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Schät­zer­kreis-Pro­gno­se zeigt finan­zi­el­le Mise­re der GKV

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Mit Sor­ge reagie­ren die alter­nie­ren­den Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den des AOK-Bun­des­ver­ban­des, Dr. Vol­ker Han­sen und Knut Lam­ber­tin, auf das Ergeb­nis des soge­nann­ten Schät­zer­krei­ses zur Ein­nah­men- und Aus­ga­ben­ent­wick­lung in der Gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV) im kom­men­den Jahr:

“Der heu­ti­ge Schät­zer­kreis hat grund­sätz­lich kei­ne neu­en Erkennt­nis­se gelie­fert und den bereits im Som­mer auch von der AOK pro­gnos­ti­zier­ten zusätz­li­chen Finanz­be­darf von min­des­tens 14 Mil­li­ar­den Euro Steu­er­zu­schuss bestä­tigt. Statt die Ent­schei­dung auf den Schät­zer­kreis zu ver­schie­ben, hät­te Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn bereits vor der Bun­des­tags­wahl die erfor­der­li­che Ver­ord­nung zur Auf­sto­ckung des bereits zuge­sag­ten Zuschus­ses von sie­ben Mil­li­ar­den Euro um wei­te­re sie­ben Mil­li­ar­den Euro auf den Weg brin­gen müs­sen”, sagt Dr. Vol­ker Han­sen, Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der der Arbeitgeberseite.

“Mit dem heu­ti­gen Tag wird das Aus­maß der finan­zi­el­len Mise­re in der GKV also amt­lich”, erklärt Knut Lam­ber­tin, Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der der Ver­si­cher­ten­sei­te. Jetzt müs­se die Poli­tik unver­züg­lich han­deln, um dro­hen­de Bei­trags­satz­an­he­bun­gen zum Jah­res­wech­sel noch abzu­wen­den. “Das heißt kon­kret, dass der noch amtie­ren­de Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn jetzt sofort eine ent­spre­chen­de Rechts­ver­ord­nung auf den Weg brin­gen muss, die die Zustim­mung des Bun­des­fi­nanz­mi­nis­ters fin­det und die dann der neu kon­sti­tu­ier­te Bun­des­tag ab 26. Okto­ber beschließt.”

Han­sen wei­ter: “Der Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter hat mit sei­ner Aus­ga­ben­po­li­tik und Gesetz­ge­bung wesent­lich dazu bei­getra­gen, dass die GKV in die­se schwie­ri­ge Lage gera­ten ist. Abge­se­hen davon, dass er den Sack schon viel frü­her hät­te zuma­chen kön­nen, muss er jetzt Ver­ant­wor­tung über­neh­men und den Fehl­be­trag aus Steu­er­mit­teln auf­brin­gen, auch um das Ver­spre­chen der Sozi­al­ga­ran­tie einzuhalten.”

Lam­ber­tin ergänzt: “Und das sind nur die kurz­fris­ti­gen Erfor­der­nis­se. Um Ver­si­cher­te und Arbeit­ge­ber nach­hal­tig vor finan­zi­el­len Über­for­de­run­gen zu schüt­zen, muss die neue Regie­rung end­lich die nöti­gen Struk­tur­re­for­men im Gesund­heits­we­sen einleiten.”

Hin­ter­grund: Der Schät­zer­kreis hat heu­te einen Fehl­be­trag von wei­te­ren sie­ben Mil­li­ar­den Euro in der GKV für 2022 ermit­telt. Die­se Sum­me braucht es, um den rech­ne­risch durch­schnitt­li­chen Zusatz­bei­trags­satz in Höhe von 1,3 Pro­zent auch über Jah­res­frist hin­weg sta­bil zu hal­ten und die Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge ins­ge­samt bei ins­ge­samt 40 Pro­zent zu deckeln. Vor­her hat­te die amtie­ren­de Bun­des­re­gie­rung ange­kün­digt, einen sprung­haf­ten Anstieg der Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge im Jahr 2022 zu ver­hin­dern und die­se bei 40 Pro­zent zu sta­bi­li­sie­ren. Dabei herrsch­te Kon­sens dar­über, dass die­ses Ziel nicht ohne einen zusätz­li­chen Bun­des­zu­schuss an den Gesund­heits­fonds zu errei­chen ist, der über den bis­her gesetz­lich fest­ge­leg­ten Zuschuss in Höhe von 14,5 Mil­li­ar­den Euro hin­aus­geht. Das im Juni ver­ab­schie­de­te Gesund­heits­ver­sor­gungs­wei­ter­ent­wick­lungs­ge­setz (GVWG) sah für das Jahr 2022 zwar bereits einen zusätz­li­chen Bun­des­zu­schuss in Höhe von sie­ben Mil­li­ar­den Euro an den Gesund­heits­fonds vor. Die­ser reicht nun aber nach Berech­nun­gen des Schät­zer­krei­ses nicht mehr aus. Um die Zusatz­bei­trä­ge wirk­lich zu sta­bi­li­sie­ren, bedarf es laut Schät­zer­kreis dar­über hin­aus wei­te­rer sie­ben Mil­li­ar­den Euro.

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