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Ver­band deut­scher Musik­schu­len stellt For­de­run­gen zu Digi­ta­li­sie­rung und Personalentwicklung

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Die Zukunft der fast 1.000 Musik­schu­len in Deutsch­land stand am Wochen­en­de in Kas­sel im Fokus: Digi­ta­li­sie­rung, Nach­wuchs­ge­win­nung und Her­aus­for­de­run­gen durch Coro­na waren dabei die zen­tra­len The­men der Haupt­ar­beits­ta­gung des Ver­ban­des deut­scher Musik­schu­len (VdM) im Kas­se­ler Kon­gress Palais.

Ulrich Rade­ma­cher, Bun­des­vor­sit­zen­der des VdM, sag­te zu dem Pro­blem des wach­sen­den Fach­kräf­te­man­gels an den Musik­schu­len: “Der glück­li­cher­wei­se spür­ba­re Auf­wuchs an sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­sen allein schafft nicht die nöti­gen Anrei­ze, um mehr jun­ge Men­schen zu einem künst­le­risch-päd­ago­gi­schen Stu­di­um zu bewe­gen. Es braucht dar­über hin­aus drin­gend eine Anpas­sung der Ver­gü­tung, die den gewach­se­nen Anfor­de­run­gen des Berufs­bil­des ent­spricht.” Hier­zu gehö­ren die durch Grup­pen- und Klas­sen­un­ter­richt an all­ge­mein bil­den­den Schu­len deut­lich erhöh­te Schü­ler­zahl, die geziel­te Anspra­che von Bil­dungs­be­nach­tei­lig­ten, die Her­aus­for­de­run­gen der Inklu­si­on und schließ­lich der erhöh­te Fort­bil­dungs­be­darf u.a. zur Digi­ta­li­sie­rung. “Der Mehr­wert von fes­ten Stel­len gegen­über dem Ein­satz von Hono­rar­kräf­ten für die Trä­ger liegt klar auf der Hand — in Sachen Unter­richts­qua­li­tät, Prä­senz der Musik­schu­le in der kom­mu­na­len Bil­dungs­land­schaft, Zugangs­of­fen­heit und Kom­mu­ni­ka­ti­on, Bür­ger­freund­lich­keit und als zuver­läs­si­ge Koope­ra­ti­ons­part­ner”, so Rademacher.

Über die poli­ti­sche Ver­ant­wor­tung für Musik­schu­len bei der Siche­rung der Musik­schul­struk­tu­ren und der Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se sowie der Aus- und Wei­ter­bil­dung dis­ku­tier­ten Ver­tre­ter des VdM, der Kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de, der Rek­to­ren­kon­fe­renz der Musik­hoch­schu­len, des Kom­mu­na­len Arbeit­ge­ber­ver­ban­des und von ver.di. Einig­keit bestand dar­in, dass die Posi­tio­nie­rung der Musik­schu­le in der kom­mu­na­len Bil­dungs­land­schaft als inte­gra­ler Bestand­teil der kul­tu­rel­len Bil­dung ver­bes­sert wer­den müs­se. Jörg Free­se, Bei­geord­ne­ter des Deut­schen Land­kreis­ta­ges beton­te: “Wir brau­chen ein brei­tes bür­ger­schaft­li­ches Enga­ge­ment für musi­ka­li­sche Bil­dung”, das sich in Gre­mi­en­be­schlüs­sen der Kom­mu­nen und der Län­der nie­der­schla­gen sol­le. Uwe Lüb­king, Bei­geord­ne­ter des Deut­schen Städ­te- und Gemein­de­bun­des erklär­te: “Kom­mu­nen müs­sen Koope­ra­tio­nen für die Schu­len ver­bind­lich machen und vor­schrei­ben. Wir brau­chen end­lich eine ver­nünf­ti­ge Ganz­tags­schul­bil­dung. Dafür sind die Musik­schu­len wich­ti­ge Partner.”

Ange­mahnt wur­de ins­be­son­de­re eine Höher­be­wer­tung der Ele­men­ta­ren Musik­päd­ago­gik in der Hoch­schul­aus­bil­dung und bei der Ein­grup­pie­rung der Lehr­kräf­te. Die aktu­ell noch­mals deut­lich gestie­ge­nen Anmel­de­zah­len für die Musi­ka­li­sche Früh­erzie­hung und wei­te­rer Ange­bo­te der Ele­men­ta­ren Musik­päd­ago­gik zeig­ten klar die gro­ße Bedeu­tung die­ser grund­le­gen­den Früh­för­de­rung für Kinder.

Wich­ti­ges The­ma war eben­falls die wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie noch­mals deut­lich gewor­de­ne Not­wen­dig­keit der Digi­ta­li­sie­rung von Musik­schu­len. Fried­rich-Koh Dol­ge, stell­ver­tre­ten­der Bun­des­vor­sit­zen­der des VdM, stell­te die For­de­rung des VdM einer Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gie von Bund, Län­dern und Kom­mu­nen für die Musik­schu­len vor: “Musik­schu­len dür­fen digi­tal nicht abge­hängt wer­den. Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se müs­sen in der musi­ka­li­schen Bil­dung unter­stützt wer­den, um Schü­le­rin­nen und Schü­lern an öffent­li­chen Musik­schu­len digi­ta­le Teil­ha­be zu gewähr­leis­ten. Musi­ka­li­sche Kin­der- und Jugend­bil­dung ist sonst in Gefahr. Digi­ta­li­tät bringt dabei neue Chan­cen, neue Ziel­grup­pen zu erreichen.”

Über Digi­ta­li­sie­rung als Her­aus­for­de­rung der kul­tu­rel­len Bil­dung, Chan­cen und Erschwer­nis­se der Pro­fes­si­ons- und Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung durch digi­ta­li­sie­rungs­be­ding­te Ver­än­de­run­gen und die Ver­ant­wor­tung der kul­tu­rel­len Bil­dung im Hin­blick auf digi­ta­le Kul­ti­vie­rung und Bil­dung refe­rier­te Ben­ja­min Jöris­sen, Päd­ago­gik-Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät Erlan­gen, in sei­nem Vor­trag über “(Post-) Digi­ta­le Lebens­wel­ten von Kin­dern und Jugend­li­chen — Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen der Musik­päd­ago­gik”. “Kul­tu­rel­le Bil­dung ist ein Feld mit unglaub­li­cher Kraft und unglaub­li­cher gesell­schaft­li­cher Bedeu­tung”, erklär­te Jöris­sen. “Digi­ta­li­sie­rung gestal­tet Kul­tur mit, ver­än­dert aber auch Kul­tur.” Digi­ta­li­tät sei immer dann schlecht, wenn sie als Ersatz die­nen müs­se und dann gut, wenn sie inno­va­tiv umge­setzt wer­de. Als Füh­rungs- oder als Trans­for­ma­ti­ons­auf­ga­be an einer non-for­ma­len Bil­dungs­ein­rich­tung wie der Musik­schu­le kön­ne Digi­ta­li­sie­rung aber nur gemein­sam mit allen Akteu­ren gelingen.

Die Haupt­ar­beits­ta­gung mit Bun­des­ver­samm­lung wur­de vom VdM in Zusam­men­ar­beit mit dem Lan­des­ver­band der Musik­schu­len Hes­sen und der Musik­schu­le Kas­sel ver­an­stal­tet. Sie wur­de geför­dert durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Fami­lie, Senio­ren, Frau­en und Jugend, die Stadt Kas­sel und das Land Hessen.

Der VdM ist der Fach- und Trä­ger­ver­band der über 930 öffent­li­chen, zumeist kom­mu­na­len Musik­schu­len, in denen an bun­des­weit 4.000 Stand­or­ten über 1,5 Mil­lio­nen Kin­der, Jugend­li­che und Erwach­se­ne von rund 39.000 Fach­lehr­kräf­ten im gesam­ten Spek­trum des Musi­zie­rens unter­rich­tet wer­den. Er enga­giert sich als Fach­part­ner für die bun­des­wei­te Ent­wick­lung und Umset­zung musi­ka­li­scher Jugend- und Erwachsenbildung.

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