Lokal

Mit­tel­stands­ba­ro­me­ter: Gute Geschäfts­la­ge, aber neue Pandemie-Sorgen

Veröffentlicht

am

Lan­ge kann­te das mit­tel­stän­di­sche Geschäfts­kli­ma nur den Weg nach oben. Jetzt erhält es einen Dämp­fer und geht zum ers­ten Mal seit Janu­ar wie­der zurück. Grund für den Rück­gang um 2,6 Zäh­ler (auf 9,5 Sal­den­punk­te) sind vor allem Sor­gen über die rasan­te Aus­brei­tung der Del­ta-Vari­an­te und die wie­der deut­lich stei­gen­den Neu­in­fek­ti­ons­zah­len. Das Geschäfts­kli­ma unter den klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men sinkt allein erwar­tungs­be­dingt, wäh­rend sich die Lage­be­ur­tei­lung leicht ver­bes­sert.
 
Die Beur­tei­lung der Geschäfts­la­ge steigt zum sechs­ten Mal infol­ge. Die Ver­än­de­rung ist dabei mit +0,6 Zäh­lern inzwi­schen deut­lich gerin­ger als in den bei­den Vor­mo­na­ten, die Lage­be­ur­tei­lung liegt aber mit 11,2 Punk­ten mitt­ler­wei­le klar über dem lang­fris­ti­gen Durch­schnitt. Von ver­gan­ge­nen Rekord­wer­ten ist sie aller­dings weit ent­fernt. Gleich­zei­tig kor­ri­gie­ren die Mit­tel­ständ­ler ihre Geschäfts­er­war­tun­gen auf Sicht von sechs Mona­ten deut­lich um 5,6 Zäh­ler nach unten. Mit jetzt 7,6 Sal­den­punk­ten über­wiegt zwar wei­ter­hin der Opti­mis­mus. Die Eupho­rie des Vor­mo­nats ist aber ver­flo­gen.
 
Auch in den Groß­un­ter­neh­men ist nach­las­sen­der Opti­mis­mus (-4,6 Zäh­ler) für einen leich­ten Rück­gang des Geschäfts­kli­mas um ‑1,2 Punk­te ver­ant­wort­lich, wäh­rend die Lage­be­ur­tei­lung hier eben­falls zunimmt (+2,6 Zäh­ler). Mit 11,7 Punk­ten bleibt das Geschäfts­kli­ma den­noch ein­deu­tig über­durch­schnitt­lich.
 
Die jüngs­te Stim­mungs­ein­trü­bung im Mit­tel­stand geht vor allem auf die Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men zurück. Hier sind die Geschäfts­er­war­tun­gen beson­ders stark gesun­ken (-7,8 Zäh­ler). Da zu die­sem gro­ßen Seg­ment vie­le Wirt­schafts­zwei­ge zäh­len, die in der Ver­gan­gen­heit beson­ders von Ein­däm­mungs­maß­nah­men betrof­fen waren, wie z.B. das Gast­ge­wer­be oder die Rei­se­bran­che, dürf­ten hin­ter dem Stim­mungs­rück­gang vor allem die Sor­gen über die wie­der rasant anstei­gen­den Neu­in­fek­ti­ons­zah­len in Deutsch­land und vie­len ande­ren euro­päi­schen Län­dern ste­hen. Ent­spann­ter sehen das aber offen­bar die mit­tel­stän­di­schen Ein­zel­händ­ler, die opti­mis­ti­scher in die Zukunft schau­en und auch eine erneu­te Ver­bes­se­rung ihrer ohne­hin schon guten Geschäfts­la­ge mel­den.
 
Neben der Pan­de­mie sind Mate­ri­al­knapp­hei­ten der­zeit das ande­re gro­ße Pro­blem für die deut­sche Kon­junk­tur­ent­wick­lung. Sie betref­fen vor allem das Ver­ar­bei­ten­de Gewer­be und das Bau­ge­wer­be, die mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men in die­sen Berei­chen ver­zeich­nen im Juli den­noch eine erneu­te Ver­bes­se­rung ihrer Geschäfts­la­ge und auch das Geschäfts­kli­ma ins­ge­samt steigt leicht. Ein nega­ti­ves Signal kommt jedoch von den Geschäfts­er­war­tun­gen, die vor allem im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be nach­las­sen.
 
Die Chef­volks­wir­tin der KfW, Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, ord­net ein: „Die Geschäfts­la­ge im Mit­tel­stand ist gut, der Opti­mis­mus bei den Geschäfts­er­war­tun­gen lässt aber nach. Die wie­der stei­gen­den Inzi­den­zen berei­ten vor allem den Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men Sor­gen, denn es ist noch unklar, wie die Poli­tik damit umge­hen wird. Mit dem kon­se­quen­ten Ein­satz von Imp­fun­gen, Tests und Mas­ken dürf­ten sich pau­scha­le Schlie­ßun­gen von Geschäf­ten, Hotels oder Restau­rants zwar mitt­ler­wei­le ver­mei­den las­sen. Das Tem­po wei­te­rer Öff­nun­gen wird aber wohl gedros­selt. Im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be ächzt es wegen Mate­ri­al­eng­päs­sen schon seit Jah­res­be­ginn im Getrie­be und die Indus­trie­pro­duk­ti­on war ten­den­zi­ell rück­läu­fig. Wich­ti­ger für die Lage­be­ur­tei­lung sind aber offen­bar die prall­ge­füll­ten Auf­trags­bü­cher. Den­noch: Allein die schon erfolg­ten Öff­nun­gen im Dienst­leis­tungs­sek­tor und der Nach­hol­be­darf bei den Ver­brau­chern wer­den vor­aus­sicht­lich für ein soli­des Wachs­tum im lau­fen­den Quar­tal aus­rei­chen. Dar­über wie es im Herbst wei­ter­geht, ent­schei­det dann ins­be­son­de­re der Impf­fort­schritt der kom­men­den Mona­te. Mit Blick auf die Wirt­schaft und Gesell­schaft kann ich nur bit­ten: „Imp­fen, Imp­fen, Impfen!“

www.elektro-lind.de/
Die mobile Version verlassen