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Zit­ter­par­tie bei Kommunalfinanzen

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Die Coro­na-Kri­se hat Deutsch­land wei­ter fest im Griff und ihre wirt­schaft­li­chen Fol­gen hin­ter­las­sen immer tie­fe­re Spu­ren in den Kas­sen der öffent­li­chen Haus­hal­te. Die kom­mu­na­le Finanz- und Haus­halts­la­ge hat sich nach Ein­schät­zung der Städ­te, Gemein­den und Krei­se im Lau­fe des Jah­res wei­ter zuge­spitzt, wie eine Vor­abaus­wer­tung des KfW-Kom­mu­nal­pa­nels 2021 zur Ein­nah­men- und Aus­ga­ben­si­tua­ti­on zeigt. Bei über einem Drit­tel der befrag­ten Kom­mu­nen (36%) hat sich sowohl die Ein­nah­men- als auch die Aus­ga­ben­si­tua­ti­on seit Mai 2020 – dem Zeit­punkt der ers­ten KfW-Befra­gung zur Coro­na-Betrof­fen­heit – wei­ter ver­schlech­tert. Ein wei­te­res Drit­tel (34%) ist mit gerin­ge­ren Ein­nah­men bei unver­än­der­ten Aus­ga­ben kon­fron­tiert. Nur 15% berich­ten von wei­test­ge­hend sta­bi­len Ein­nah­men und Aus­ga­ben
 
„Die mit Beginn der Coro­na-Pan­de­mie auf­ge­kom­me­ne Befürch­tung erheb­li­cher Ein­nah­me­ein­brü­che in den kom­mu­na­len Haus­hal­ten hat sich vie­ler­orts bestä­tigt“, sagt Dr. Frit­zi Köh­ler-Geib, Chef­volks­wir­tin der KfW. „Doch die vol­len Aus­wir­kun­gen der Kri­se auf die kom­mu­na­len Finan­zen wer­den sich erst mit zeit­li­cher Ver­zö­ge­rung offen­ba­ren. Mit­tel­fris­tig sind neben zu erwar­ten­den Min­der­ein­nah­men die gleich­zei­tig stei­gen­den Aus­ga­ben zur Bewäl­ti­gung der Kri­se eine Her­aus­for­de­rung. Hohe Haus­halts­de­fi­zi­te sind abseh­bar.“
 
Fast drei Vier­tel (73%) der Kom­mu­nen müs­sen der aktu­el­len Ana­ly­se von KfW Rese­arch und dem Deut­schen Insti­tut für Urba­nis­tik zufol­ge gerin­ge­re Ein­nah­men ver­kraf­ten als noch im Früh­jahr 2020 befürch­tet. Maß­geb­lich hier­für ist das Weg­bre­chen von Steu­er­ein­nah­men, wobei ins­be­son­de­re die Gewer­be­steu­er für die Kom­mu­nen eine beson­de­re Rol­le spielt. Für 70% der befrag­ten Kom­mu­nen fal­len die Steu­er­ein­nah­men schlech­ter oder sogar deut­lich schlech­ter aus – trotz der bereits zuge­sag­ten Kom­pen­sa­ti­ons­zah­lun­gen von Bund und Län­dern.
 
Mit Blick auf die Aus­ga­ben schät­zen rund 54% der Kom­mu­nen ihre Lage im Ver­gleich zur Ein­schät­zung im Mai 2020 unver­än­dert ist. Zugleich bewer­ten jedoch auch 43% die aktu­el­le Aus­ga­ben­si­tua­ti­on als schlech­ter oder sogar deut­lich schlech­ter. Hier schla­gen bei einem Groß­teil der Kom­mu­nen (60%) vor allem höhe­re Sach­kos­ten, etwa für pan­de­mie­be­ding­te Schutz­aus­rüs­tung oder Home­of­fice-Aus­rüs­tung zu Buche.
 
Die Finan­zie­rungs­lü­cken dro­hen vor allem zulas­ten der frei­wil­li­gen kom­mu­na­len Auf­ga­ben zu gehen. Denn nur hier sind Kon­so­li­die­run­gen, anders als bei ande­ren Aus­ga­ben­pos­ten (ins­be­son­de­re bei Per­so­nal und Sozia­les), über­haupt umsetz­bar. Stark dürf­te es den Kul­tur­be­reich tref­fen: 42% der Kom­mu­nen erwar­ten, dass sie ange­sichts coro­na-beding­ter Min­der­ein­nah­men künf­tig weni­ger Geld hier­für aus­ge­ben wer­den. Ähn­lich sieht es aus für Sport­an­ge­bo­te (32%) und für sozia­le Ange­bo­te z.B. für Jugend­li­che oder Senio­ren (27%), die eher redu­ziert wer­den dürf­ten. Kultur‑, Sport- oder Sozi­al­an­ge­bo­te dürf­ten vor allem in jenen Kom­mu­nen lei­den, in denen schon zuvor die Bud­gets knapp waren. In der KfW-Befra­gung zeigt sich, dass finanz­schwa­che Gemein­den, Städ­ten und Krei­se deut­lich häu­fi­ger den Rot­stift an den frei­wil­li­gen Aus­ga­ben anset­zen wer­den als finanz­star­ke.
 
Die kom­mu­na­le Inves­ti­ti­ons­pla­nung reagiert auf­grund der lan­gen Vor­läu­fe nur ver­zö­gert auf exter­ne Schocks wie die Coro­na-Pan­de­mie. Noch ist dar­um kein Ein­bruch der Inves­ti­ti­ons­aus­ga­ben zu ver­zeich­nen. Auch kom­mu­na­le Inves­ti­tio­nen in Quer­schnitts­auf­ga­ben wie Digi­ta­li­sie­rung, Kli­ma­schutz oder Demo­gra­fie zei­gen sich in der Kri­se als über­ra­schend robust. Den­noch geht ein Fünf­tel der Kom­mu­nen bereits jetzt von mit­tel­fris­tig sin­ken­den Inves­ti­ti­ons­aus­ga­ben aus. Und 57% wür­den dies zumin­dest erwar­ten, wenn die Ein­nah­men wei­ter sin­ken. Somit erschwert die aktu­el­le Unsi­cher­heit die Inves­ti­ti­ons­pla­nun­gen für die nächs­ten Jah­re. „Wenn die kom­mu­na­le Inves­ti­ti­ons­tä­tig­keit an Fahrt ver­liert, wird es schwie­ri­ger, nach der Kri­se wie­der Tem­po auf­zu­neh­men und die gesamt­staat­li­chen, trans­for­ma­ti­ven Her­aus­for­de­run­gen anzu­ge­hen. Des­halb brau­chen die Kom­mu­nen die erfor­der­li­che finan­zi­el­le Pla­nungs­si­cher­heit“, so Köhler-Geib.

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