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Wei­ter­bil­dung bei nur gut einem Drit­tel der Mittelständler

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Die Trans­for­ma­ti­on zu einer digi­ta­len und kli­ma­neu­tra­len Wirt­schaft erfor­dert umfas­sen­de Anpas­sun­gen der beruf­li­chen Qua­li­fi­ka­tio­nen. Die Unter­neh­men sind ein wich­ti­ger Akteur sowohl in der dua­len Aus­bil­dung als auch in der betrieb­li­chen Wei­ter­bil­dung. Die Coro­na-Kri­se im Jahr 2020 war aller­dings ein kräf­ti­ger Dämp­fer des Wei­ter­bil­dungs­ge­sche­hens, wie eine Ana­ly­se von KfW Rese­arch auf Basis des reprä­sen­ta­ti­ven KfW-Mit­tel­stand­spa­nels zeigt. Nur jedes drit­te (36 %) der klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men hat sei­ner Beleg­schaft Wei­ter­bil­dung ermög­licht. Vor der Kri­se hat­te die­ser Wert bei ca. 50–55 % gele­gen.
 
Unter den 36 % Wei­ter­bil­dungs­un­ter­neh­men führ­ten 24% selbst Wei­ter­bil­dun­gen durch, 22% über­nah­men die Kos­ten exter­ner Wei­ter­bil­dung und 15 % stell­ten Beschäf­tig­te für Wei­ter­bil­dung von der Arbeit frei, wie die nie neue Ana­ly­se von KfW Rese­arch wei­ter zeigt. Von allen 32,5 Mio. Beschäf­tig­ten im deut­schen Mit­tel­stand hat im Jahr 2020 knapp ein Vier­tel (23 %) an betrieb­li­cher Wei­ter­bil­dung teil­ge­nom­men. Pro Weiterbildungsteilnehmer(in) haben die Fir­men durch­schnitt­lich 1.300 Euro aus­ge­ge­ben. Die agg­re­gier­ten Wei­ter­bil­dungs­aus­ga­ben des Mit­tel­stands belau­fen sich dem­nach auf unge­fähr 10 Mrd. Euro. Die­se Human­ka­pi­tal­in­ves­ti­tio­nen lie­gen in der Grö­ßen­ord­nung von ca. 5 % der gesam­ten mit­tel­stän­di­schen Inves­ti­tio­nen in Anla­gen und Bau­ten (204 Mrd. Euro).
 
Ein Blick auf die Wei­ter­bil­dungs­quo­ten der ein­zel­nen Bun­des­län­der zeigt, dass die meis­ten nah am Bun­des­durch­schnitt lie­gen. Posi­ti­ve Aus­nah­men sind die ost­deut­schen Län­der Bran­den­burg, Sach­sen-Anhalt und Thü­rin­gen sowie Hes­sen mit jeweils 40–42 %. Deut­lich unter­durch­schnitt­lich ist die Wei­ter­bil­dungs­quo­te im Nor­den: Ham­burg und Schles­wig-Hol­stein lie­gen bei 25 bzw. 27 %.
 
Feh­len­de IT-Kom­pe­ten­zen bzw. Fach­kräf­te wer­den von den Unter­neh­men immer wie­der als eines der häu­figs­ten Digi­ta­li­sie­rungs­hemm­nis­se genannt. Dem­entspre­chend waren bei der gro­ßen Mehr­heit der Wei­ter­bil­dungs­un­ter­neh­men im Jahr 2020 Digi­tal­kom­pe­ten­zen Inhalt der Wei­ter­bil­dung (84 %). Bei der Hälf­te nah­men sie sogar eine zen­tra­le Rol­le ein (49 %). Am häu­figs­ten waren grund­le­gen­de Digi­tal­kom­pe­ten­zen wie z. B. die Bedie­nung von Com­pu­tern und Stan­dard­soft­ware Wei­ter­bil­dungs­ge­gen­stand (bei 77 % der Wei­ter­bil­dungs­un­ter­neh­men). Fort­ge­schrit­te­ne Digi­tal­kom­pe­ten­zen wie Pro­gram­mier­kennt­nis­se und sta­tis­ti­sche Ana­ly­sen wur­den von knapp der Hälf­te der wei­ter­bil­dungs­ak­ti­ven Mit­tel­ständ­ler adres­siert (47 %).
 
„Die Daten aus dem KfW-Mit­tel­stand­spa­nel zum The­ma Wei­ter­bil­dung sind eine Bestands­auf­nah­me inmit­ten der Coro­na-Kri­se. Es bleibt zu hof­fen, dass sie einen Tief­punkt mar­kie­ren und die Wei­ter­bil­dungs­ak­ti­vi­tä­ten schnell wie­der Fahrt auf­neh­men“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. „Denn Wei­ter­bil­dung wird im Struk­tur­wan­del immer wich­ti­ger – für den indi­vi­du­el­len Arbeits­markt­er­folg und für die Pro­duk­ti­vi­tät der gesam­ten Volks­wirt­schaft.“
 
Doch selbst eine zügi­ge Rück­kehr zum Vor­kri­sen-Niveau wür­de den aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen nicht gerecht: Die Digi­ta­li­sie­rung und die drän­gen­de Trans­for­ma­ti­on zur Kli­ma­neu­tra­li­tät ver­än­dern lau­fend die Anfor­de­run­gen an die Qua­li­fi­ka­ti­on der Beschäf­tig­ten. Ein ent­schei­den­des Pro­blem ist, dass der Wei­ter­bil­dungs­sek­tor im Sta­tus quo zu unüber­sicht­lich und infor­mell ist, er weist Ange­bots­lü­cken und zu gerin­ge Teil­nah­me auf. „Für eine erfolg­rei­che Trans­for­ma­ti­on zur digi­ta­len und kli­ma­neu­tra­len Wirt­schaft brau­chen wir eine neue Wei­ter­bil­dungs­kul­tur, wir brau­chen sys­te­ma­ti­sche und hoch­wer­ti­ge Wei­ter­bil­dung in der Brei­te“, so Köh­ler-Geib. Hier­für müs­se an drei Stell­schrau­ben ange­setzt wer­den: 1. Die Ver­bes­se­rung des Ange­bots durch staat­li­che Min­dest­stan­dards und eine zen­tra­le Rol­le der Hoch- und Berufs­schu­len als Wei­ter­bil­dungs­an­bie­ter. 2. eine erwei­ter­te finan­zi­el­le För­de­rung, 3. die Schaf­fung zeit­li­cher Frei­räu­me durch digi­ta­les Ler­nen und bes­se­re Betreu­ungs­in­fra­struk­tur – für die Ver­ein­bar­keit von Fami­lie, Beruf und Bildung.

Mit­tel­stands- und Wirtschaftsunion
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