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Coro­na-Kri­se belas­tet Finan­zie­rungs­kli­ma für Unternehmen

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Die Finan­zie­rungs­si­tua­ti­on der Unter­neh­men und Betrie­be in Deutsch­land hat sich bis zum Früh­jahr die­ses Jah­res merk­lich ein­ge­trübt – ins­be­son­de­re in den von der Pan­de­mie am stärks­ten betrof­fe­nen Bran­chen wie z.B. im Dienst­leis­tungs­sek­tor und im Ein­zel­han­del. In der dies­jäh­ri­gen Unter­neh­mens­be­fra­gung, die die KfW jähr­lich gemein­sam mit Spit­zen­ver­bän­den sowie Fach- und Regio­nal­ver­bän­den der deut­schen Wirt­schaft durch­führt, mel­de­te mehr als jedes vier­te befrag­te Unter­neh­men aktu­ell Schwie­rig­kei­ten beim Zugang zu Kre­di­ten – gegen­über dem Früh­jahr 2020 hat sich die­ser Anteil mehr als ver­dop­pelt. Gleich­zei­tig ist die Nach­fra­ge nach Bank­kre­di­ten im ver­gan­ge­nen Jahr deut­lich gestie­gen: 62,2 % der Unter­neh­men und Betrie­be haben Kre­dit­ver­hand­lun­gen geführt – ein Plus von rund 7,4 Pro­zent­punk­ten im Ver­gleich zum Vor­jahr. Die­ser Anstieg reflek­tiert den Coro­na-bedingt erhöh­ten Liqui­di­täts­be­darf vie­ler Unter­neh­men – ins­be­son­de­re im ers­ten Halb­jahr 2020. Gefragt waren vor allem lang­fris­ti­ge Kre­di­te, die für den Auf­bau von Liqui­di­täts­pols­tern genutzt wur­den.
 
Die seit der Jahr­tau­send­wen­de zu beob­ach­ten­de posi­ti­ve Ent­wick­lung der Eigen­ka­pi­tal­aus­stat­tung der Unter­neh­men und Betrie­be dürf­te sich im ver­gan­ge­nen Jahr nicht fort­ge­setzt haben. So berich­te­ten 39,5 % der befrag­ten Unter­neh­men von einer Ver­schlech­te­rung ihrer Eigen­ka­pi­tal­quo­te. Ledig­lich 29,7 % der Unter­neh­men mel­de­ten eine Ver­bes­se­rung. Die Coro­na-Kri­se hat dem­entspre­chend auch die Rating­no­ten, d.h. die Boni­täts­be­wer­tung vie­ler Unter­neh­men, unter Druck gesetzt: 34,5 % der befrag­ten Fir­men mel­de­ten eine Ver­schlech­te­rung, ledig­lich 16 % konn­ten ihre Rating­no­te ver­bes­sern.
 
Die Befra­gungs­er­geb­nis­se las­sen eben­falls ver­mu­ten, dass sich die aktu­el­le Kri­se auf die Finan­zie­rungs­in­stru­men­te aus­wirkt, die für die Unter­neh­men zukünf­tig inter­es­sant bzw. zugäng­lich sind. Dem­nach könn­ten Unter­neh­men stär­ker Finan­zie­rungs­for­men nut­zen, die deren Eigen­ka­pi­tal­quo­ten scho­nen bzw. stär­ken. Dazu zäh­len ins­be­son­de­re die Innen­fi­nan­zie­rung, Ein­la­gen von Fami­lie oder Gesell­schaf­ter sowie das Lea­sing. Aber auch Fremd­ka­pi­tal­in­stru­men­te wie kurz- und mit­tel­fris­ti­ge Bank­kre­di­te wer­den nach Aus­sa­gen der Unter­neh­men an Bedeu­tung zuneh­men. Dage­gen könn­ten bis­her weni­ger genutz­te Instru­men­te, wie z.B. Betei­li­gungs­ka­pi­tal, Mez­za­ni­ne Kapi­tal, Fac­to­ring sowie Anlei­hen wahr­schein­lich auf­grund ihrer spe­zi­fi­schen Finan­zie­rungs­funk­ti­on vor­über­ge­hend an Bedeu­tung ein­bü­ßen.
 
Trotz der Schwe­re der Kri­se haben rund zwei Drit­tel der befrag­ten Unter­neh­men und Betrie­be im ver­gan­ge­nen Jahr Inves­ti­tio­nen umge­setzt – im Ver­gleich zum Vor­jahr aber in gerin­ge­rem Umfang. Gleich­zei­tig mel­de­ten rund 46 % der Unter­neh­men, dass min­des­tens eine geplan­te Inves­ti­ti­on nicht umge­setzt wer­den konn­te – beson­ders häu­fig auf­grund der schlech­ten Wirt­schafts­la­ge (30,7 %). Die­se Ergeb­nis­se legen nah, dass vie­le Unter­neh­men ursprüng­lich geplan­te Pro­jek­te nicht umsetz­ten konn­ten, aber durch (klei­ne­re) Inves­ti­ti­ons­pro­jek­te ersetzt haben, die ihnen hal­fen, sich bes­ser an die Kri­sen­si­tua­ti­on anzu­pas­sen. Bei ihren Inves­ti­ti­ons­plä­nen für das aktu­el­le Jahr zei­gen sich die meis­ten Unter­neh­men vor­sich­tig opti­mis­tisch. Rund sie­ben von zehn befrag­ten Unter­neh­men pla­nen Inves­ti­tio­nen zu täti­gen. Rund 40 % der Unter­neh­men wol­len ihre Inves­ti­ti­ons­aus­ga­ben im Ver­gleich zum letz­ten Jahr sogar erhö­hen.
 
Die Chef­volks­wir­tin der KfW, Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, kom­men­tiert die Ergeb­nis­se der Unter­neh­mens­be­fra­gung: „Die Coro­na-Kri­se hat die Unter­neh­men in Deutsch­land vie­le finan­zi­el­le Reser­ven gekos­tet. Gepaart mit einer hohen kon­junk­tu­rel­len Unsi­cher­heit hat dies das Finan­zie­rungs­kli­ma in den ver­gan­ge­nen Mona­ten merk­lich belas­tet. Den­noch meh­ren sich die Zei­chen der Erho­lung. Ins­be­son­de­re bei der Inves­ti­ti­ons­tä­tig­keit zei­gen sich die Unter­neh­men für die­ses Jahr vor­sich­tig opti­mis­tisch. Mit Blick auf die not­wen­di­ge Trans­for­ma­ti­on hin zu einer digi­ta­len und kli­ma­neu­tra­len Wirt­schaft ist ein Inves­ti­ti­ons­schub auch drin­gend not­wen­dig.“
 
Über die Unter­neh­mens­be­fra­gung: Die Befra­gung wur­de zum 20. Mal unter Unter­neh­men aller Grö­ßen­klas­sen, Wirt­schafts­zwei­ge, Rechts­for­men und Regio­nen durch­ge­führt. An der Erhe­bung nah­men knapp 1.600 Unter­neh­men aus 18 Spitzen‑, Fach- und Regio­nal­ver­bän­den der Wirt­schaft teil. Sie erfolg­te im Zeit­raum zwi­schen Mit­te Dezem­ber 2020 und Ende März 2021.

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