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Fach­kräf­te­man­gel nimmt im Früh­jahr deut­lich zu

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Der Fach­kräf­te­man­gel in Deutsch­land nimmt im Früh­jahr 2021 wei­ter zu – trotz des Lock­downs mit Ein­schrän­kun­gen des Geschäfts­be­triebs vie­ler Unter­neh­men. Im April 2021 sahen sich 23,7 % aller Fir­men durch Fach­kräf­te­man­gel beein­träch­tigt. Damit hat die Fach­kräf­te­knapp­heit noch nicht wie­der ganz das Aus­maß vor der Covi­d19-Pan­de­mie erreicht (29,1 % im ers­ten Quar­tal 2020), der Trend zeigt aber steil nach oben. Im Ver­gleich zum Vor­jah­res­mo­nat hat sich der Fach­kräf­te­man­gel sogar ver­dop­pelt (11,9 %) – aller­dings gab es zu Beginn der Coro­na-Kri­se im April 2020 noch deut­lich wei­ter­ge­hen­de Ein­däm­mungs­maß­nah­men als zur­zeit.
 
Zuge­nom­men hat der Fach­kräf­te­man­gel seit Jah­res­be­ginn in allen Wirt­schafts­be­rei­chen. Am stärks­ten macht er sich aktu­ell im Bau­haupt­ge­wer­be bemerk­bar (25,5 % ggü. 18,2 % im Janu­ar 2021). Im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be stieg der Anteil der durch feh­len­des Fach­per­so­nal beein­träch­tig­ten Unter­neh­men von Janu­ar bis April von 14,9 % auf 19,4 %, im Han­del von 11,8 % auf 15,9 % und im Dienst­leis­tungs­be­reich von 25,2 % auf 26,4 %. Blickt man tie­fer in die Bran­chen, so war der Fach­kräf­te­man­gel im April bei Rechts- und Steu­er­be­ra­tern und Wirt­schafts­prü­fern am größ­ten (54,8%), gefolgt von Archi­tek­tur- und Inge­nieur­bü­ros (42,1 %) sowie Dienst­leis­tun­gen der Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie (37,2 %).
 
Ein Blick auf die Grö­ßen­klas­sen zeigt, dass mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men häu­fi­ger mit Fach­kräf­te­man­gel zu kämp­fen haben als gro­ße Fir­men. Im April 2021 mel­de­ten 24,1 % der klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men, dass Fach­kräf­te-man­gel ihre Geschäfts­tä­tig­keit behin­de­re. Bei den gro­ßen Unter­neh­men waren es 22,9 %. Vor allem im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be fehlt es dem Mit­tel­stand erheb­lich häu­fi­ger an Fach­kräf­ten (24,5 %) als gro­ßen Unter­neh­men (11,9 %). Im Dienst­leis­tungs­be­reich sind dage­gen erheb­lich mehr gro­ße Unter­neh­men betrof­fen (30,5 %. ggü 25,9 %)
 
Der Anstieg des Fach­kräf­te­man­gels ist zum einen auf die wie­der zuneh­men­de Arbeits­kräf­te­nach­fra­ge im Zuge der kon­junk­tu­rel­len Erho­lung seit dem Som­mer zurück­zu­füh­ren. Zum ande­ren ist das Arbeits­kräf­te­an­ge­bot erheb­lich knap­per gewor­den, weil die Net­to­zu­wan­de­rung aus dem Aus­land pan­de­mie­be­dingt weit­ge­hend ver­siegt ist.
 
„Ohne Gegen­steu­ern kann sich der Fach­kräf­te­man­gel von einer gra­vie­ren­den Her­aus­for­de­rung zu einem regel­rech­ten Wachs­tums­hemm­nis aus­wach­sen“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. „Denn gleich­zei­tig zum demo­gra­fisch beding­ten Rück­gang des Erwerbs­per­so­nen­po­ten­ti­als steht Deutsch­land vor enor­men Her­aus­for­de­run­gen. Es sind dicke Bret­ter zu boh­ren, von der Gene­sung der Wirt­schaft nach der Coro­na-Kri­se über die Bewäl­ti­gung des digi­ta­len Struk­tur­wan­dels und beschleu­nig­ten Umbaus zur Kli­ma­neu­tra­li­tät bis hin zum Abbau der stark gewach­se­nen Staats­schul­den, erheb­lich stei­gen­den Finan­zie­rungs­las­ten in Sozi­al­ver­si­che­run­gen sowie nöti­gen Inves­ti­tio­nen in mehr Kri­sen­fes­tig­keit. Feh­len der Wirt­schaft fach­kom­pe­ten­te Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter in erheb­li­chem Umfang, so wird es schwer wer­den, all dies erfolg­reich zu bewäl­ti­gen. Der Siche­rung des Fach­kräf­te­po­ten­zi­als muss daher obers­te Prio­ri­tät ein­ge­räumt wer­den.“ Hier­für stün­den drei Hebel zur Ver­fü­gung: 1. Bedarfs­ge­rech­te Qua­li­fi­zie­rung und lebens­lan­ge Wei­ter­bil­dung. 2. Qua­li­fi­zier­te Zuwan­de­rung för­dern, etwa durch erleich­ter­te Aner­ken­nung von Qua­li­fi­ka­tio­nen, sowie das Ange­bot von Deutsch­kur­sen und Aus­bil­dungs­gän­gen für Aus­län­der, wenn es an inlän­di­schen Bewer­bern man­gelt. Und 3. Höhe­re Erwerbs­be­tei­li­gung, wie es etwa der Sach­ver­stän­di­gen­rat hin­sicht­lich der Ver­än­de­rung der Regel­al­ters­gren­ze vorschlägt.

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