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Coro­na-Kri­se bremst Innovationen

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Seit etwa ein­ein­halb Jahr­zehn­ten schwin­det die Inno­va­ti­ons­tä­tig­keit in der Brei­te der deut­schen Wirt­schaft, wäh­rend sich die Inno­va­ti­ons­an­stren­gun­gen auf immer weni­ger und haupt­säch­lich gro­ße Unter­neh­men kon­zen­trie­ren. Die­se Ent­wick­lun­gen haben sich im Coro­na-Jahr 2020 fort­ge­setzt: Die Inno­va­ti­ons­ak­ti­vi­tä­ten im Mit­tel­stand gin­gen nach einem kur­zen Schub zu Beginn der Kri­se wei­ter zurück, wie der aktu­el­le KfW-Inno­va­ti­ons­be­richt zeigt. Drei von zehn klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men (27 %) haben ihre Inno­va­ti­ons­an­stren­gun­gen gegen­über 2019 gedros­selt. Dem ste­hen nur 12 % der Mit­tel­ständ­ler mit gestei­ger­ten Inno­va­ti­ons­ak­ti­vi­tä­ten gegen­über.
 
Auch im ver­gan­ge­nen Jahr sind es vor allem die klei­nen Unter­neh­men mit weni­ger als fünf Beschäf­tig­ten, die sich aus der Inno­va­ti­ons­tä­tig­keit zurück­zie­hen (Sal­do aus Inno­va­ti­ons­stei­ge­rung abzgl. ‑ver­rin­ge­rung: ‑17 Punk­te ggü. ‑1 Punkt bei Unter­neh­men mit mehr als 50 Mit­ar­bei­tern). Gera­de die schwie­ri­ge finan­zi­el­le Lage und die unsi­che­ren Zukunfts­per­spek­ti­ven, die die Pan­de­mie für vie­le Unter­neh­men mit sich bringt, wir­ken sich aus: Fir­men ver­zich­ten unab­hän­gig von ihrer Mit­ar­bei­ter­zahl ver­stärkt auf Inno­va­tio­nen, wenn sie exis­ten­zi­ell von der Kri­se betrof­fen sind und aus­ge­präg­te Liqui­di­täts­eng­päs­se auf­wei­sen (Sal­do: ‑34 Punk­te, ggü. ‑8 Punk­te bei Unter­neh­men mit aus­rei­chen­der Liqui­di­tät). Glei­ches gilt für jene, die mit einer lan­gen Kri­sen­dau­er rech­nen (Sal­do: ‑31 Punk­te ggü. +6 die sich bereits von der Kri­se wie­der erholt haben).
 
„Auch nach Über­win­dung der aku­ten Kri­sen­pha­se dürf­te Finan­zie­rung als Inno­va­ti­ons­hemm­nis wei­ter an Bedeu­tung gewin­nen“, kom­men­tiert Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW, die Ergeb­nis­se des KfW-Inno­va­ti­ons­be­richts. „Auf­grund der ange­spann­ten Liqui­di­täts­la­ge und der höhe­ren Ver­schul­dung der Unter­neh­men ver­schärft sich der Ziel­kon­flikt zwi­schen dem Wunsch nach einer höhe­ren Resi­li­enz einer­seits, und der Not­wen­dig­keit zu ver­stärk­ten Inves­ti­tio­nen in die zukünf­ti­ge Wett­be­werbs­fä­hig­keit ander­seits. Mehr finan­zi­el­le Anrei­ze der Inno­va­ti­ons­po­li­tik wer­den daher not­wen­dig sein, damit Unter­neh­men wie­der häu­fi­ger als vor der Pan­de­mie Inno­va­tio­nen schaf­fen.“ Außer­dem brem­se wei­ter­hin gera­de in der Brei­te des Mit­tel­stands der Fach­kräf­te­man­gel die Inno­va­ti­ons­tä­tig­keit. För­der­maß­nah­men zum Auf­bau der Inno­va­ti­ons­kom­pe­tenz die­ser Unter­neh­men müss­ten daher aus­ge­wei­tet wer­den. „Inno­va­tio­nen sind ent­schei­dend für die Lösung gesell­schaft­li­cher Her­aus­for­de­run­gen, wie etwa Kli­ma­wan­del, Gesund­heits­für­sor­ge oder demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung. Sie sind gleich­zei­tig der Schlüs­sel zu einer wei­ter­hin guten Posi­tio­nie­rung Deutsch­lands im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb – und damit für Wachs­tum und Wohl­stand. Wir kön­nen es uns nicht leis­ten zurück­hal­tend zu han­deln“, so Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib.
 
Im aktu­el­len KfW-Inno­va­ti­ons­be­richt ana­ly­siert KfW Rese­arch über den Blick auf die Ent­wick­lun­gen im Coro­na-Jahr hin­aus auch die Inno­va­ti­ons­tä­tig­keit des Mit­tel­stands in den Jah­ren 2017/2019. Eine Neu­fas­sung des Inno­va­ti­ons­be­griffs der OECD, der auch den KfW-Ana­ly­sen zugrun­de liegt, führt dabei zu einem Anstieg der Inno­va­to­ren­quo­te in allen Unter­neh­mens­grö­ßen­klas­sen. 22 % (840.000) von ins­ge­samt 3,79 Mio. mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men haben Pro­dukt- bzw. Pro­zess­in­no­va­tio­nen ein­ge­führt, 3%-Punkte mehr als in der Vor­pe­ri­ode 2016/2018. Neue Pro­duk­te brach­ten dabei 16 % (13 %) der Mit­tel­ständ­ler auf den Markt, Pro­zess­in­no­va­tio­nen setz­ten eben­falls 16 % (13 %) um. Zu den Pro­dukt­in­no­va­tio­nen wer­den nun auch Design­ver­än­de­run­gen gezählt. Mar­ke­ting- sowie orga­ni­sa­to­ri­sche Inno­va­tio­nen fal­len neu in die Kate­go­rie der Pro­zess­in­no­va­tio­nen. Die Sum­me der Inno­va­ti­ons­aus­ga­ben des Mit­tel­stan­des ist 2019 gegen­über dem Vor­jahr etwas zurück­ge­gan­gen auf 32 Mrd. EUR (2018: 34 Mrd. EUR).

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