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Rück­schlag für Grün­dungs­geist jun­ger Erwach­se­ner durch Corona-Krise

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Die Coro­na-Kri­se lässt den Wunsch nach beruf­li­cher Selbst­stän­dig­keit sin­ken, wie eine neue Ana­ly­se von KfW Rese­arch auf Basis des KfW-Grün­dungs­mo­ni­tors zeigt. Nur 24% (2019: 26 %) der Erwerbs­fä­hi­gen von 18 bis 64 Jah­ren wür­den sich unab­hän­gig von ihrer aktu­el­len Situa­ti­on für die Selbst­stän­dig­keit als Erwerbs­tä­tig­keit ent­schei­den – 74% prä­fe­rie­ren eine Anstel­lung (+3 Pro­zent­punk­te). Beson­ders stark hat sich der Grün­dungs­geist in der Gene­ra­ti­on unter 30 Jah­ren abge­schwächt: Nur noch 29% der jun­gen Erwach­se­nen kön­nen sich eine Unter­neh­mens­grün­dung vor­stel­len, das sind zehn Pro­zent­punk­te weni­ger als im Jahr davor.
 
2019 hat­te der Grün­dungs­geist jun­ger Erwach­se­ner noch einen Schub von Stu­die­ren­den bekom­men, von denen 46% eine Selbst­stän­dig­keit prä­fe­rier­ten. Genau deren Inter­es­se an beruf­li­cher Selb­stän­dig­keit hat sich jetzt aber wie­der redu­ziert. Das dürf­te damit zu tun haben, dass nach Pan­de­mie­be­ginn der Lehr­be­trieb an Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len prak­tisch nur noch vir­tu­ell statt­fand. Die Belas­tung der Stu­die­ren­den dadurch war groß – mög­li­cher­wei­se zu groß, um den Grün­dungs­geist am Leben zu hal­ten. Die Hoff­nung bleibt, dass er nach der Rück­kehr zu mehr Prä­senz wie­der auf­lo­dert.
 
Die Prä­fe­renz für eine beruf­li­che Selbst­stän­dig­keit ent­wi­ckel­te sich bei Män­nern und Frau­en in der Ver­gan­gen­heit stets etwa par­al­lel zuein­an­der. Auch beim Rück­gang 2020 war dies so. Da Frau­en sich aber grund­sätz­lich sel­te­ner für eine Selbst­stän­dig­keit aus­spre­chen, ist das Minus bei ihnen rela­tiv stär­ker. Män­ner prä­fe­rier­ten 2020 eine Selbst­stän­dig­keit somit rund 1,8x häu­fi­ger als Frau­en. Die­se Rela­ti­on lag noch nie höher. Die Grün­de hier­für dürf­ten in der stär­ke­ren Belas­tung von Frau­en in der Pan­de­mie lie­gen. Sie leis­ten immer noch den grö­ße­ren Anteil an Haus- und Sor­ge­ar­bei­ten, die durch Home­schoo­ling und Kita­schlie­ßun­gen im ver­gan­ge­nen Jahr deut­lich inten­si­ver waren.
 
„Die Coro­na-Kri­se und die mit der Pan­de­mie ein­her­ge­hen­den wirt­schaft­li­chen und per­sön­li­chen Belas­tun­gen haben dem nach­las­sen­den Grün­dungs­geist in Deutsch­land einen wei­te­ren Dämp­fer ver­passt“, fasst Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW, zusam­men. „Denn seit dem Jahr 2000 hat sich der Anteil der grün­dungs­af­fi­nen Erwerbs­be­völ­ke­rung bereits bei­na­he hal­biert. Das hängt sicher­lich mit dem rekord­ver­däch­ti­gen Arbeits­markt­boom seit Mit­te der Nuller­jah­re zusam­men, ist aber volks­wirt­schaft­lich gese­hen eine schlech­te Nach­richt. Eigen­ver­ant­wor­tung und Selbst­in­itia­ti­ve neh­men ab, Struk­tu­ren ver­krus­ten, weil der Anpas­sungs­druck sinkt, fle­xi­ble Exper­ti­se steht weni­ger zur Ver­fü­gung, Nach­wuchs für anste­hen­de Unter­neh­mens­nach­fol­gen fehlt. Das kann nur eine For­de­rung nach sich zie­hen: Der Grün­dungs­geist muss kon­se­quent neu ent­facht wer­den, denn ohne Grün­de­rin­nen und Grün­der lei­det die Zukunfts­fä­hig­keit der deut­schen Wirtschaft.”

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