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Dop­pelt bis drei­fach höhe­re Inves­ti­tio­nen in IT und Digi­ta­li­sie­rung nötig

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Die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on ist ein wich­ti­ger Trei­ber für tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt und Wachs­tum. Aller­dings ran­giert Deutsch­land bei der Anwen­dung digi­ta­ler Tech­no­lo­gien in der Wirt­schaft im EU-Ver­gleich bes­ten­falls im Mit­tel­feld und auch die Ent­wick­lung sol­cher Tech­no­lo­gien zählt nicht zu den Stär­ken des deut­schen Inno­va­ti­ons­sys­tems. Um die­ser schwa­chen Posi­ti­on Deutsch­lands nach­zu­ge­hen, hat KfW Rese­arch unter­sucht, wie hoch die IT-Inves­ti­tio­nen in Deutsch­land im inter­na­tio­na­len Ver­gleich sind. Dabei zeigt sich, dass die Inves­ti­tio­nen in Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gien bezo­gen auf das Brut­to­in­lands­pro­dukt in Deutsch­land deut­lich hin­ter jenen ande­rer gro­ßer, nach Wirt­schafts­kraft ver­gleich­ba­rer Staa­ten zurück­lie­gen. Um mit Län­dern wie etwa Frank­reich, Japan oder Groß­bri­tan­ni­en zumin­dest gleich­zu­zie­hen, müss­ten die jähr­li­chen IT-Inves­ti­tio­nen in Deutsch­land auf das Dop­pel­te bis Drei­fa­che – d.h. von zuletzt 49 Mrd. auf 100 bis 150 Mrd. EUR – stei­gen. Auch der deut­sche Mit­tel­stand gibt zu wenig für die Ent­wick­lung und Anwen­dung digi­ta­ler Tech­no­lo­gien aus. Um die­se Ent­wick­lung mit­zu­ge­hen, müs­sen die Digi­ta­li­sie­rungs­aus­ga­ben im Mit­tel­stand von 18 Mrd. EUR im Jahr 2019 auf 35 bis 50 Mrd. EUR pro Jahr zuneh­men.
 
„Wir brau­chen deut­lich höhe­re Zukunfts­in­ves­ti­tio­nen in IT und Digi­ta­li­sie­rung – und zwar jetzt“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. Die Durch­drin­gung von Wirt­schaft und Gesell­schaft mit Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gien sei zwar kei­ne neue kom­plett Ent­wick­lung, jedoch han­de­le es sich bei der aktu­el­len Digi­ta­li­sie­rungs­wel­le um einen tief grei­fen­den Pro­zess, der nicht nur ein­zel­ne Bran­chen erfasst, son­dern zu star­ken Ver­än­de­run­gen sowohl in der gesam­ten Wirt­schaft als auch der Gesell­schaft führt. „Digi­ta­li­sie­rung ist die wesent­li­che Trieb­fe­der für künf­ti­ges Wirt­schafts­wachs­tum und stei­gen­den Wohl­stand. Auch in den Berei­chen, in denen wir tra­di­tio­nell stark sind, wie Automobil‑, Produktions‑, sowie Umwelt- und Kli­ma­schutz­tech­no­lo­gien, gewin­nen Neue­run­gen im Soft­ware­be­reich ein immer grö­ße­res Gewicht. Damit ist die Digi­ta­li­sie­rung Hoff­nungs­trä­ger für die Stei­ge­rung der Wett­be­werbs­fä­hig­keit in brei­ten Tei­len der Wirt­schaft und für das Wie­der­an­sprin­gen der Pro­duk­ti­vi­täts­ent­wick­lung – Deutsch­land muss hier nach­le­gen, um gegen­über ande­ren Län­dern wie­der auf­zu­schlie­ßen.“
 
Die neue Ana­ly­se von KfW Rese­arch benennt hier­für meh­re­re Ansatz­punk­te. Vie­len Mit­tel­ständ­lern ist etwa nicht klar, wel­che Vor­tei­le Digi­ta­li­sie­rung für ihr Unter­neh­men brin­gen kann. Die­se müs­sen ins­be­son­de­re auch aus der stra­te­gi­schen Per­spek­ti­ve wei­ter ver­deut­licht wer­den. Ganz kon­kret braucht es aber auch Lösun­gen für den Man­gel an Fach­kräf­ten und Beschäf­tig­ten mit ein­schlä­gi­gen Kom­pe­ten­zen sowie die bestehen­den Schwie­rig­kei­ten bei der Finan­zie­rung digi­ta­ler Pro­jek­te. Auch gilt es, die zugrun­de lie­gen­de digi­ta­le Infra­struk­tur in Deutsch­land wei­ter zu ver­bes­sern.
 
Eine beson­de­re Her­aus­for­de­rung ergibt sich dar­über hin­aus aus der Coro­na-Kri­se, die im Nach­gang zur aku­ten Kri­sen­pha­se die Digi­ta­li­sie­rungs­ak­ti­vi­tä­ten brem­sen könn­te: Die Kri­sen­er­fah­rung und die höhe­re Ver­schul­dung vie­ler Unter­neh­men ver­schärft den Ziel­kon­flikt zwi­schen dem Wunsch nach einer höhe­ren Kri­sen­re­si­li­enz und der Not­wen­dig­keit zu ver­stärk­ten Inves­ti­tio­nen in die Wett­be­werbs­fä­hig­keit. Digi­ta­li­sie­rungs­vor­ha­ben dro­hen daher ver­stärkt hin­ten­an­ge­stellt zu werden.

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