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Novel­le des Kli­ma­schutz­ge­set­zes muss Land- und Forst­wirt­schaft mehr berücksichtigen

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Ruk­wied: Ernäh­rungs­si­che­rung und Kli­ma­schutz glei­cher­ma­ßen stärken

Der Prä­si­dent des Deut­schen Bau­ern­ver­ban­des, Joa­chim Ruk­wied, sieht die geplan­te Novel­le des Bun­des-Kli­ma­schutz­ge­set­zes kri­tisch: “Die deut­sche Land­wirt­schaft bekennt sich aus­drück­lich zu den ambi­tio­nier­ten Kli­ma­schutz­zie­len und zum gesamt­wirt­schaft­li­chen Weg zur Kli­ma­neu­tra­li­tät. Aber die Ände­rungs­vor­schlä­ge des Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­ums für das Kli­ma­schutz­ge­setz berück­sich­ti­gen weder die erheb­li­chen Chan­cen bei der Schaf­fung von bio­ge­nen Koh­len­stoff­sen­ken noch die Beson­der­hei­ten der land­wirt­schaft­li­chen Emis­sio­nen, nament­lich bei Methan. Zudem stel­len sie die Rol­le der Ernäh­rungs­si­che­rung in Fra­ge und erhö­hen die Import­ab­hän­gig­keit Deutsch­lands.” Der Deut­sche Bau­ern­ver­band gehe mit sei­ner eige­nen “Kli­ma­stra­te­gie 2.0” die beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen des Sek­tors an, die die­ser in sei­ner Rol­le als Emit­tent und bei der Anpas­sung an Wet­ter­ex­tre­me zu bewäl­ti­gen hat. “Die Land- und Forst­wirt­schaft muss in ihrer Auf­ga­be für die Ernäh­rungs­si­che­rung und dem Kli­ma­schutz glei­cher­ma­ßen gestärkt wer­den und das Poten­ti­al als Koh­len­stoff­sen­ke und erneu­er­ba­re Ener­gie­quel­le geho­ben wer­den”, betont Bau­ern­prä­si­dent Rukwied.

Im Bereich der Emis­sio­nen sei für Methan drin­gend eine wis­sen­schaft­li­che Neu­be­wer­tung sei­ner Wir­kungs­wei­se als kurz­le­bi­ges Treib­haus­gas und in der Fol­ge eine Anpas­sung der Emis­si­ons­zie­le für Land­wirt­schaft erfor­der­lich. Bio­ge­nes Methan aus der Tier­hal­tung wer­de inner­halb von etwa 12 Jah­ren zu CO2 abge­baut. Die­ses CO2 wur­de zuvor über das Pflan­zen­wachs­tum (Foto­syn­the­se) aus der Atmo­sphä­re ent­nom­men. Durch bio­ge­nes Methan ent­steht dem­nach kein zusätz­li­cher Treib­haus­gas­ef­fekt. Somit ist eine lang­fris­ti­ge Sta­bi­li­sie­rung der land­wirt­schaft­li­chen Methan­emis­sio­nen hin­rei­chend, um dem Ziel der Kli­ma­neu­tra­li­tät zu ent­spre­chen. Pau­scha­le For­de­run­gen nach einer Absto­ckung der Tier­be­stän­de sind mit die­ser Begrün­dung aus fach­li­cher Sicht nicht nach­voll­zieh­bar. Methan aus der Land­wirt­schaft macht knapp die Hälf­te der Land­wirt­schaft zuge­rech­ne­ten Emis­sio­nen aus. Daher wäre die vor­ge­schla­ge­ne zusätz­li­che Sen­kung der land­wirt­schaft­li­chen Emis­sio­nen unter die bis­her für 2030 fest­ge­leg­ten 58 Mio. t CO2-Äqui­va­lent unaus­ge­wo­gen und unver­hält­nis­mä­ßig. Eben­so wäre ein Lang­frist­ziel von nur noch 40 Mio. t CO2-Äqui­va­lent zu bewerten.

Für den Bereich der Koh­len­stoff­sen­ken hal­ten wir hin­ge­gen den Vor­schlag des Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­ums für ein geson­der­tes Ein­spar­ziel im Bereich der Land­nut­zung und Forst­wirt­schaft sogar für zu kurz gegrif­fen. Um Kli­ma­neu­tra­li­tät errei­chen zu kön­nen ist aus unse­rer Sicht ein gesamt­wirt­schaft­li­cher Ansatz für Koh­len­stoff­sen­ken und deren Inwert­set­zung erfor­der­lich. Dazu kann die Land- und Forst­wirt­schaft einen erheb­li­chen Bei­trag leis­ten. Zusätz­lich müs­sen auch tech­ni­sche Sen­ken ein­be­zo­gen wer­den. Die Land­wirt­schaft kann dann ihre Wert­schöp­fungs­ket­ten für Ernäh­rung, Bio­en­er­gie und für stoff­li­che Nut­zung um die geziel­te Bil­dung von Treib­haus­gas­sen­ken erwei­tern und ver­knüp­fen. Ein iso­lier­tes Sen­ken­ziel für den Bereich Land­nut­zung und Forst­wirt­schaft hal­ten wir aus den Erfah­run­gen der ver­gan­ge­nen Dür­re­jah­re her­aus aber nicht für ziel­füh­rend. Die auf­ge­tre­te­nen Schä­den im Forst zei­gen, dass Wet­ter­ex­tre­me im Kli­ma­wan­del die Errei­chung ver­bind­li­cher Kli­ma­zie­le im so genann­ten LULUCF-Sek­tor äußerst unsi­cher machen. Hier soll­te es im Grund­satz bei der Vor­ga­be der Kli­ma­neu­tra­li­tät des LULUCF-Sek­tors blei­ben. Dar­über hin­aus erreich­te Sen­ken­leis­tun­gen soll­ten wie oben dar­ge­stellt in einer gesamt­wirt­schaft­li­chen Ziel­grö­ße akti­viert wer­den können.

Schließ­lich sieht der Deut­sche Bau­ern­ver­band bei der Anrech­nung von Kli­ma­schutz­leis­tun­gen von Bio­en­er­gie nach wie vor ein Ungleich­ge­wicht. Die Emis­sio­nen aus der Roh­stoff­er­zeu­gung für Bio­en­er­gie wer­den der Land­wirt­schaft ange­las­tet, wäh­rend die Treib­haus­gas­ver­mei­dung voll­stän­dig dem Gebäude‑, Ver­kehrs- bzw. Ener­gie­sek­tor gut­ge­schrie­ben wird. Hier ist ein Kor­rek­turme­cha­nis­mus im Sin­ne eines Las­ten-Nut­zen-Aus­gleichs erfor­der­lich, mit dem Treib­haus­gas­ein­spa­run­gen für die genann­ten Sek­to­ren zumin­dest antei­lig der Land­wirt­schaft ange­rech­net wer­den. Ansons­ten besteht die Gefahr, dass durch sek­to­ra­le Kli­ma­schutz­zie­le die Anrei­ze für Ein­spa­run­gen in ande­ren Sek­to­ren kon­ter­ka­riert werden.

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