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Aus­lands­um­sät­ze des deut­schen Mit­tel­stands bre­chen um 17 % auf 494 Mrd. EUR ein

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Nach­fra­ge­rück­gän­ge im Aus­land, Stö­run­gen in inter­na­tio­na­len Lie­fer­ket­ten, Trans­port­schwie­rig­kei­ten und Grenz­kon­trol­len haben in der Coro­na-Kri­se zu einem dras­ti­schen Ein­bruch des deut­schen Außen­han­dels geführt. Die 781.000 klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men, die einen Teil ihrer Umsät­ze im Aus­land gene­rie­ren, sind davon über­pro­por­tio­nal stark betrof­fen, wie der aktu­el­le KfW-Inter­na­tio­na­li­sie­rungs­be­richt zeigt. Aus­lands­ak­ti­ve Mit­tel­ständ­ler erwar­ten, dass ihre Umsät­ze außer­halb Deutsch­lands 2020 um 17 % auf 494 Mrd. EUR (2019: 596 Mrd. EUR) zurück­ge­gan­gen sind – und damit auf das nied­rigs­te Niveau seit mehr als 10 Jah­ren. Die gesam­ten Waren- und Dienst­leis­tungs­ex­por­te Deutsch­lands waren im ver­gan­ge­nen Jahr um 10,1 % auf rund 1.477 Mrd. EUR gesun­ken.
 
Ins­ge­samt bekom­men die aus­lands­ak­ti­ven Mit­tel­ständ­ler die Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie hef­ti­ger zu spü­ren als die klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men, die aus­schließ­lich in Deutsch­land tätig sind. Befra­gun­gen von KfW Rese­arch zufol­ge ver­zeich­ne­ten sie vor allem wäh­rend des ers­ten Lock­downs im Früh­jahr 2020, der auch die zeit­wei­se Schlie­ßung inner­eu­ro­päi­scher Gren­zen beinhal­te­te, deut­lich häu­fi­ger Umsatz­rück­gän­ge als die rein im Inland akti­ven Unter­neh­men (77 % vs. 60 %). Sie lit­ten zudem häu­fi­ger unter der Ver­klei­ne­rung des Absatz­ge­bie­tes (31 % vs. 12 %) und unter Lie­fer­ket­ten­stö­run­gen (20 % vs 15 %, Anga­ben April 2020). Im Zuge der Pan­de­mie­ein­däm­mung in wich­ti­gen Zulie­fer­märk­ten wie Chi­na und der wirt­schaft­li­chen Erho­lung in zen­tra­len Absatz­märk­ten im Som­mer 2020 hat sich die Lage für die klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men mit Aus­lands­ak­ti­vi­tä­ten etwas ver­bes­sert – doch auch in den Daten für Sep­tem­ber zeigt sich noch einen gegen­über den aufs Inland fokus­sier­ten Mit­tel­ständ­lern wei­ter­hin eine stär­ke­re Betrof­fen­heit.
 
Für die Zukunft las­sen die Befra­gungs­er­geb­nis­se von KfW Rese­arch eine zwei­ge­teil­te Ent­wick­lung erwar­ten. Etwa vier von zehn der bis­her aus­lands­ak­ti­ven klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men wol­len sich in den kom­men­den fünf Jah­ren stär­ker auf den inlän­di­schen Markt fokus­sie­ren – ins­be­son­de­re Unter­neh­men, die auch bis­her nur weni­ge Aus­lands­märk­te bedient haben. Gleich­zei­tig beab­sich­tigt etwa ein Vier­tel der Aus­lands­ak­ti­ven, ihre Expor­te zukünf­tig stär­ker zu diver­si­fi­zie­ren und dazu wei­te­re Aus­lands­märk­te zu erschlie­ßen. Dies sind vor allem grö­ße­re und export­erfah­re­ne­re Unter­neh­men, die – im Gegen­satz zu den klei­ne­ren Mit­tel­ständ­lern — über die not­wen­di­gen finan­zi­el­len und per­so­nel­len Res­sour­cen ver­fü­gen. Aus Sicht der Unter­neh­men an Bedeu­tung gewin­nen dabei ten­den­zi­ell Län­der in Euro­pa – mit Aus­nah­me des Ver­ei­nig­ten König­reichs. Der Brexit mit den dar­aus resul­tie­ren­den neu­en Zoll­vor­schrif­ten und logis­ti­schen Schwie­rig­kei­ten macht den Export gera­de für klei­ne­re Expor­teu­re unat­trak­tiv. Was die Beschaf­fungs­sei­te angeht, so wol­len sich drei von zehn Mit­tel­ständ­lern zukünf­tig stär­ker auf das Inland fokus­sie­ren. Einen teil­wei­sen oder gar kom­plet­ten Rück­zug aus glo­ba­len Wert­schöp­fungs­ket­ten beab­sich­ti­gen aber nur die wenigs­ten (6 %).
 
„Die aus­lands­ak­ti­ven deut­schen Mit­tel­ständ­ler haben ein schwe­res Jahr hin­ter sich. Die Coro­na-Pan­de­mie und die Ein­däm­mungs­maß­nah­men tref­fen sie sowohl im Inland als auch bei Expor­ten und Lie­fer­ket­ten. Die­se Kri­sen­er­fah­rung wird zu nach­hal­ti­gen Ver­än­de­run­gen füh­ren: Vie­le, vor allem klei­ne­re Mit­tel­ständ­ler wol­len ihre Geschäfts­tä­tig­keit zukünf­tig stär­ker auf den inlän­di­schen Markt aus­rich­ten“, kom­men­tiert Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW, den neu­en KfW-Inter­na­tio­na­li­sie­rungs­be­richt. „In der Brei­te wird sich der Mit­tel­stand aber wei­ter­hin im Aus­lands­ge­schäft aktiv. Gera­de stark export­ori­en­tier­te und in glo­ba­le Wert­schöp­fungs­ket­ten ein­ge­bun­de­ne Unter­neh­men sehen wei­ter­hin die Chan­cen, die eine geo­gra­fisch diver­si­fi­zier­te Absatz- und Beschaf­fungs­stra­te­gie bie­tet. Die Vor­tei­le der inter­na­tio­na­len Arbeits­tei­lung blei­ben trotz Coro­na-Kri­se bestehen. Durch die Ein­bin­dung in glo­ba­le Wert­schöp­fungs­ket­ten las­sen sich Effi­zi­enz­ge­win­ne erzie­len, die zur Siche­rung der inter­na­tio­na­len Wett­be­werbs­fä­hig­keit deut­scher Unter­neh­men bei­tra­gen – und damit auch zu Wachs­tum und Wohlstand.“

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