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Ille­ga­le Abwas­ser­ent­sor­gung durch die Gemein­de Hohen­stein? Bür­ger­meis­ter Bau­er tut nichts!

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Droht der Gemein­de Hohen­stein ein neu­er haus­halts­po­li­ti­scher Super-Gau durch die Untä­tig­keit des Bürgermeisters?

Die Gemein­de Hohen­stein betreibt in Breit­hardt, Burg Hohen­stein, Holz­hau­sen über Aar, Strinz-Mar­ga­ret­hä und Hen­ne­thal ins­ge­samt fünf eige­ne Klär­an­la­gen. Das Abwas­ser aus Ste­cken­roth wird in Breit­hardt behan­delt; Born ist an eine gemein­sa­me Klär­an­la­ge der Stadt Bad Schwal­bach ange­schlos­sen. Das in den Klär­an­la­gen behan­del­te Abwas­ser wird in Bäche ein­ge­lei­tet und so dem natür­li­chen Was­ser­kreis­lauf über­ge­ben. Zum Betrieb der Klär­an­la­gen ist des­halb zwin­gend eine Ein­leit­ge­neh­mi­gung durch die Unte­re Was­ser­be­hör­de not­wen­dig. Dar­in wer­den Grenz­wer­te für die im behan­del­ten Abwas­ser ver­blei­ben­den Schad­stof­fe festgelegt.

Von den fünf Klär­an­la­gen der Gemein­de hat nach dem aktu­ell bekann­ten Stand nur die Klär­an­la­ge Burg Hohen­stein eine gül­ti­ge Ein­leit­ge­neh­mi­gung (bis 21.12.2024). Dem­nach wird aus den ande­ren vier Klär­an­la­gen (Hen­ne­thal seit 01.01.2018, Strinz-Mar­ga­ret­hä seit 01.01.2019, Breit­hardt und Holz­hau­sen über Aar seit dem 01.01.2021) ille­gal Abwas­ser in die Hohen­stei­ner Bäche eingeleitet!

Die CDU-Frak­ti­on hat hier zuletzt Anfang Juni eine schrift­li­che Anfra­ge ein­ge­reicht. Unter ande­rem wird dar­in um Aus­kunft gebe­ten, wie die aktu­el­le Geneh­mi­gungs­la­ge die­ser vier Klär­an­la­gen ist, ob die Unte­re Was­ser­be­hör­de ggf. vor­läu­fi­ge Geneh­mi­gun­gen erteilt oder Auf­la­gen gemacht hat, und wel­che Kon­se­quen­zen die ille­ga­le Abwas­ser­be­sei­ti­gung für die Gemein­de hat. Der Bür­ger­meis­ter ist gesetz­lich ver­pflich­tet dar­auf zu ant­wor­ten. Übli­cher­wei­se erfolgt die Ant­wort zur nächs­ten Sit­zung der Gemein­de­ver­tre­tung (hier am 28.06.2021). Der Bür­ger­meis­ter hat die Anfra­ge jedoch nicht bear­bei­tet und in der Sit­zung nur erklärt, er habe in den zwei­ein­halb Wochen seit dem Ein­gang der Anfra­ge kei­ne Zeit dafür gehabt. Noch in der Sit­zung hat ihn Sebas­ti­an Willsch, der Vor­sit­zen­de des zustän­di­gen Wirt­schafts­aus­schus­ses, dar­um gebe­ten, den Gemein­de­ver­tre­tern in einem ers­ten Schritt wenigs­tens die Geneh­mi­gun­gen und den Schrift­ver­kehr mit der Auf­sichts­be­hör­de in den fol­gen­den Tagen zur Ver­fü­gung zu stel­len. Immer­hin müs­se man dafür noch kei­ne Ant­wort ver­fas­sen, son­dern nur die ohne­hin vor­lie­gen­den Doku­men­te per E‑Mail verschicken.

Bis heu­te – mehr als zwei Mona­te nach der Anfra­ge – hat der Bür­ger­meis­ter den Gemein­de­ver­tre­tern nicht ein ein­zi­ges Doku­ment zur Ver­fü­gung gestellt, geschwei­ge denn die Anfra­ge voll­um­fäng­lich beant­wor­tet. Man soll­te mei­nen, dass dem Bür­ger­meis­ter in einer so heik­len Ange­le­gen­heit dar­an gele­gen sein müss­te, den Vor­wurf der ille­ga­len Abwas­ser­ent­sor­gung so schnell wie mög­lich zu ent­kräf­ten. Das wäre ja durch eine ein­fa­che E‑Mail inner­halb weni­ger Minu­ten mög­lich. „Dani­el Bau­er infor­miert uns nicht eigen­stän­dig über die Geneh­mi­gungs­la­ge der Klär­an­la­ge. Dass er nun selbst auf unse­re expli­zi­te Fra­ge hin über zwei Mona­te lang schweigt, macht uns gro­ße Sor­gen. Hier dro­hen saf­ti­ge Straf­zah­lun­gen, die die Gemein­de in ihrer über­aus ange­spann­ten Haus­halts­la­ge direkt in den Bank­rott trei­ben wür­den. Auch Ermitt­lun­gen der Staats­an­walt­schaft im Rat­haus sind der­zeit nicht aus­zu­schlie­ßen“, zeigt sich der stell­ver­tre­ten­de CDU-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Sebas­ti­an Willsch höchst besorgt.

Klär­an­la­gen-Neu­bau: Drei Jah­re Stillstand

Auf­grund der gestie­ge­nen Anfor­de­run­gen an die Klär­an­la­gen plant die Gemein­de Hohen­stein schon seit 2014 den Neu­bau einer moder­nen zen­tra­len Klär­an­la­ge. Die­se soll die bis­he­ri­gen gemeind­li­chen Klär­an­la­gen Breit­hardt, Holz­hau­sen über Aar, Strinz-Mar­ga­ret­hä und Hen­ne­thal erset­zen. Die­se neue Klär­an­la­ge soll ent­we­der auf Breit­hard­ter Gemar­kung oder in Strinz-Mar­ga­ret­hä ent­ste­hen. Das hat die Gemein­de­ver­tre­tung bereits 2018 beschlos­sen. Sie hat damit Bür­ger­meis­ter Dani­el Bau­er beauf­tragt, die bei­den poten­ti­el­len Stand­or­te ver­tieft auf ihre Eig­nung zu unter­su­chen und zu ver­glei­chen. Seit­dem herrscht trotz gebo­te­ner Eile Still­stand. Eine Zeitleiste:

  • 2014: Bür­ger­meis­ter Dani­el Bau­er wird dar­über infor­miert, dass die Anfor­de­run­gen an das geklär­te Abwas­ser ange­passt wer­den. Die schon mehr­fach ver­län­ger­te und am 31.12.2017 aus­lau­fen­den Geneh­mi­gun­gen der Klär­an­la­gen Strinz-Mar­ga­ret­hä und Hen­ne­thal wür­den dem­nach nicht mehr mit den bestehen­den Grenz­wer­ten ver­län­gert, sodass die Klär­an­la­gen ertüch­tigt oder ersetzt wer­den müssten.
  • 2014–2016: Abstim­mun­gen zwi­schen der Gemein­de Hohen­stein, den Nach­bar­kom­mu­nen, dem Rhein­gau-Tau­nus-Kreis und dem Regie­rungs­prä­si­di­um Darmstadt.
  • 2016: Die Unte­re Was­ser­be­hör­de ver­län­gert die Geneh­mi­gung für die Klär­an­la­ge Strinz-Mar­ga­ret­hä aus­nahms­wei­se bis zum 31.12.2017
  • Herbst 2016: Bür­ger­meis­ter Dani­el Bau­er infor­miert die Gemein­de­ver­tre­ter erst­mals über die pre­kä­re Situa­ti­on und stellt Plä­ne für eine neue zen­tra­le Klär­an­la­ge und einen zen­tra­len Hoch­be­häl­ter vor.
  • 30.11.2017: Die Unte­re Was­ser­be­hör­de ver­län­gert die Geneh­mi­gung für die Klär­an­la­ge Strinz-Mar­ga­ret­hä aber­mals aus­nahms­wei­se bis zum 31.12.2017 – dies­mal mit der Maß­ga­be, bis zum 28.02.2018 eine aus­ge­ar­bei­te­te Pla­nung zu den geplan­ten Maß­nah­men und bis zum 30.06.2018 eine Leit­fa­den­be­trach­tung vor­zu­le­gen. Zudem habe die Unte­re Was­ser­be­hör­de – so berich­tet Bür­ger­meis­ter Dani­el Bau­er den Gemein­de­ver­tre­tern auf eine Anfra­ge der CDU-Frak­ti­on – die Gemein­de Hohen­stein im Rah­men einer Rück­spra­che vom 22.01.2018 auf­ge­for­dert, „bis zum April 2018 ver­bind­li­che Ergeb­nis­se über eine über­grei­fen­de Lösung der Abwas­ser­be­hand­lung in der Gemein­de Hohen­stein vor­zu­le­gen.“ Dar­über, ob dies gesche­hen ist, gibt Dani­el Bau­er ent­ge­gen sei­ner gesetz­li­chen Ver­pflich­tung bis heu­te kei­ne Auskunft.
  • 15.02.2018: Die Gemein­de­ver­tre­tung beschließt, eine zen­tra­le Klär­an­la­ge zu bau­en. Sie beauf­tragt Bau­er, „die poten­ti­el­len Klar­an­la­gen­stand­or­te Breit­hardt und Strinz-Mar­ga­ret­hä […]  hin­sicht­lich der Geneh­mi­gungs­fä­hig­keit, Immis­si­ons­be­las­tung und Zukunfts­fä­hig­keit tie­fer [zu unter­su­chen] und eine Vor­zugs­va­ri­an­te [zu empfehlen].“
  • 03.09.2018: Nach­dem noch immer kei­ne Emp­feh­lung des Bür­ger­meis­ters vor­liegt, erneu­ert die Gemein­de­ver­tre­tung ihren Beschluss und kon­kre­ti­siert den Auf­trag zum Stand­ort­ver­gleich: Es sol­len Leit­fa­den-Immis­si­ons­be­trach­tun­gen, Schmutz­fracht­si­mu­la­ti­ons­be­rech­nun­gen und arten­schutz­recht­li­che Gut­ach­ten für bei­de poten­ti­el­len Stand­or­te erstellt werden.
  • 22.06.2020: Nach zwei Jah­ren legt Dani­el Bau­er eine Flo­ra-Fau­na-Unter­su­chung zu den bei­den poten­zi­el­len Stand­or­ten vor. Aller­dings wur­den weder Leit­fa­den-Immis­si­ons­be­trach­tun­gen noch Schmutz­fracht­si­mu­la­ti­ons­be­rech­nun­gen erstellt oder auch nur beauf­tragt. Die Gemein­de­ver­tre­tung ver­weist die Ange­le­gen­heit des­halb an ihn zurück.
  • 10.06.2021: Nach einem wei­te­ren Jahr ohne erkenn­ba­re Akti­vi­tä­ten des Bür­ger­meis­ters und ohne neue Infor­ma­tio­nen, reicht die CDU-Frak­ti­on eine offi­zi­el­le Anfra­ge an Dani­el Bau­er ein. Der ist seit­dem abgetaucht.
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