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Indus­trie zieht Stim­mung im Mit­tel­stand nach unten

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Mit dem drit­ten Rück­gang in Fol­ge schwenkt das Geschäfts­kli­ma der mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men in Deutsch­land im Sep­tem­ber auf einen Abwärts­trend ein. Nach einem Minus von 1,7 Zäh­lern erreicht es mit 5,3 Sal­den­punk­ten nur noch ein leicht über­durch­schnitt­li­ches Niveau. Bei­de Kom­po­nen­ten des Indi­ka­tors ver­schlech­tern sich, wie das aktu­el­le KfW-ifo-Mit­tel­stands­ba­ro­me­ter zeigt: Die Geschäfts­er­war­tun­gen sin­ken um 2,0 Zäh­lern auf ‑0,9 Sal­den­punk­te und lie­gen damit leicht unter der Null­li­nie, die für den lang­fris­ti­gen Mit­tel­wert steht. Zum ers­ten Mal seit Janu­ar sin­ken aber auch die Geschäfts­la­ge­ur­tei­le, und zwar um 1,4 Zäh­ler auf 11,9 Sal­den­punk­te.
 
Das Geschäfts­kli­ma der Groß­un­ter­neh­men fällt im Sep­tem­ber in ähn­li­chem Aus­maß wie im Mit­tel­stand (-1,6 Zäh­ler auf 5,9 Sal­den­punk­te). Ursäch­lich sind hier aller­dings allein schlech­te­re Lage­ur­tei­le (-3,6 auf 12,5 Sal­den­punk­te). Die Geschäfts­er­war­tun­gen ver­har­ren bei ‑0,6 Sal­den­punk­ten.
 
Vor allem das Ver­ar­bei­ten­de Gewer­be zieht der­zeit die Stim­mung in der Wirt­schaft nach unten. Bei sta­bil guten Export­erwar­tun­gen und einer hohen Nach­fra­ge nach deut­schen Indus­trie­pro­duk­ten ist es die Pro­duk­ti­on, die nicht hin­ter­her­kommt und das Geschäfts­kli­ma belas­tet. Der Hemm­schuh blei­ben dabei die zahl­rei­chen Eng­päs­se bei Mate­ria­li­en, Vor­pro­duk­ten und Lie­fer­ka­pa­zi­tä­ten. Das gilt ins­be­son­de­re für die mit­tel­stän­di­sche Indus­trie, deren Geschäfts­kli­ma im Sep­tem­ber um 7,8 Zäh­ler auf nur noch 7,0 Sal­den­punk­te abstürzt. Nach sehr hohen Wer­ten in den Vor­mo­na­ten geben hier die Lage­ur­tei­le deut­lich nach. Vor allem aber ver­schlech­tern sich die Geschäfts­er­war­tun­gen rasant und sind im Sep­tem­ber sogar leicht unter­durch­schnitt­lich.
 
Viel bes­ser als die Indus­trie ent­wi­ckeln sich hin­ge­gen ande­re Bran­chen, allen vor­an der Bau. Obwohl auch hier schon seit Jah­res­be­ginn rekord­ho­he Ange­bots­eng­päs­se vor­herr­schen, legt das Geschäfts­kli­ma im mit­tel­stän­di­schen Bau­haupt­ge­wer­be seit eini­gen Mona­ten bestän­dig zu und macht auch im Sep­tem­ber ein deut­li­chen Satz nach oben (+4,0 Zäh­ler auf 17,7 Punk­te). Licht­bli­cke gibt es zudem im mit­tel­stän­di­schen Dienst­leis­tungs­seg­ment, des­sen Geschäfts­kli­ma um 1,2 Zäh­ler auf 3,2 Sal­den­punk­te zunimmt. Im mit­tel­stän­di­schen Ein­zel­han­del sta­gniert das Geschäfts­kli­ma dage­gen aktu­ell bei soli­den 8,2 Punk­ten. Im noch stär­ker mit der Indus­trie ver­bun­de­nen mit­tel­stän­di­schen Groß­han­del dürf­ten eben­falls Ange­bots­eng­päs­se für den Stim­mungs­rück­gang (-1,1 Zäh­ler auf 9,3 Sal­den­punk­te) ver­ant­wort­lich sein.
 
„Die letz­ten Meter sind die schwers­ten. Das gilt wohl auch für den Weg des deut­schen Mit­tel­stands aus der Coro­na-Kri­se, wie die aktu­el­le Stim­mungs­ein­trü­bung bei den klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men belegt“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. „Vor allem Eng­päs­se bei Mate-ria­li­en, Vor­pro­duk­ten und Fracht­ka­pa­zi­tä­ten brem­sen die Pro­duk­ti­on schon seit Mona­ten und könn­ten auch zuneh­mend den Han­del belas­ten. Wann es ange­bots­sei­tig zu einer Bes­se­rung kommt, ist indes auf­grund der Viel­falt der Stör­fak­to­ren nur schwer abzu­schät­zen.“ Die Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men ach­te­ten dage­gen vor allem auf die Infek­ti­ons­zah­len, die im Befra­gungs­zeit­raum rück­läu­fig waren. Auch wenn die Infek­ti­ons­zah­len im Herbst vor­aus­sicht­lich stie­gen, blie­ben pau­scha­le Shut­downs mit dem Ein­satz von Impf­nach­wei­sen, Tests und Mas­ken unwahr­schein­lich. „Alles in allem dürf­te das gesamt­wirt­schaft­li­che Wachs­tum in den nächs­ten Mona­ten zwar abfla­chen, aber wei­ter­hin posi­tiv aus­fal­len. Mit der auf­ge­stau­ten Nach­fra­ge im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be gibt es außer­dem Poten­ti­al für einen Wachs­tums­schub, sobald sich die gegen­wär­ti­gen Ange­bots­eng­päs­se gra­du­ell bes­sern. Vor­aus­sicht­lich wird das aller­dings erst im Lauf des kom­men­den Jah­res der Fall sein“, so Köhler-Geib.

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