bre­chen. Der Ver­fall des mit­tel­stän­di­schen Geschäfts­kli­mas im März 2022 ist jedoch bran­chen­über­grei­fend: Im Bau, Groß- und Ein­zel­han­del geht das Kli­ma jeweils um mar­kan­te 16 bis 17 Zäh­ler zurück und selbst im Dienst­leis­tungs­be­reich ist noch ein beträcht­li­cher Rück­gang um knapp 10 Zäh­ler zu ver­bu­chen.
 
Wie meis­tens bei inter­na­tio­na­len Schocks sind auch dies­mal die Groß­un­ter­neh­men noch stär­ker betrof­fen als die klei­nen und mitt­le­ren Fir­men: Ihr Geschäfts­kli­ma fällt im März um gan­ze 23,5 Zäh­ler auf ‑15,5 Sal­den­punk­te. Auch bei ihnen sind es vor allem die Erwar­tun­gen, die hin­ter dem Ein­bruch ste­hen (-34,7 Zäh­ler auf ‑31,0 Sal­den­punk­te). Aber auch die Lage­ur­tei­le sin­ken bei den Groß­un­ter­neh­men deut­lich um 9,7 Zäh­ler auf nur noch 2,6 Sal­den­punk­te.
 
„Putins Über­fall auf die Ukrai­ne ist ein Tabu­bruch mit dra­ma­ti­schen huma­ni­tä­ren und geo­po­li­ti­schen Kon­se­quen­zen, sowie erheb­li­chen Risi­ken auch für Deutsch­land. Die sehr mar­kan­te Ein­trü­bung des mit­tel­stän­di­schen Geschäfts­kli­mas im März war daher abseh­bar“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib. Unmit­tel­bar bedeu­te der Krieg vor allem einen zusätz­li­chen Infla­ti­ons­schub durch wohl län­ger­fris­tig erhöh­te Ener­gie- und Roh­stoff­prei­se, die neben der pri­va­ten Kauf­kraft auch die Geschäfts­tä­tig­keit in den beson­ders ener­gie- und roh­stoff­in­ten­si­ven Wirt­schafts­be­rei­chen belas­ten. Da Russ­land als Export­ziel eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le spielt, fal­le ein Aus­fall von rus­si­scher Nach­fra­ge dage­gen weni­ger ins Gewicht, wäh­rend neue Mate­ri­al­eng­päs­se bei kri­ti­schen Roh­stof­fen aus Russ­land poten­ti­ell schwer­wie­gend aber kaum kal­ku­lier­bar sind. „Letzt­end­lich wer­den die wirt­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen von der Dau­er des Krie­ges sowie der mili­tä­ri­schen und sank­ti­ons­po­li­ti­schen Eska­la­ti­ons­spi­ra­le abhän­gen. Auf jeden Fall neh­men der Krieg und die neu­en Pro­ble­me Chi­nas bei der Pan­de­mie­be­kämp­fung den Schwung aus der zuvor erwar­te­ten kräf­ti­gen Erholung.“

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