Lokal

72 Pro­zent der Kom­mu­nen sehen Nach­hol­be­darf bei der Digi­ta­li­sie­rung der Schulen

Veröffentlicht

am

Die Coro­na-Kri­se hat die Chan­cen, aber auch die Defi­zi­te bei der Digi­ta­li­sie­rung der Schu­len offen­ge­legt. Und selbst wenn der größ­te und aku­te Druck mit Abklin­gen der Pan­de­mie nach­las­sen dürf­te, wird die Digi­ta­li­sie­rung der Schu­len die kom­mu­na­len Schul­trä­ger auch in Zukunft finan­zi­ell wie per­so­nell for­dern. Wie eine aktu­el­le Stu­die von KfW Rese­arch auf Basis des KfW-Kom­mu­nal­pa­nels zeigt, sehen sie­ben von zehn Städ­ten, Gemein­den und Krei­sen einen gro­ßen Bedarf an Inves­ti­tio­nen in Digi­ta­li­sie­rungs­maß­nah­men in Schul­ge­bäu­den. Nur 4 % der Kom­mu­nen gehen dabei davon aus, dass die­se Inves­ti­ti­ons­be­dar­fe ein­ma­li­ger Natur sind und in Zukunft wie­der abneh­men wer­den, 96 % erwar­ten hin­ge­gen einen dau­er­haf­ten Bedarf. Zudem stim­men 93 % der Aus­sa­ge zu, dass die Aus­ga­ben in Zukunft sogar stei­gen wer­den.
 
Inves­ti­tio­nen in die Digi­ta­li­sie­rung machen damit zusam­men mit bau­li­chen Maß­nah­men an den Schul­ge­bäu­den (eben­falls 72 %) den Bereich im Schul­sek­tor aus, in dem die Kom­mu­nen die höchs­ten Inves­ti­ti­ons­be­dar­fe sehen.
 
Eine gan­ze Rei­he an Digi­ta­li­sie­rungs­maß­nah­men haben die Schul­trä­ger zu Beginn des neu­en Schul­jahrs 2021/22 bereits gestar­tet oder umge­setzt: Ganz vorn liegt dabei die Beschaf­fung von End­ge­rä­ten wie z.B. Tabletts und Note­books (78 %), gefolgt von der Instal­la­ti­on von W‑Lan (73 %) und der Anschaf­fung von Prä­sen­ta­ti­ons­tech­nik wie Bea­mer, White- oder Smart­boards (67 %). Der größ­te Hand­lungs­be­darf besteht aktu­ell bei Lern­platt­for­men und Cloud­lö­sun­gen, um den digi­ta­len Unter­richt zu erleich­tern. Hier sind bis­her 46 % der Kom­mu­nen aktiv gewor­den. Wei­te­re Maß­nah­men geplant haben zudem 38 % und knapp 17 % sehen zwar Bedarf, haben jedoch noch nicht mit der Pla­nung begon­nen.
 
Die Finan­zie­rung der digi­ta­len Maß­nah­men im Schul­sek­tor wird die Kom­mu­nen nicht nur ange­sichts der Ein­nah­me­aus­fäl­le auf­grund der Coro­na-Kri­se for­dern. Immer­hin jede drit­te Kom­mu­ne (34 %) geht davon aus, dass Haus­halts-Prio­ri­tä­ten zuguns­ten der Schul­di­gi­ta­li­sie­rung geän­dert wer­den müs­sen. Aus Sicht der vom Deut­schen Insti­tut für Urba­nis­tik im Auf­trag von KfW Rese­arch befrag­ten Käm­me­rei­en dürf­te dies vor allem zulas­ten ande­rer Infra­struk­tur­be­rei­che (34 %) sowie frei­wil­li­ger Auf­ga­ben wie Kul­tur- und Sport­an­ge­bo­te (32 %) gehen. Ange­sichts die­ser finan­zi­el­len Zwick­müh­le ver­wun­dert es kaum, dass neun von zehn Kom­mu­nen die Ansicht ver­tre­ten, dass die Inves­ti­ti­ons­be­dar­fe für die Digi­ta­li­sie­rung nur über zusätz­li­che För­der­mit­tel oder Zuwei­sun­gen finan­ziert wer­den kön­nen.
 
Neben der Finan­zie­rung sind vor allem die begrenz­ten per­so­nel­len Kapa­zi­tä­ten ein wesent­li­ches Hin­der­nis für eine schnel­le Digi­ta­li­sie­rung. Der Man­gel an qua­li­fi­zier­tem Per­so­nal für die Ver­wal­tung wird in der Befra­gung von 74 % der Kom­mu­nen als einer der zen­tra­len Grün­de genannt, der sich hem­mend bei der Umset­zung von Digi­ta­li­sie­rungs­maß­nah­men in den Schu­len aus­wirkt. Die per­so­nel­len Kapa­zi­tä­ten sind dabei nicht nur bei der Beschaf­fung, son­dern auch bei der War­tung der IT-Aus­stat­tung ein wich­ti­ger Aspekt für die Schul­trä­ger. In 67 % der ant­wor­ten­den Kom­mu­nen wird dies durch kom­mu­na­les IT-Fach­per­so­nal oder aber in 57 % durch exter­ne Dienst­leis­ter erle­digt. 49 % der Kom­mu­nen las­sen die IT-Anla­gen auch durch ein­zel­ne Leh­rer betreu­en.
 
„Die Digi­ta­li­sie­rung in Schu­len war für die kom­mu­na­len Schul­trä­ger schon vor Coro­na ein wich­ti­ges The­ma. Die Kri­se hat nun Defi­zi­te und Poten­zia­le der Digi­ta­li­sie­rung deut­lich gemacht und zwingt alle Betei­lig­ten, mehr Tem­po an den Tag zu legen“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. „Neben der Schaf­fung der tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen wird zudem ein Fokus auf der ange­mes­se­nen Fort­bil­dung für Lehr­kräf­te lie­gen müs­sen. Denn erfolg­rei­che Schul­di­gi­ta­li­sie­rung erfor­dert kom­pe­ten­te Anwen­der. Am Ein­bin­den der Akti­vi­tä­ten in eine umfas­sen­de Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gie führt kaum ein Weg vor­bei.“
 
Hin­ter­grund: Als Schul­trä­ger sind die Kom­mu­nen für die bau­li­che Aus­stat­tung der meis­ten der rund 40.000 all­ge­mein- und berufs­bil­den­den Schu­len in Deutsch­land zustän­dig. Auf den Bereich Schu­len ent­fällt laut KfW-Kom­mu­nal­pa­nel 2021 mit 11 Mrd. EUR auch der größ­te Anteil der geplan­ten kom­mu­na­len Inves­ti­tio­nen. Doch die­se Mit­tel sind noch nicht aus­rei­chend, die bereits vor­han­de­ne Infra­struk­tur zu erhal­ten, denn auf die Schu­len ent­fällt mit 46,5 Mrd. EUR bzw. 31 % zugleich der größ­te Anteil des wahr­ge­nom­me­nen kom­mu­na­len Inves­ti­ti­ons­rück­stands von ins­ge­samt 149 Mrd. EUR.

www.elektro-lind.de
Die mobile Version verlassen